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Eure Eindrücke zu warhnehmbaren Veränderungen und/oder erkennbaren Strategien (Politik)

Habakuk, OWL, Montag, 22.09.2025, 16:18 (vor 83 Tagen) @ majae

Es waren 2005 auch die Reallöhne deutlich schlechter, es gab deutlich weniger Jobs und mehr Arbeitslose.
Es gibt heute mehr Investitionen, modernere Technik, bessere Netze, digitale Fortschritte. Und für die, die in der Nahrungskette ganz unten stehen, ist mit dem Mindestlohn und der Grundrente eine wesentliche Verbesserung erzielt worden. Wer also wirklich wieder ins Jahr 2005 zurück möchte, hat den Arsch gewaltig offen.


Ich weiß nicht, ob der technische Fortschritt für so viel mehr Lebensqualität gesorgt hat. Ja, es ist nett nicht mehr aufs lineare Fernsehen angewiesen zu werden, dafür verschwendet man unzählige Stunden Lebenszeit damit, sich durch den Schrott von Netflix zu klicken. Ja, es ist nett Zugang zum Internet und damit dem globalen Wissen in meiner Hosentasche zu haben, dafür ist dieses Internet hauptsächlich von den größten Firmen der Welt kontrolliert, die uns in eine Dopaminsucht geschickt und unsere Aufmerksamkeitsspanne praktisch pulverisiert haben.
Auf der anderen Seite steht durch den technischen Fortschritt die Bedrohung durch KI vor der Tür, welche das Potential hat, den Arbeitsmarkt massiv umzuwälzen und zu Massenarbeitslosigkeit führen kann.
Höhere Reallöhne im Jetzt stehen ungewissen Zukunftsaussichten auf den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland gegenüber.
Ich denke es bringt auch gar nicht viel, sich einzelne Punkte rauszusuchen. Die Lebensqualität eines Menschen bemisst sich nicht in der Netzabdeckung. Dafür ist ein Blick auf das Gesamtbild nötig, wo imho (existentielle) Sorgen eine große Gewichtung haben. Ich kann das nicht bewerten, 2005 war ich gerade mal volljährig, das lässt sich nicht vergleichen. Aber ich habe meine Zweifel daran, dass das Leben in Deutschland vor 20-30 Jahren schlechter war, als heute. Die Wahlergebnisse geben mir da recht.

Ich kann rückblickend einen längeren Zeitraum als du überblicken und teile deine Skepsis bezüglich einer verbesserten Lebensqualität ebenfalls. Aus meiner Sicht gibt es leider nur wenige Bereiche, in denen über die Jahrzehnte wirklich Fortschritte für den Menschen erreicht wurden. Das sind in erster Linie Medizin, Hygiene, Lebensmittelqualität (mit Einschränkungen) und natürlich Arbeitsbereiche, in denen körperliche Arbeit durch technische Verbesserungen erleichtert wurde.

Der größte Teil der fortschreitenden Technisierung erweist sich im Alltag aber oft als eine Scheinverbesserung. Als in den 80er-Jahren Computer zunehmend Einzug in den Alltag fanden, war man im Glauben, dass sie uns allen eine immense Zeitersparnis bringen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Viele von uns kleben Tag für Tag etliche Stunden an digitalen Geräten. Wir sind dauernd erreichbar und müssen es inzwischen auch sein. Das Smartphone ist bei den meisten Menschen doch nur ein Spielzeug, mit dem sie ihre sinnlosen Süchte befriedigen. Ich brauche für die Bedienung meines Toasters, der Spülmaschine (gute Sache) und der Stereoanlage kein Smart Home. Im Gegenteil. Zuviel Technik geht mir zunehmend auf den Senkel, weil man ein neues Radio heute nicht mehr einfach anschalten kann, sondern sich erst drei Tage durch bescheuerte Menüs manövrieren muss, um eines seligen Tages den Wunschsender einstellen zu können.

Unser angeblicher Fortschritt hat außerdem zu einer exzessiven Vermüllung unserer Umwelt mit Plastik und sonstigem Abfall, Lärm und Gestank geführt. Ich persönlich würde liebend gern den nächsten DeLorean nehmen und ein paar Jahre zurückreisen.

Was sicher nicht stimmt, ist dass die finanziellen Möglichkeiten heute schlechter sind als vor 20, 30 oder 40 Jahren. Für vergleichbare, ja bessere Artikel muss man heute weniger Arbeitszeit investieren als früher. Was schlechter geworden ist, ist hingegen die Verfügbarkeit öffentlicher Einrichtungen und Leistungen. Und natürlich das gesellschaftliche Klima, übrigens auch eine Folge der blöden asozialen Medien. So. Wort zum Montag Ende.


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