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"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!" (Corona)

Ulrich, Sonntag, 31.01.2021, 08:46 (vor 1182 Tagen) @ herrNick

Bei allem für und wieder, ist es doch langsam absehbar das zumindest gravierende Fehler in der Impfstoffbeschaffung gemacht wurden. Das ganze unter dem Tandem von Flinte Uschi Von der Leyen und der deutschen Ratspräsidentschaft.


Ist das wirklich schon so klar? Nicht, dass ich sagen möchte, dass alles perfekt gelaufen ist. Aber wenn man den jeweiligen Informationsstand betrachtet, der zum Zeitpunkt der relevanten Entscheidungen bei der Impfstoffbeschaffung verfügbar war - war das so offensichtlich, dass man anders handeln muss? Und wer weiß genau was die Impfstoffproduzenten alles so versprochen haben. Da gibt es auch seltsame Aussagen („wir haben die Produktionskapazitäten nicht so groß geplant, weil wir keine verbindlichen Bestellungen hatten“).

Doch, man kann sagen, dass die Impfstoffbeschaffung ausgesprochen schlecht gelaufen ist, man muss es sogar sagen.

Vor einem Jahr wären die Experten froh gewesen, wenn unter allen Impfstoffkandidaten im ersten Anlauf ein, zwei mit einer Wirksamkeit von mehr als 50 Prozent übrig geblieben wären. Mittlerweile sind es deutlich mehr. BioNTech, Moderna, AstraZeneca, zudem wohl Johnson & Johnson (Janssen) und Novavax.

Die Impfstoffproduktion ist, gerade wenn neue Technologien zum Einsatz kommen, sehr teuer. Wir reden hier alleine was die deutsche Bevölkerung angeht von hunderten von Millionen bis Milliarden. Auf EU-Ebene hoch gerechnet ist es noch mehr. Aber die Pandemie kostet auf der anderen Seite auf EU-Ebene nicht nur hunderttausende von Menschenleben, sondern die Volkswirtschaften zudem Billionen. Das sind unfassbar hohe Zahlen.

Angesichts dieser gesundheitlichen und wirtschaftlichen Katastrophe hätte die EU frühzeitig "auf Verdacht" alle Impfstoffe ordern und den Herstellern zudem wirklich großzügige Aufbauhilfen für die Produktionslinien zusagen müssen. Man hat zwar bestellt, aber sehr zögerlich. Bei BioNTech/Pfizer und Moderna beispielsweise im November und Dezember. Zum Vergleich: Die USA haben im Juli und August bestellt, und das zu höheren Preisen als die EU. Im August letzten Jahres hat die EU die Impfstoffproduktion von AstraZeneca mit 336 Millionen Euro gefördert. Die Briten haben das bereits im April getan. Mit einer Milliarde Pfund. Mit Novavax hat die EU bis heute lediglich "Sondierungsgespräche" zum Erwerb von 100 Millionen Dosen (plus 100 Millionen Option) ab geschlossen. Mit anderen Worten: Fix ist da noch gar nichts.

Ich sehe zwar, dass es in Deutschland besser hätte laufen können (auf Kosten anderer Staaten), dass man das leicht hätte verhindern können, davon bin ich nicht überzeugt. Und wie viele Länder stehen aktuell wesentlich besser da? Klar Israel, die aber auch kurzerhand Patientendaten dafür an Pfizer gegeben haben. Aber sonst?

Hätte die EU frühzeitig viel Geld in die Hand genommen, dann wäre das nicht automatisch auf Kosten anderer Staaten geschehen. Hätten die Entwickler aussichtsreicher Impfstoffkandidaten bereits frühzeitig finanzielle Garantien gehabt, hätten zudem frühzeitig feste Bestellungen vorgelegen dann hätten sie wohl bereits im Sommer letzten Jahres deutlich höhere Fertigungskapazitäten geplant. Niemand errichtet mit Milliardenaufwand neue Fertigungslinien für noch in der Entwicklung befindliche Produkte wenn er nicht davon ausgehen kann, dass diese Produkte dann auch abgesetzt werden können bzw. man befürchten muss, bei einem Scheitern auf den Anlaufkosten sitzen zu bleiben.

Für von der Leyen, Spahn und Co. gilt der alte Gorbatschow-Spruch "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!"


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