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Früher wurde von Rechtsaußen als "Vaterlandsverräter" gebrandmarkt, wer Moskau zu nahe zu stehen schien (Politik)

Ulrich, Donnerstag, 05.09.2024, 15:43 (vor 459 Tagen) @ Eastwood

Was die Ziele angeht, definitiv. Was die Umsetzung angeht, leider vielfach nicht. Hier setzt man zu häufig auf die falschen Leute. Der Strommarkt in Deutschland beispielsweise könnte uns in Kürze komplett um die Ohren fliegen.


Da soll sich jetzt aber etwas tun:

https://www.heise.de/news/Bundesnetzagentur-kuendigt-Reform-des-Strompreismodells-an-9856148.html

Das wird aber nicht funktionieren. Wir benötigen einen Strommarkt, auf dem nur die elektrische Energie gehandelt werden kann, die man dann auch vom Verkäufer zum Käufer transportieren kann. ansonsten werden die Kosten für Redispatch durch die Decke gehen.

Hierbei geht es zunächst einmal um den an den Strombörsen zentral gehandelten Strom vor allem aus erneuerbaren Quellen. Die Kaufleute und Juristen gehen davon aus, dass Deutschlands Stromnetz eine "Kupferplatte" ist, über die man z.B. mit Hilfe von Windkraft in Norddeutschland transportierten Strom in den tiefen Süden Deutschlands transportieren kann. Das funktioniert aber nicht. Irgend jemand aus Bayern kauft z.B. Windstrom aus Schleswig-Holstein. Der aber kann physikalisch nicht nach Bayern transportiert werden. Also bezahlt der Kunde zwar den -in der Regel billigen- Windstrom. Die Windkraftanlagen werden aber abgeschaltet, der Strom wird von einem fossilen Kraftwerk in der Nähe des Käufers erzeugt. Das wiederum zahlen alle Stromkunden über das Netzentgelt. Der Irrsinn kann sogar weiter gehen. Es gibt Zeiträume, in denen der Strompreis negativ wird. Da bekommt jeder Käufer noch Geld hinzu, wenn er den Strom abgibt. Es kann sein, dass ein Sturm und eine Überangebot im Norden dafür sorgen, dass wegen eines Zuviel an Windstrom diese negativen Preise auftreten. Dann kann der Strom aber z.B. in Süddeutschland trotzdem knapp sein. Trotzdem werden dann auch dort neuere Windkraftanlagen abgeschaltet, das Kriterium ist lediglich "negativer Strompreis", egal aus welchem Grund. Und in diesem Fall heißt es, man braucht noch mehr Resdispatch aus fossilen Quellen.

Wir werden in absehbarer Zeit Speicherbetreiber im Netz haben, die bei niedrigen Strompreisen zukaufen und dann bei hohen verkaufen. Angesichts der Einspeisung aus der Photovoltaik ist das dringend notwendig. Aber gleichzeitig dürfte das die Redispatch-Kosten weiter explodieren lassen. Je nachdem, wo der Speicherbetreiber sitzt, könnte er unter Umständen den billigen Strom gar nicht verwenden, statt dessen müssen noch mehr fossile Kraftwerke angeworfen werden.

Und nicht zuletzt betreiben die Besitzer großer fossiler Kraftwerke Arbitrage. Die verkaufen ihre Produktion teils langfristig, teils auf mehrere Jahre im Voraus. Wenn sie z.B. ihren Strom für vier, fünf Cent pro Kilowattstunde vermarktet haben, sie aber an der Börse z.B. nur ein, zwei Cent zahlen müssen, dann produzieren sie unter Umständen nicht selbst, sondern kaufen in Leipzig an der Strombörse ein und stellen den dort gekauften Strom ihren Kunden zur Verfügung. Und man kann das sogar noch eine Stufe weiter denken: Falls dieser Strom aus regenerativen Quellen nicht durch das Netz transportiert werden kann, wer hat wohl die für Redispatch notwendigen fossilen Kraftwerke?

Staaten wie Italien, Dänemark, Schweden, Finnland oder Norwegen sind in mehrere Strompreiszonen aufgeteilt frei handeln kann man den Strom nur in der jeweiligen Strompreiszone. Will man ihn über mehrere Zonen transportieren, dann nur, wenn die Netzbetreiber auch die Kapazitäten dafür haben. Die EU fordert schon seit längerem, Deutschland nach diesem Vorbild in z.B. vier unterschiedliche Strompreiszonen aufzuteilen. Eine Alternative wäre das US-Modell. Da wird die elektrische Energie jeweils dezentral an den großen Netzknoten gehandelt. Redispatch kann da gar nicht auftreten. Alle Änderungen würden aber dazu führen, dass Strom im Norden und Nordosten deutlich günstiger werden würde. Je weiter man nach Süden käme, um so teurer würde er. Deshalb sperrt sich die Politik so entschieden dagegen. Aber bereits jetzt entstehen so jährlich Milliardenkosten, und die werden in der nahen Zukunft weiter ansteigen. Irgendwann wird der Druck so groß, dass man nachgeben muss.


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