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Mal ein paar Thesen statt Fakten... (Corona)

Schnippelbohne, Bauernland, Mittwoch, 27.01.2021, 11:55 (vor 1183 Tagen) @ Jurist81

Ein paar Kommentare dazu:

1. Die Schulschließungen führen zu erheblichen negativen (psychologischen) Effekten bei Kindern und Eltern.

2. Die wirtschaftlichen Nachteile der Schulschließungen begleiten uns noch Jahrzehnte.

Nein, das glaube ich nicht. Die Kinder verpassen maximal ein Jahr Schulstoff. Wie Sitzenbleiber sozusagen. Ich wage mal die Vermutung, dass wir das in Ausbildung und Beruf in ein paar Jahren nicht mehr merken.

3. Trotz Schulschließungen und weiterer Einschränkungen sinkt die Zahl der Neuinfektionen nur langsam.

Aber sie sinkt. Die Infektionskurven in UK und Irland zeigen, was passiert wenn man B.1.1.7 nicht rechtzeitig bremst.


4. Kinder und deren Eltern machen einen viel geringeren Teil der Wahlberechtigten bei der nächsten Bundestagswahl aus als die Gruppe der Höhergefährdeten.

5. Eine Abkehr von dem eingeschlagenen Weg würde nicht als Stärke sondern als Schwäche betrachtet werden.

Richtig. genervt waren die meisten von diesem Schlingerkurs vor Weihnachten. In meinem Umfeld ist der Tenor: Lieber jetzt mal ein paar Wochen konsequent sein, als jetzt wieder lockern um in drei Wochen von vorn anzufangen.

Nachdem ich heute nach überstandener COVID-19-infektion den ersten Tag wieder im Büro bin und meine Kinder zuhause von meiner Schwiegermutter betreut werden, habe ich natürlich einen höchst subjektiven Blick auf die Situation. Ich verkenne nicht, dass wir eine Überlastung unseres Gesundheitssystems verhindern müssen und der Schutz des Lebens höchste Priorität genießt und genießen muss.

Gerade deswegen ist es wichtig, die Entwicklung und die getroffenen Maßnahmen kritisch zu reflektieren statt aus Angst (?), Sturrheit (?), einseitigen Beratern (?) oder Wahlinteressen (?) an dem eingeschlagenen Weg festzuhalten.

Was wir sehen, ist ein großflächiges vollkommenes Versagen bei der Impfstrategie, ein zögerliches Handeln im Spätsommer gefolgt von halbherzigen Ansätzen im Herbst und rigideren Maßnahmen im Winter. Ob es da ein besseres Vorgehen gegeben hätte, ist unerheblich. Entscheidend ist doch vielmehr, dass man die Vergangenheit nicht ändern kann, sehr wohl aber die Zukunft beeinflussen und gestalten kann. Und da habe ich das Gefühl, dass die Komplexität der Situation derzeit zu einer Art Schockstarre führt.

Um aus diesem Teufelskreis herauszubrechen, muss man Risiken eingehen, Dinge ausprobieren, Fehler eingestehen, Fehlentwicklungen korrigieren und flexibel sein. Und das vermisse ich zur Zeit am meisten.

Welche Risiken würdest du jetzt eingehen? Lassen wir der Mutation B.1.17 mal die lange Leine und gucken, was passiert? Wieder empfiehlt sich der Blick nach Irland.


Ich wünsche mir keine "Heute Hü und morgen Hott"-Strategie. Aber ein stures "Weiter so" erscheint mir wenig erfolgsversprechend, weil die Unterstützung der Bevölkerung verloren geht, die Schäden immer größer werden und viele sich im Stich gelassen fühlen. Und gerade diese sind es, die den Laden wieder aufbauen müssen, wenn wir - wann immer das auch sein mag - die Krise gemeistert haben.

Bislang ist die Unterstützung in der Bevölkerung noch hoch. Wie gesagt: Lieber jetzt konsequent als wieder lockern, um zu Ostern die dritte Welle begrüßen zu dürfen.

Und da muss man jetzt schon einen vernünftigen Weg finden, diese mitzunehmen und zu motivieren. Der Staat gibt irrsinnig viel Geld aus, um die Folgen dieser Krise hinauszuzögern. Trotzdem werden viele Unternehmen pleite gehen, viele Arbeitsplätze werden unwiderbringlich verloren gehen. Ganze Familien werden die Folgen der Pandemie auf Jahrzehnte spüren. Und da muss man aufpassen, dass nicht das Narrativ aufkommt:

"Wir haben das Leben tausender um Monate verlängert, um das Leben von Millionen für Jahre zu verschlechtern".

Die befürchtete Pleitewelle ist bislang noch nicht eingetreten. Der Wirtschaft geht es, ausgenommen z.B. Veranstaltungsbranche und Gastronomie, sogar vergleichsweise gut. Siemens meldete z.B. jüngst unerwartet hohe Gewinne. Auf der anderen Seite - und das ist einer der positiven Effekte von Conrona - machen wir gerade einen Quantensprung in Sachen Flexibilisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt. Das wird sich in Zukunft eher positiv auswirken.

Das können wir aber nur schaffen, wenn wir diese Leute JETZT mitnehmen und die Kommunikation JETZT verbessern. Und das ist die zweite Komponente, die mir gerade komplett fehlt. Es ist bezeichnend, dass man öffentlich lautstark darüber sinniert, keine Nach-Krisen-Strategie zu haben, wenn bereits jetzt schon wichtige Schritte unternommen werden müssen, die Zeit nach der Krise zu gestalten, ohne dass uns große gesellschaftliche Verwerfungen drohen.

Ich will keine amerikanischen Verhältnisse sehen, will nicht dass die Spinner von der AfD oder der Linken großen Zulauf bekommen, weil die Mitte dieser Herausforderung nicht gewachsen war. Und gerade deswegen muss die Mitte jetzt mehr wagen und die Menschen mehr mitnehmen.

Mit "mehr wagen" würde man den Spinnern doch eher Futter geben. Je mehr Hin und Her, desto eher droht der Eindruck, dass die Politik keinen klaren Plan hat. Warum hat Söder mit die besten Umfragewerte? Weil er mit den stringentesten Kurs gefahren hat.


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