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Eure Eindrücke zu warhnehmbaren Veränderungen und/oder erkennbaren Strategien (Politik)

markus, Samstag, 20.09.2025, 16:21 (vor 85 Tagen) @ Fonzie

Ja, weil die Rahmenbedingungen schlechter sind als im Ausland. Wollen wir sie verbessern, damit mehr in Deutschland investiert wird, dann aber mit der Konsequent, dass Superreiche ihr Vermögen mit zusätzlicher Rendite aus Deutschland ausbauen? Oder wollen wir die Bedingungen weiter verschlechtern (dann unbedingt permanent mit Dingen wie Erbschafts- und Vermögenssteuer drohen)?


Weltweit wachsen die Vermögen der reichsten Menschen prozentual um ein Vielfaches schneller, als das der Menschen weiter unten in der Vermögenspyramide. Das gilt auch für Deutschland. Das ist doch mit der angesprochenen Entkopplung gemeint. Zudem hinkt BMW hinterher dem Durchschnitt hinterher.

Es kann auch jeder Normalo an den prozentualen Steigerungen der Märkte profitieren. Er muss sein Geld halt entsprechend anlegen. Mit Tagesgeld, Riester und Bausparvertrag geht das nicht. Das ist aber überhaupt nichts Neues. Das war schon immer so. Und: Es war noch nie so einfach wie heute, genau das zu tun. Eine Klatten bekommt anteilig die gleiche Dividendenausschüttung wie der Kleinanleger. Der Kursverlauf ist ebenso exakt gleich. Ich würde sogar behaupten, dass mein Vermögen prozentual schneller wächst, denn neben den exakt gleichen prozentualen Steigerungen des Ist-Vermögens kommt ja noch eine gewisse Sparrate aus dem Hauptjob dazu.


Im Grunde argumentierst du ja mit trickle-down-economics: Wenn es den reichen Menschen gut geht, geht es den Unternehmen gut und dann landet das bei den Arbeitnehmern. Nur leider passiert das eben nicht mehr. Das vermehrte Geld bleibt im Kapitalmarkt, der sich schon längst von irgendwelchen Gewinnprognosen entkoppelt hat und vermehrt sich. Die Arbeiter sind dann eher ein notwendiges Übel, an dem man so gut es geht spart.

Was aber vor allem auch an den Arbeitnehmern liegt. Wenn von unten kein Druck mehr aufgebaut wird, kommen keine Tarifverträge und damit auch keine angemessenen Gehälter zustande. Man darf eins nicht vergessen: Unternehmer haben das Ziel, eine bestmögliche Rendite bei möglichst hohem Umsatz zu erzielen. Von alleine wird niemand mehr Geld ausgeben als notwendig. Man hat es in Deutschland halt komplett verlernt, seine Rechte auch einzufordern. Denn gerade mit dem Recht auf Kollektivverhandlungen können die normalen Marktmechanismen ein ordentliches Stück ausgehebelt werden.

Ebenso wie oben: Man muss das wollen und etwas dafür tun. Mich nervt dieses Gejammere bei gleichzeitigem nicht Ausschöpfen des eigenen Potentials.

Das ist beides untrennbar miteinander verbunden. Und das ist auch das Dilemma der Regierung. Die Union will die Bedingungen für Unternehmer verbessern (Senkung von Steuern für Unternehmen), die SPD will eher in die andere Richtung (Erbschaftssteuer und höhere Mindestlöhne).


Du argumentierst ja immer mit Investition in Unternehmen und Innovation. Das steht in meiner Wahrnehmung einer höheren Erbschaftssteuer mit weniger Ausnahmeregelungen oder auch einer höheren Kapitalertragssteuer nicht entgegen. Wenn man Innovation und Investitionen steigern will, könnte man das dann ja an anderen Stellen über Subventionen oder steuerliche Vorteile bei Investitionen regeln. Man könnte über eine Erhöhung der Erbschaftssteuer auch die Lohnsteuer senken, so dass Arbeitskraft günstiger wird. Es gibt letztlich tausend Möglichkeiten, das unter einen Hut zu bringen.

Das ist dann aber „linke Tasche, rechte Tasche“. Man muss sich für einen Weg entscheiden. Sind die Rahmenbedingungen in Deutschland derzeit zu schlecht oder zu gut? Mit Mogelpackungen wie „wir geben dir das, dafür nehmen wir dir das“ oder umgekehrt, wirst du niemanden überzeugen können, hier zu investieren. Gerade Familienbetriebe wirst du mit einer Erbschaftssteuer abschrecken. Eine höhere Kapitalertragssteuer beträfe die ganz Großen gar nicht. Die haben ganz andere Möglichkeiten, ihr Vermögen im Ausland zu parken.

Um die Frage zu beantworten: In einer Rezession muss man eher die Rahmenbedingungen verbessern. Unattraktive Dinge wie Erbschaftssteuern sind Diskussionen, die während einer gut laufenden Wirtschaft geführt werden sollten, weil sie dann weniger weh tun.


Über Mindestlöhne kann man dann vielleicht streiten. Aber de facto werden Arbeitslose und Mindestlohnempfänger in unserer Gesellschaft immer weiter abgehängt und da ist es nun mal auch Aufgabe des Staates, sich des Problems anzunehmen.

Nein. Eigentlich ist es alleinige Aufgabe der Belegschaften, sich zusammenzutun und angemessene Tariflöhne herauszuholen. Dummerweise sind die Mitgliederzahlen der Gewerkschaften seit Jahrzehnten rückläufig und damit auch die Tarifbindung, da die Gewerkschaften nicht mehr überall durchsetzungsfähig sind. Der Mindestlohn soll eine absolute Lohnuntergrenze gewährleisten. Es bleibt aber Aufgabe der Tarifpartner, angemessene Löhne festzulegen. Dummerweise kannst du niemanden dazu zwingen. Wenn Arbeitnehmer das nicht wollen, ist das auch dann zu akzeptieren, wenn deren Löhne eigentlich Scheiße sind.


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