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Danke (Politik)

Pfostentreffer, Mittwoch, 17.09.2025, 11:58 (vor 88 Tagen) @ Phil

Ich kommen ja gebürtige aus der unmittelbaren Nähe Dortmunds. Und war, bis ich dann die Region 2000 verließ sehr oft in der Dortmunder Innenstadt. Ab dann führte mich mein Weg nur noch selten dorthin, obwohl ich ja ständig in Dortmund war - aber eben i.d.R. nur am Stadion....

Letztes Jahr war ich dann einige Wochen wieder vor Ort und faste jeden Tag in der Stadt. Und hatte viel Zeit. Und bin dann dort mal umhergelaufen. Und war definitiv erschrocken, was aus der Stadt geworden ist. Angst? Ich bin kein ängstlicher Typ und die habe ich eigentlich nie. Aber habe ich das alles irgendwie als normal empfunden? Nein.

Ich lief da vormittag rum und habe mir gedacht, dass das doch wirlich ein Trauerspiel ist. Alles ist dreckig. Vieles kaputt. Klar, auch viele Baustellen, aber die wirken auch schon eher im "Ewigkeitsmodus". Die Einkaufsstraße selbst bietet kaum noch attraktive Einkaufsmöglichkeiten. Wirklich etwas schönes zum "da trinke ich mal ein Kaffee"? Nicht wirklich gefunden. Dass dann, je näher man dem Bahnhof kommt, auch noch ein erhebliches Drogenproblem vorzuherrschen scheint, nicht zu übersehen. Und da drumherum auch ein sicherlich ein Kriminalitätsproblem. Ich wurde mehrfacht unangnehm angesprochen und wie gesagt, ich bin da weder ängstlich noch irgendwie empfindlich. Aber die Drogenszene ist da schon umfangreich und kommt einem doch sehr nah.

Ok.

Ich habe ja nicht geschrieben, dass alles Taco ist.

Sondern habe Didis Beitrag so verstanden, dass "normale Leute" wie Eisen nicht mehr in die Innenstadt gehen, weil es gefährlich ist weil dort zu viele Ausländer sind (das war der Ausgang der Diskussion). Schliesslich sagt er ja, dass grundlegende Problem ist die Integration.

Und das sehe ich eben vor allem als Produkt der medialen Wahrnehmung.

Das es in Dortmund nicht super schön und nicht das Taka-Tuka-Land ist, ist ein ganz andere Punkt.

Und tatsächlich bestätigst du ja ebenfalls meinen Übergeordenten Punkt. Denn alle Dinge die du auffährst, liegen nicht bei "den Ausländern / Flüchtlingen".

- Alles dreckig, alles kaputt - fehlende Investitionen der letzten Jahrzehnte, im Ruhrgebiet ganz besonders mit der höchsten Armutskonzentration Deutschlands. Schuld der Flüchtlinge: Keine

- Viele lange Baustellen - Schuld der Flüchtlinge: Keine

- Kaum noch attraktive Einkaufsmöglichkeiten - Schuld der Flüchtlinge: Keine

- Kein schönes Cafe: liegt ebenfalls nicht bei den Flüchtlingen

- Drogenproblem am Bahnhof - Flüchtlinge sind dafür nicht die Ursache.

- Kriminalität bei Drogenszenen - Ebenfalls nicht von Flüchtlingen verursacht


Alle die Dinge, die du ansprichst, liegen nicht primär an Flüchtlingen. Und doch wird hier gesagt, sie sind das primäre Problem, was vor allem auf mediale Einflussnahme zurückzuführen ist. Ich bin dir dankbar, dass dein Beitrag das Gegenteil aufzeigt.

ich hatte die Diskussion schon häufig innerhalb meiner Familie.

Meine Schwester sagte mir, sie hat sich so unwohl gefühlt, als sie den alten Markt betreten hat.

"Warum?

Da sassen zehn Schwarze am Brunnen und ich hatte mir meiner Tochter Angst.

Warum?

Ja mh, weiss ich nicht, wirkte bedrohlich

Du hast schon 100 x die Situation erlebt, dass dort Männergruppen sitzen. Hast du dich da auch bedroht gefühlt?

Nein.

