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Eure Eindrücke zu warhnehmbaren Veränderungen und/oder erkennbaren Strategien (Politik)

markus, Dienstag, 23.09.2025, 17:50 (vor 82 Tagen) @ Habakuk

Die "schlimmen Zustände" sind ja nicht vom Himmel gefallen. Die waren die Fplge der Industrialisierung. Da muss man nichts schön reden.


Nein, das lag nur an den Arbeitgebern, nicht an den Maschinen. Ein rein soziales Problem.

Ohne die Profitgier der Arbeitgeber hätte es doch die Maschinen nicht gegeben. Die wurden nicht aus Menschlichkeit erfunden.

Was ich ursprünglich zum Ausdruck bringen wollte, ist: Nicht jeder technische Fortschritt nutzt dem Menschen. Und manche Dinge sind einfach Scheiße.

Produktivitätssteigerungen durch Maschinen und KI sind eine Grundvoraussetzung für steigenden Wohlstand. Wenn die Produktivität steigt, können mit denselben Mitteln mehr oder bessere Güter hergestellt werden. Damit der Wohlstand tatsächlich wächst, müssen die Erträge jedoch sinnvoll verteilt werden. Dann erwirtschaften Unternehmen höhere Gewinne, es können höhere Löhne gezahlt oder die Arbeitszeiten reduziert werden.

Dieses Zusammenspiel hat in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg gut funktioniert. Starke Gewerkschaften haben ihren Anteil am wachsenden Kuchen eingefordert und auch durchgesetzt. Seit Mitte der 1990er-Jahre geht die Tarifbindung jedoch zurück. 1998 arbeiteten in Westdeutschland noch 76 % der Beschäftigten nach Tarifvertrag, 2024 waren es nur noch 50 %. In den ostdeutschen Bundesländern ist die Quote noch deutlich niedriger. https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-5/tarifbindung-arbeitnehmer.html

Ein Grund dafür ist, dass viele Beschäftigte, insbesondere Jüngere, nicht mehr in Gewerkschaften eingetreten sind. Mit dem Mitgliederschwund ist auch die Drohkulisse von Streiks geschwunden. Viele Unternehmen sind daraufhin aus der Tarifbindung ausgestiegen. Ein Unternehmen denkt auch anders: Warum sich Tarifverträgen unterwerfen, wenn kein Druck von der Belegschaft mehr ausgeht? Neueinstellungen erfolgten dann häufig zu schlechteren Konditionen. Diese Entwicklung ist ökonomisch nachvollziehbar. Ein Unternehmen ist kein Sozialinstitut, sondern muss im Wettbewerb bestehen und dabei Gewinne erzielen. Bleibt der Druck von unten aus, bestimmen allein Angebot und Nachfrage den Lohn.

Der Politik kann man dafür kaum die Schuld geben. Wir leben nicht in einem System mit Einheitslöhnen. Löhne müssen immer auch die jeweilige wirtschaftliche Lage widerspiegeln: Wo hohe Gewinne erwirtschaftet werden, sind prinzipiell auch höhere Löhne möglich, aber nur, wenn die Belegschaften sie einfordern. Andernfalls akzeptieren Beschäftigte, dass ihre Gehälter hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurückbleiben. Ich kenne Fälle, in denen Mitarbeiter seit zehn Jahren auf demselben Bruttolohn sitzen. Und trotzdem nichts unternehmen, um gemeinsam bessere Bedingungen auszuhandeln.


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