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Polizisten erschießen offenbar mit Messern bewaffneten Mann in Moers (Politik)

Pfostentreffer, Mittwoch, 28.08.2024, 12:22 (vor 469 Tagen) @ istar

Erinner dich an den Vorfall in Dortmund. Das war offensichtlich unnötig.


Tatsächlich? Der Prozess läuft noch. Ich warte da erstmal das Urteil ab.


Nach dem, was man bisher an Berichterstattung lesen konnte hat die Polizei damals ohne Not eine Situation mit hohem Eskalationspotential geschaffen. Statt abzuwarten, bis professionelle Hilfe vor Ort ist hat man einen offensichtlich suizidgefährdeten jungen Mann massiv unter Druck gesetzt. Dies führte dann zu einer tödlich endenden Eskalation. Dass das offensichtlich höchst problematisch war, liegt auf der Hand.

Eine andere Frage ist, wie ist das Verhalten der beteiligten Polizisten strafrechtlich zu bewerten. Hier liegt noch kein Urteil vor. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Staatsanwaltschaft nach Prüfung des Sachverhalts Anklage erhoben hat, die Vorwürfe reichen bis hin zum Totschlag. Und das zuständige Gericht hat die Anklagen dann zugelassen.


Der junge Mann ist mit dem Messer in Richtung der Polizisten gegangen. Die Taser waren wirkungslos, das Pfefferspray trotz überschrittenem Haltbarkeitsdatum intakt. Trotzdem ist er weitergegangen.

Das hab ich der Berichterstattung entnommen.

Und vorher sollte eine Situation entschärft werden, wo er sich umbringen wollte.
Erst einen Psychologen aus dem Bett klingeln dauert manchmal zu lange.

Dann ist die Berichterstattung sehr unterschiedlich. ich habe mitbekommen, das unter anderem gar nicht angedacht war, einen Psychologen hinzuzuziehen und es durchaus erstaunlich ist, 12 Beamte mit Maschinengewehr zu senden, um jemandem "zu helfen", der sich selbst umbringen möchte. Genau das ist ja häufig die Kritik an der Polizei im Umgang mit psychisch Kranken und dem mittlerweile eben sehr häufigen erschiessen dieser, auch wenn keine Gefahr von ihnen ausging (wie höchstwahrscheinlich in diesem Fall). Deswegen rufen Sozialarbeiter teilweise in solchen Fällen häufig nicht mehr die Polizei, weil die Chance zu hoch ist, das diese sie einfach erschiesst.


Und ob Taser und Pfefferspray wirkungslos waren, werden wir nie erfahren, da sehr schnell nach deren Einsatz bereits mit scharfer Munition geschossen wurde, ohne eine mögliche Reaktion abzuwarten. Und nur weil dieser Ablauf zufällig auf einer Telefonaufnahme zu hören ist, kommt es überhaupt zur Anklage (was ansonsten gegen Polizisten der absolute Ausnahmefall ist, egal wie erdrückend die Indizen /Beweise sind). Denn das passt natürlich nicht zur polizeilichen Vorgabe, immer das sanfteste notwendige Mittel einzusetzen und Verhältnismässig zu handeln. Auch ist "Der junge Mann ist mit dem Messer in der Hand in Richtung der Polizisten gegangen" im besten Fall nur ein Teil der Wahrheit (wie Ullrich unten schon teilweise beschrieben hat), im schlechtesten nicht mal das.

Ein ausführliche Audiodoku vom WDR findest Du hier, gut geeignet für lange Bahnfahrten. Ich persönlich finde sie nicht ganz so gelungen, vor allem bei dem Gespräch mit der Familie des Opfers und im letzten Teil, bei dem Gespräch mit dem Todesschützen (!), blieb mir dann aber doch die Spucke weg (Auch die üblichen Lügereien von Reul waren mal wieder faszinierend, wer sich allerdings mit solchen Fällen beschäftigt hat, weiss, dass das bei ihm mittlerweile standard ist, dementsprechend ist die Spuke noch da). Allein die Tatsache, dass der Schütze während des laufenden Verfahrens so ein Interview gibt, fand ich verwunderlich. Wir werden im weiteren Verlauf des Verfahrens sehen, ob ihm das schadet.

Vermutlich aber nicht. Der Inhalt der Aussage ist zumindest...bedenklich. Wobei mMn die wirklich Schuldigen, nicht die Polizisten sind, sondern Politiker wie Reul oder Söder (sowie natürlich deren Wähler) und die Polizeigewerkschaften und deren Vertreter wie Wendt. Das ist auch nicht nur meine Meinung, sondern kann der ehemalige Leiter des Fachgebiets "Polizeiliche Führungslehre" bei der Deutschen Hochschule der Polizei (10 Jahre hat er das gemacht) - Dirk Heidemann - besser erklären, auch wenn mMn nach da noch einige Punkte zu ergänzen wären. Seinen Beitrag zu dem Fall findest du hier.

Als BVB Fan war in dem Podcast noch interessant, wie oft die Autorin den BVB Bezug betont hat. Der Getötete war grosser BVB Fan und ist wohl vor allem deswegen in Dortmund, was umso trauriger ist, dass es in diesem Fall einen echten BVB Fan getroffen hat. Einige Bekannte Namen hier im Forum würden jetzt sagen, man müsste den BVB abschaffen, weil Pull Faktor:-(

Falls dich solche Fälle interessieren:
MMn sachlich deutlich besser ist die Doku über den Gerichtsprozess vom Tod von Oury Yalloh. Allerdings auch nochmal eine Nummer schockierender, die Vorgänge waren wirklich ungeheuerlich und erinnern schon sehr stark an den Fall Ahmad A. hier in NRW, in Kleve, bei dem die Polizisten ebenfalls ungeschoren davon kamen. Den Podcast zum Gerichtsurteil von Oury Jalloh findest Du hier, einen Bericht von Monitor über den Fall Ahmat A. hier.

Bei allen drei Fällen hat die Polizei übrigens öffentlich gelogen, dass sich die Balken biegen. Dementsprechend sollten Journalisten mMn die Meldungen der Polizei auch nicht mehr einfach so 1:1 übernehmen und Leser sie ebensowenig glauben. Zumindest, solange Minderheiten involviert sind (egal auf welcher Seite). Auf gar keinen Fall aber darf man Aussagen aus den Polizeigewerkschaften ernst nehmen. Gerade von der DPoiG glaube ich kein einziges Wort mehr.

Bei den ersten beiden Fällen ist den Polizisten so gut wie nix passiert, hier besteht eine kleine Chance, das tatsächlich mal ein Polizist für einen Tötungsdelikt an POC und oder psychisch Kranken verurteilt wird. ich glaube es aber erst, wenn ich es sehe. Und selbst dann sind - wie oben gesagt, die wirklich Schuldigen, die bewusst solche Strukturen schaffen, damit sowas möglich ist und alles Richtung Autoritären Strukturen schieben, sowieso nicht vor Gericht.


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