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Nochmal zum Thema Zucker in der Nahrung (Politik)

markus, Donnerstag, 25.07.2024, 19:59 (vor 508 Tagen) @ Habakuk

Dennoch wird man sich die Frage stellen müssen, ob die Verhältnismäßigkeit passt. Da Deutschland mehr Einwohner als GB hat, wären das umgerechnet bei uns ~6.500 weniger Fälle, sofern man den Erfolg 1:1 übertragen kann.


Die Frage können wir uns bei jedem Medikament zur Behandlung des Typ-2-Diabetes stellen.


Inwiefern?


Um bei einem übergewichtigen Diabetiker die Zuckereinstellung zu verbessern, kommen diverse Medikamente zum Einsatz, die zum Teil exorbitant teuer sind. Die positiven Wirkungen auf den Stoffwechsel sind dabei oft überschaubar. Auch da ist die Verhältnismäßigkeit oft nicht gegeben. Besonders fragwürdig ist dabei, dass die teure medikamentöse Therapie inzwischen den überaus kostengünstigen Basismaßnahmen (Reduktion von Zucker, Gewichtsabnahme, körperliche Bewegung) den Rang abgelaufen hat.

Du schreibst „exorbitant teuer“. Wie teuer denn für die Allgemeinheit?

In diesem Beitrag habe ich einen Auszug aus einem Focus Artikel zitiert, der sich genau damit befasst. Sofern die Simulation aus dem Artikel stimmt, reden wir nach Einführung einer Zuckersteuer über eine Entlastung von 9,52 Euro pro Kopf und Jahr für den Staat, bzw. 1,90 Euro pro Kopf und Jahr für die Krankenkassen. Das ist doch kein wirklich nennenswerter Effekt. Das ist finanziell komplett irrelevant.

https://www.bvb-forum.de/index.php?id=2637670

Beantwortetet meine Frage aber nicht, ob wir dann auch auf Pommes mit Schnitzel und Bier verzichten würden um auch die anderen 92% erreichen zu können.


Die Frage kann ich dir auch nicht beantworten, sie geht aber auch am eigentlichen Thema vorbei. Bei der Zuckersteuer muss ja niemand auf irgendetwas verzichten. Aber allein ihre Einführung hat in Großbritannien zu einen frappierenden Effekt auf die Fettleibigkeit bei Kindern geführt. Offensichtlich ist das Instrument effektiv, und ich sag es nochmal: vom medizinischen Aspekt her ist das eine ganz außergewöhnliche Verbesserung. Wenn man überlegt wieviele Medikamente beispielsweise ein Patient nach einem Herzinfarkt lebenslang schlucken muss, um das Risiko eines weiteren Infarktes um ein paar Prozent zu reduzieren, dann fragt man bei der Zuckersteuer nicht mehr nach Verhältnismäßigkeit.

Bei der Frage der Verhältnismäßigkeit spielt immer auch die Masse der jeweils Betroffenen eine Rolle. Auch wieder aus dem Focusartikel: Umgerechnet 12.200 weniger oder erst später ausbrechende Diabetesfälle pro Jahr (es sind ja nicht nur Kinder betroffen, daher die höhere Zahl als in deine, Beispiel) vs. 84 Millionen Menschen, die eine Einschränkung in Kauf nehmen müssen. Oder umgerechnet: Um einen Diabetesfall verhindern zu können, sollen 8.400 Menschen von der Zuckersteuer betroffen sein. Das sind gerade die Dimensionen, über die wir reden.

Und natürlich ist das in gewisser Weise ein Verzicht und auch eine Einschränkung, wenn ich die Cola lieber mit mehr Zucker trinke, dies aber nicht mehr möglich ist. Ich habe das Beispiel oben nicht ohne Grund gebracht: Die Coca Cola schmeckt mir deutlich besser als die zuckerreduzierte Pepsi. Ich bin trotzdem im grünen BMI Bereich. Ich saufe ja nicht 2 Liter pro Tag und bewege mich zwischendurch mal. Und dass das Getränk mit weniger Zucker nach einer gewissen Umgewöhnung sogar besser schmeckt, halte ich für ein Gerücht. Dafür schmeckt (viel) Zucker viel zu gut.

Es gab ja auch lange genug die Möglichkeit mit Coca Cola Life sich umzugewöhnen. Habe ich damals eine Zeit lang probiert. Sobald ich wieder ein Glas Coca Cola getrunken habe, schmeckte die einfach besser. Und deshalb ist die Life Sorte auch wieder eingestellt worden. https://de.wikipedia.org/wiki/Coca-Cola_Life

Und noch einmal zu den Dimensionen: Wenn das Verhältnis 1:8400 ausreichend ist, um zu handeln, hätten wir dann nicht bei Corona deutlich entschiedener handeln müssen? Da haben wir teilweise eine fünfstellige Zahl an Erkrankungen und sogar eine drei bis vierstellige Zahl an Toten ganz bewusst in Kauf genommen (und das jeweils pro Tag) weil wir gewisse Freiheiten nicht aufgeben wollten.


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