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Wolfgang Bosbach mit ein paar klaren Aussagen (Politik)

markus, Dienstag, 27.08.2024, 15:17 (vor 470 Tagen) @ CF

Sicherheit, bzw. die so genannte "innere Sicherheit" war und ist natürlich auch immer durch "gefühlte Sicherheit" beeinflusst worden. Und natürlich fühle ich mich auch unsicher, wenn ich lese, dass gestern Abend (also beispielhaft, war nicht gestern, kam aber schon 2 mal vor) mitten in meiner Heimatstadt Abend jemand auf offener Straße erschossen wurde. Dem "Gefühl" ist da doch erst einmal egal, ob das nun zwei Rivalen im Kampf um meinetwegen Drogenverkäufe etc. waren, oder ob da einfach jemand zufällig erschossen wurde.

Sicherlich ist die Sorge dann noch einmal größer, wenn es einfach zufällig passierte oder aber eben im Zuge eines solchen "Attentats" wie in Solingen. Weil zumindest wohl sehr viele schon einmal vor solchen Bühnen (oder in Menschenmengen) rumgestanden haben und spüren, dass ihnen das auch passieren könnte.

Ist dann doch fast schon ein wenig wie bei der Flugangst. Es ist halt ein gefühlter Kontrollverlust.

Und ich weiß einfach nicht, bin da recht ratlos, wie man diesen Dingen entgegenen will. Da kannst du ja noch so viele Zahlen und Fakten anbieten. Da wirken ja andere Prozesse. (Von den gezielten Beeinflussungen durch Populismus gar nicht zu reden, also das gezielte lenken von Stimmungen).

MFG
Phil


Alles richtig. Man kann es nur versuchen immer wieder zu erklären. Bei einigen Menschen funktioniert das. Andere verstehen es für einen kurzen Moment und fallen recht schnell wieder zurück auf die emotionale Ebene. Wieder andere wollen es nicht verstehen, um gezielt eine bestimmte negative Grundstimmung aufrechtzuerhalten.

Die Politik darf sich davon nicht verleiten lassen. Sonst sind wir ganz schnell wieder bei Dingen wie die Todesstrafe. Die Politik muss stets rationale Entscheidungen treffen.

Kurioserweise verlieren wir schneller die Angst, je öfter etwas vorkommt. Es sterben jeden Tag rund 8 Menschen im Straßenverkehr. Trotzdem haben wir keine Angst davor, Auto zu fahren. Rational ist das nicht. Die Angst, Auto fahren zu fahren, müsste deutlich größer sein, als die vor einem Messerangriff.


Die Verkehrstoten sind aber zufällige Unfälle (Selbstmörder darunter mal ausgenommen) und keine mehr oder weniger berechnend geplanten Tötungen samt Kollateralschäden. Und die passieren eben genau im (Strassen-)verkehr und nicht bei Volksfesten, auf Weihnachtsmärkten, in Schulen oder auf sonstigen Versammlungen. Das ist dann schon noch ein Unterschied abseits sachlicher Statistiken.


Das ist allerdings ebenfalls ein rein emotionaler Gedanke und kein rationaler. Letztendlich ist das Ergebnis ja das gleiche: In beiden Fällen sterben Menschen. Es ist ein schwacher Trost, wenn dann jemand sagt „halb so wild, war ja nur ein Unfall,“.

Für die jeweiligen Opfer gibt es den von dir beschriebenen Unterschied nicht einmal, denn sie werden in beiden Situationen Zufallsopfer. Zumindest solange sich Täter und Opfer nicht kennen. Wenn sich Täter und Opfer kennen, ist das was anderes. Allerdings diskutieren wir diese Fälle gar nicht, obwohl dies 95% aller Messerangriffe sind.


1960 gab es 14400 Verkehrstote in Deutschland. 2023 waren es ca. 2800 - Tendenz insgesamt sinkend. Das heisst, es wurde viel unternommen in den letzten 64 Jahren, um die Zahl der Verkehrstoten zu senken. Das gelang durch den technischen Fortschritt, Verhaltensregeln, Verkehrsführung usw. Verkehrstote sind auch irgendwo sinnlos, doch sind sich die meisten dieses kalkulierten Risikos bewusst und akzeptieren das auch, weil die Alternative die Nichtteilnahme am Strassenverkehr wäre und das ist praktisch nicht möglich..
Genauso erwarte ich, dass Massnahmen passieren, um noch sinnlosere Tode wie die nach geplanten Gewaltakten zu verhindern.
Und natürlich macht es emotional für die Angehörigen einen Unterschied, auf welche Weise die Todesfälle zustande gekommen sind.

Du suggerierst, dass gar nichts getan wird. Dem ist aber nicht so. Auch im Asylrecht wird etwas getan. Es gibt sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene eine Vielzahl an Vorschriften. Ein Teil der Anschläge wird auch verhindert. Denn natürlich sind in den letzten Jahren auch die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren worden. Der Punkt ist aber folgender: Du kannst die Gefahren nicht auf 0 reduzieren. Weder auf der Straße noch bei Anschlägen. Menschen werden immer Fehler machen. Menschen werden immer kriminell bleiben. Nicht alle, aber ein kleiner Teil.

Es hilft ungemein, rational an die Sache heranzugehen, ansonsten ist ein angstfreies Leben irgendwann nicht mehr möglich. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass man am Straßenverkehr teilnehmen muss, das Volksfest aber vermeiden kann. Das ist ja nur bedingt richtig. Denn in dem Moment, wo ich den Besuch des Volksfestes vermeide, vermeide ich auch in dem Zusammenhang den Straßenverkehr. Und spätestens an der Stelle sollte einem halt klar sein, dass der Fahrtweg zum Volksfest eine wesentlich größere Gefahr bedeutet als die Veranstaltung selbst. Wer also das Risiko eingeht, sich auf dem Weg zu einem Volksfest zu machen, der kann auch das wesentlich kleinere Risiko eingehen, dass dort etwas passieren könnte.

Man muss so denken, ansonsten wird man vor lauter Angst keine große Freude mehr in seinem Leben haben.


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