Griechen arbeiten 700h mehr als Deutsche (Sonstiges)

medvet09, Mayen, Dienstag, 07.07.2015, 22:39 (vor 3218 Tagen) @ Ulrich

Sollte auch kein Vorwurf sein. Mir ist der Ansatz aber zu fatalistisch.

Der Ansatz ist aber auch irgendwie versöhnlich. Eine Gesellschaft, die seit Jahrhunderten mit klientelorientierter Wirtschaft - nun nennen wir es mal - sich durchgewurschtelt hat, kann den Schalter nicht ad hoc umlegen.

Deutschland galt auch nach dem zweiten Weltkrieg noch als militaristisch, potentiell gefährlich für den Weltfrieden. Das ist mittlerweile lange vorbei, auch wenn die Bild noch gelegentlich Kaiser-Wilhelm-der-Zweite- Gedächtnisartikel schreibt.

Deutschland wurde nach dem letzten Weltenbrand sehr schnell als Frontland im kalten Krieg gebraucht. Militarismus hin oder her. Es wurde nur sehr, sehr halbherzig "entnazifiziert" - selbst die alten Geheimdienststrukturen wurden gerne genommen... Den Vergleich zur griechischen Sizuation sehe ich da nicht so recht.

Meine Tochter lebt seit einigen Jahren mit einem lange in D lebenden Griechen zusammen, welcher hier beruflich erfolgreich, im Heimatland null Perspektive sieht. Er hat, wie die meisten seiner sehr liebenswerten Freunde, furchtbares Heimweh und würde sicherlich - auch Risiken eingehend - gerne zurück gehen. Nur der Glaube an grundlegende Veränderungen dort, der ist in den letzten Jahren einem max. Fatalismus und dem Gefühl von Hoffnungslosigkeit gewichen.

Auch wenn er nicht zurück gehen möchte sind solche Leute wichtig um in Griechenland Verwandten und Freunden zu signalisieren dass das griechische System der Vetternwirtschaft mit seinen Gefälligkeiten und Abhängigkeiten europaweit betrachtet nichts normales und schon gar nicht etwas erhaltenswertes ist.

Da sind wir uns einig. Es ist nur traurig, dass junge Menschen wie er, wegen der Ausbildung (Masterstudiengang) hierher kommen, mit der Gewissheit zurück zu kehren, um dort etwas zu bewirken, dann hier bleiben und frustriert dem Geschehen zu sehen...