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AfD - Partei der Arbeiter und Arbeitslosen [FAZ] (Politik)

pappnase, Dienstag, 25.02.2025, 00:03 (vor 292 Tagen) @ FourrierTrans

Die Hypothese, dass aufgrund enorm steigenden ökonomischen Drucks in der Gesellschaft immer mehr nach "unten getreten" wird (vice versa Nationalismus um sich greift), scheint auch die Wahl von gestern zu erhärten.

Aus der FAZ:

"Bitter sind die Werte für die SPD umso mehr, je tiefer man in die Analyse geht. Denn die Sozialdemokraten verstanden sich seit jeher als Partei der Arbeiter. Diesen Titel sind sie mittlerweile los. In etwa jeder Zweite, der die SPD vergangenes, aber nicht dieses Mal gewählt hat, gibt an, dass die Partei die Interessen der Arbeitnehmer vernachlässigt. Und: Dass sie sich mehr um Bürgergeldempfänger kümmert als um Leute, die hart arbeiten und wenig Geld verdienen.
Als neue Partei der Arbeiter kann man nun die AfD bezeichnen. Interessanterweise ist sie auch gleichzeitig die Partei der Arbeitslosen. Bei beiden Wählergruppen liegt sie klar vorn."

[image]

https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/bundestagswahl-2025-afd-wird-mehrheitlich-aus-ueberzeugung-gewaehlt-110316171.html


Ich kann schon nachvollziehen, dass Menschen, die sich selbst der "Arbeiterklasse" zuordnen, sich längst nicht mehr von der SPD vertreten fühlen. Ich bin Mitte der 80er geboren und kenne im Grunde seit ich die Politik verfolge im Wesentlichen zwei Ziele:
- Maximierung der Abiturientenquote
- Maximierung der Akademikerquote unter den Absolventen

Man hat das zwar nie explizit gesagt, aber ich kann gut nachempfinden, wenn Menschen mit Haupt-/Realschulabschluss und Ausbildung statt Studium sich da als eine Art Bildungsverlierer sehen.
Die Folgen sieht man mittlerweile auch überdeutlich: Es entscheiden sich anteilsmäßig wenige junge Leute für eine Ausbildung, man kann aktuell bspw wirklich nicht von einer Handwerkerschwemme reden...

https://www.uni-mannheim.de/news/internationale-studie-radikal-rechte-parteien-zu-kopieren-hilft-der-mitte-nicht-im-gegenteil/

Die Inhalte rechts­radikaler Parteien zu übernehmen ist keine erfolgversprechende Taktik, um Wählerinnen und Wähler für das gemäßigte Parteienspektrum zurückzugewinnen. Darauf weist anlässlich der französischen Präsidentschafts­wahl der Mannheimer Politik­wissenschaft­ler Dr. Denis Cohen hin.


An der Stelle habe ich meine Zweifel, ob objektive Fakten dann am Ende auch möglichst ergebnisoffen interpretiert werden. Man kann einerseits kritisieren, wenn die Union in Teilen 1:1 AFD Positionen in ihrem Antrag stehen hat. Die Interpretation wäre dann, dass hier der AFD hinterhergelaufen wird. Man kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass es gerade das Problem ist, dass es lange Zeit im demokratischen Spektrum kaum kritische Diskussionen zu den negativen Aspekten der Migration gab im Verhältnis zur Dringlichkeit, mit der große Teile der Bevölkerung das Thema gewichten.
Bei dieser Interpretation kommt man dann weniger zu dem Schluss, dass der AFD hinterhergelaufen wird. Eher wird deutlich, dass da eine große Flanke offen war, die es zu schließen gilt. Äußerungen von Scholz vor etwa einem halben Jahr gehen schon auch in diese Richtung.

Ergänzend noch: Meine Kommentare sollen keine Werbung für die AFD sein. Es sind Nazis, ich lehne diese Partei ab.


Thema Bildungsversprechen. Ob man da mit einem Studium jetzt noch so in die Sternen greifen kann, für das Gros der Akademiker, sei mal dahingestellt. Laut Stepstone liegt das Bruttodurchschnittsgehalt für einen Ingenieur in Deutschland 2025 bei knapp 64k, Perplexity sagt, man bewegt sich im Schnitt zwischen 57-68k Brutto. Vermutlich bei nicht-IGM-gebundenen Betrieben, bei den großen IGM-Konzernen sieht die Welt noch etwas rosiger aus. Da kann man sich dann bei der hiesigen Kostenstruktur überlegen, inwieweit man noch ein "Gewinner" ist.

Will ich nicht bestreiten. Ich hab da das "Glück" als Ingenieur mit Arbeitgeberstandort im Süden Deutschlands, Konzern, viel Homeoffice etc manche bittere Pille bei Gehalt, Arbeitsplatzverlust usw nicht schlucken zu müssen und trotzdem in NRW meine Familie zu haben. Das wird manchem Akademiker hier anders gehen.
Aber: Kernpunkt ist doch, dass es dem Handwerksmeister bei uns doch im Prinzip ganz gut gehen sollte, wenn es keine Pfeife ist (lasse mich gerne korrigieren). Man kann sich die Aufträge aussuchen. Weil in der Politik kaum für den Berufszweig "Handwerk" geworben wurde und die Konkurrenz fehlt, obwohl wir von guten Handwerksbetrieben eben genauso abhängig sind wie von guten Ärzten, Ingenieuren und sonstigen Akademikern.
Klingt erstmal nicht schlecht für den einzelnen Betrieb. Dummerweise fehlt dem Handwerksmeister dann trotz eigentlich guter Perspektive halt der Azubi, wenn alle studieren wollen, weil man das halt so macht... Und da wäre meine Vorstellung in all den vergangenen Jahren und Jahrzehnten halt gewesen, dass eine tatsächliche/vermeintliche Arbeiterpartei den Fokus auf Ausbildungsberufe im Allgemeinen deutlich stârker behält und diese beruflichen Wege deutlich stärker öffentlich wertschätzt.

(Das Handwerk habe ich hier beispielhaft für Ausbildungsberufe gewählt, weil es mir am präsentesten ist)


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