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So gefährlich ist Impfstoff-Nationalismus (Corona)

markus, Sonntag, 31.01.2021, 19:19 (vor 1182 Tagen) @ Ulrich

Viel ist in den vergangenen Corona-Monaten über Impfstoff-Nationalismus diskutiert worden, vor allem darüber, wie man ihn vermeidet. Doch spätestens seit der Impfstoff-Hersteller Astrazenca seinen Lieferplan für die EU reduziert hat, verbreitet sich der böse Geist ganz ungeniert: Warum bekommen die Briten ihren Impfstoff und nicht die EU?, fragt man in Europa. Aber niemand dort fragt: Warum bekommt Afrika so gut wie gar keinen Impfstoff? "Wenn wir über Impfstoff-Verteilung reden, muss man sich nur anschauen, wie die Welt grundsätzlich funktioniert", sagt Mncebisi Mbatha.

https://www.n-tv.de/panorama/So-gefaehrlich-ist-Impfstoff-Nationalismus-article22325737.html


Man sollte eines nicht vergessen. Keine Politikerin, kein Politiker in der EU, in Großbritannien, in den USA, in Kanada, in Japan, in Südkorea, in Singapur, ja vermutlich nicht einmal in Australien oder Neuseeland würde es politisch überleben, wenn sein Land große Mengen von Impfstoff für die Dritte Welt zur Verfügung stellen würde, bevor nicht große Teile der eigenen Bevölkerung geimpft sind. Gerade deshalb muss man um jeden Preis möglichst schnell die Produktionskapazitäten hoch fahren. Das ist der einzig praktikable Weg.

Zudem darf man nicht vergessen, dass das Virus um so härter zuschlägt, je mehr Alte eine Gesellschaft hat.


Das mag ja alles richtig sein, insbesondere, dass das kein Politiker lange überleben wird. Letztendlich ist das aber das Eingeständnis dafür, dass unsere Weltoffenheit und Solidarität offenbar nur in guten Zeiten gilt. Dann ist das auch ziemlich einfach. Sind wir dagegen in einer Krise und geht es auch um unsere eigenen Hintern, bleibt davon nicht mehr viel übrig.

Trump und Boris haben immerhin nie behauptet, solidarisch zu sein. Die sind ein wenig ehrlicher gewesen. Das macht deren egoistisches und nationalistisches Verhalten nicht besser.


Solidarität heißt nicht, "Erst die anderen, dann wir!". Und das dann nicht, wenn die Pandemie aus unterschiedlichen Gründen in den Ländern der ersten Welt mit am heftigsten zuschlägt. Der Erreger fühlt sich besonders im Winter wohl. Das bemerkt man aktuell bei uns. Bei höheren Temperaturen sind die Zahlen deutlich niedriger - so man geschlossene Räume mit Klimaanlage meidet. Vermutlich sind deshalb viele Entwicklungsländer besser als befürchtet durch die Pandemie gekommen. Je älter eine Person ist, um so höher ist das Risiko so schwer zu erkranken, dass ein Aufenthalt im Krankenhaus, ggf. sogar auf der Intensivstation mit künstlicher Beatmung. Das Durchschnittsalter in der EU beträgt gut 43 Jahre. Das in Afrika beispielsweise 18 Jahre. Es gibt also durchaus objektive Gründe, in der Ersten Welt zuerst zu impfen. Aber was man machen muss, das ist gleichzeitig alles mögliche zu unternehmen, um Produktionskapazitäten zu schaffen.

In dem Artikel geht es hauptsächlich um die Situation Südafrika. Die hätten schon Geld für den Impfstoff und haben auch ein höheres Durchnittsalter als 18. In Südafrika ist noch kein einziger Mensch geimpft worden. Und das wird auch so schnell nicht passieren. Der Markt ist durch die Bestellungen der EU und USA komplett leer gefegt. Und der Winter steht dort erst noch bevor.

Es sagt ja niemand, dass zuerst die anderen und dann wir geimpft werden sollen. Es geht um eine gerechtere Verteilung.


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