Aber wann dort eine schwarze Männergruppe sitzt, schon?

Ja"

Und das halte ich für sehr typisch. Die Wahrnehmung der Gefahr wird durch die nun mindestens 1 Jahrzehnt andauernde mediale Dauerbeschallung wie schlimm doch Flüchtlinge und Ausländer sind drastisch erhöht. Und jedes "war doch klar wer es war" trägt dazu bei und befruchtet es weiter.

So werden wir nur weiter in eine Richtung marschieren.


Kurzum, es war wirklich alles eher so, dass ich mir dachte "hier muss ich nicht mehr hin". Also weniger "hier ists gefährlich für mich", aber wirklich anziehend ist das alles nicht. Und das kann einfach so nicht gehen. Verstehe schon, warum da so mancher sagt "Nö. Ist mir alles zu unangenehm".

Wie gesagt, dass kann ich ebenfalls gut verstehen. Aber es sind nicht die Flüchtlinge, die das zu verantworten haben.


Klar, geht man in die schöneren Viertel, findet man auch schöne Ecken und die Dinge sehen schon anders aus.

Aber wenn da jemand am Dormtunder Hauptbahnhof ankommt und sich nur zum Fußball Museum bewegen will. Tagsüber. Der muss sich halt schon wundern. Und wie du sagst, ist nicht jeder so stoisch wie du oder ich und denkt sich "Naja, könnte auch schlimmer sein und was solls". Ich weiß nicht, ob man das alles immer mit einer verzerrten medialen Realität abtun kann.

Das hat mir abtun gar nichts zu tun, sondern damit, dass diese einen grossen Teil dazu beiträgt. Ich mache auch niemanden -speziell Eisen nicht - einem Vorwurf.

Wo genau soll da auch die Benchmark sein, ab wann das nicht mehr so ist.

Das Beispiel aus Zürich fand ich schon sehr eindrücklich, aber natürlich auch persönlich erlebt, dann wirkt es immer stärker.

Oder wenn in den USA jetzt eine kritische Anzahl an Leuten glauben, das L.A., Chicago oder Washington so gefährlich sind (obwohl es viel gefährlichere Städte gibt, die sind aber nicht demokratisch regiert), dass es berechtigt ist, dass die Nationalgarde einläuft, dann ist die Benchmark überschritten.

Oder in Israel (und auch ausserhalb) immer mehr Menschen glauben, dass es schon ok ist hundertausende umzubringen, dann ist es überschritten.

Oder wenn in Deutschland Leute sagen, dass alles was du jetzt aufgeführt hast an den Flüchtlingen liegt, dann ist die Benchmark überschritten.

Oder glauben, dass fossile Energien die Zukunft sind und Deutschland das einzige Land, welches überhaupt versucht was gegen den Klimawandel zu tun, und überhaupt China und nur 2 % und so, dann ist die Benchmark überschritten.

Ja, das Land ist sicherer geworden. Der Dortmunder Bahnhof auch? Ja, die Straftaten sind zürückgegangen. Schwere Körperverletzungen auch? Da liegt dann alles auch etwas mehr im Detail.

Das kann ich dir nicht sagen, die Zahlen kenne ich nicht. Ich würde stark vermuten, dass während und nach Corona die Gewalttaten zugenommen haben. Aber: Auch die Ursache dafür sind nicht Flüchtlinge.


(Und klar, es ist nun nicht so, dass vor 30-40 Jahren das alles FANTASTISCH war und man vor lauter Glückseligkeit nicht wusste, wo man zuerst hingehen soll.)

Das bestimmt nicht. Vor allem nicht für alle und nicht für alle Gruppen, als Schwuler habe ich da aber vielleicht einen anderen Blick drauf.

Mein Hauptpunkt ist, wie du vielleicht gemerkt hast: Wir sollten aufhören, für alles Flüchtlinge verantwortlich zu machen und uns vielleicht mal den echten Ursachen der Probleme widmen und mögliche praktikable Lösungswege zu suchen, anstatt den ganzen Tag darüber zu diskutieren, wie furchtbar doch diese bösen Flüchtlinge sind, die für die meisten der von dir angesprochenen Problem eben nicht ursächlich sind.

MFG
Phil


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