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Du drückst das Kernproblem aus (Politik)

Ulrich, Samstag, 07.09.2024, 21:44 (vor 457 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

"Graue" Dörfer und Städte, Wände, die vermutlich seit der Gründung der DDR keine Farbe mehr gesehen hatten. In Altbaugebieten wie Prenzlauer Berg komplett heruntergekommene Gebäude, die teilweise unbewohnbar waren. Von Herbst bis Frühjahr Braunkohledunst über den Städten. Geruch vom Abgasen von Zweitaktmotoren das ganze Jahr. Ein seltsamer Geruch von einem in der DDR verbreiteten Reinigungsmittel, nach dem Büros, Reichsbahnzüge, etc. der mir noch immer in der Nase hängt. Und in der Tat Schlaglöcher sowie auf einigen Autobahn abgesackte Betonplatten, so dass man mit dem Auto geradezu von Spalte zu Spalte hoppelte.


Manche werten solche Beschreibungen, auch wenn sie teilweise stimmen, als Vorwurf gegenüber der DDR-Bevölkerung.
Und ich behaupte, manche Altbundesrepublikaner meinen das auch als Vorwurf und Beweis für die Faulheit der Ossis.

Für mich ist das ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft der DDR nicht funktionierte. Ich war südlich von Leipzig in einem Chemiewerk, das noch aus dem Dritten Reich stammte. Und ich befürchte, das war keineswegs die Ausnahme.

Trotz Plattenbauten und Abwanderung bis zum Bau der Berliner Mauer gab es in der DDR Wohnungsnot. Unter anderem auch deshalb, weil man es nicht schaffte, die vorhandene Bausubstanz komplett zu erhalten. Das betraf auch die in der DDR durchaus noch vorhandenen privaten Vermieter. Die Mieten waren staatlich vorgegeben. Und sie waren so niedrig, dass man davon größere Maßnahmen am Gebäude finanzieren konnte.

Ein guter Bekannter von mir, gebürtiger Ostberliner, hat kurz nach der Wende in Prenzlauer Berg eine Wohnungsbaugenossenschaft mit gegründet, die Häuser aufgekauft und saniert hat. In vielen Fällen eine Sisyphusarbeit, die Gebäude waren häufig komplett vergammelt. Die Dächer waren im Krieg auch bei ansonsten unbeschädigten Gebäuden stark beschädigt und in der Regel nur notdürftig repariert, im Laufe der Jahrzehnte war die vielfach verwendete Dachpappe undicht geworden. Dachböden waren teilweise seit vielen Jahrzehnten von Tauben besetzt gewesen, und die hatten u.a. riesige Mengen an Kot hinterlassen.

Es gehört dann schon ein Maß an Selbstbewußtsein dazu, nicht in die Falle Opfermentalität zu tappen.

Mich würden mal Zahlen interessieren, wie viele Ossis schon den Westen besucht haben und umgekehrt im Verhältnis zur Bevölkerungszahl.
Und vor allem, mit welchen Eindrücken man zurück kam.


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