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[Politik] SPD Mitglieder Entscheid (Sonstiges)

Lattenknaller, Madrid, Montag, 02.12.2019, 12:58 (vor 1608 Tagen) @ Pini

Was hat die Staatsverschuldung mit der angeblichen "Abschaffung" des Zinses zu tun?
Staatsverschuldung hat es immer gegeben, auch in Zeiten als der Zins sehr hoch war.
Und erscheint es nicht seltsam, dass die Verschuldung in Deutschland stark zurückgeht, aber der Zins trotzdem nicht steigt? Zudem müsste man bei einer solch steilen These darlegen, welcher Zins denn abgeschafft wurde? Scheint also doch komplizierter zu sein das Thema.


Natürlich ist es komplizierter, als es in zwei Zeilen passt. Aber die Verschuldung geht doch nicht zuletzt deswegen zurück, weil die Zinsen so niedrig sind bzw. der Staat teilweise noch Geld für das Verschulden bekommt. Bei "normalen" Finanzierungskosten wäre a) die Verschuldung eine ganz andere und b) würde eine ganze Reihe Unternehmen pleite gehen und als Steuerzahler und Arbeitgeber ausfallen. Es gibt also ein politisches Interesse an niedrigen Zinsen.

Was wiederum dazu führt, a) dass es für kleinere und weniger sachkundige Sparer kaum Zinsen gibt, b) Immobilien usw. im Wert stark steigen und c) es für bereits vermögende und kreditwürdigere Personen erheblich leichter ist, weitere Werte zu kaufen.

Deswegen ist es auch lächerlich, nach allen möglichen weiteren Staatsausgaben zu rufen und sich gleichzeitig über hohe Immobilienpreise, Mieten usw. zu beschweren. Die sind ja nicht von irgendwelchen bösen reichen Leuten erfunden worden, sondern die logische Folge der eigenen Politik.

Ob und inwieweit die EZB an den Zinsen dreht, hängt weitestgehend von der Geldmenge M3 ab.
Im Euroraum ist diese aber unterschiedlich, weshalb der Einfluss der EZB hier recht hoch ist. Wenn man nur DE zugrunde liegt, müsste man den Zins erhöhen. Das ist dann auch immer eine Interessenabwägung, die innerhalb des Direktoriums stattfindet.
Darauf basiert dann die Entscheidung, inwieweit die EZB Staatspapiere aufkauft - das hat sie ja schon zurück gefahren - und den Leitzins ändert. Verschwörungstheorien muss man hier nicht entwickeln, das ist alles weitestgehend transparent. Die Banker wissen ja mittlerweile jedes Zucken des Mundwinkels der Notenbankchefs zu interpretieren.
Der Rest ist dann eine Sache des Marktes.
Wir haben schlicht einen Nullzins, weil nach der Krise 2008 die Geldmenge nicht substantiell steigt.
Inflation ist kein Thema momentan. Von daher reagiert die EZB auch nicht, so wie es der deutsche Sparer gerne hätte. Der deutsche Finanzminister nimmt das aber gerne mit. Macht aber trotzdem nicht mehr Schulden, sondern schuldet um. Wenn er aber mehr Schulden machen würde, würde mehr Geld in den Kreislauf fliessen, die Geldmenge würde sich erhöhen und die EZB müsste am Ende reagieren. Zinserhöhung - Teurere Immobilienkredite - Preissenkung auf dem Immobilienmarkt - eventuell, das hängt dann von den lokalen Märkten ab. Eine eindimensionale Verbindung Staatsschulden - Zinsen gibt es aber nicht.
Die Frage ist immer, was an Geldmenge im Umlauf ist und inwieweit die Märkte auf eine Zinsänderung reagieren.
Man kann aber durchaus davon ausgehen, dass die schwarze Null teils mitverantwortlich dafür ist, dass wir Nullzinsen in Europa haben.


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