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Warum ist Volker Wissing noch Minister? (SPON +) (Politik)

Pfostentreffer, Montag, 22.07.2024, 15:35 (vor 512 Tagen) @ majae

> > Aber natürlich sollten sie das können. Vielleicht in PKW, die mit Ökostrom fahren, aber Individualverkehr ist ein Ausdruck von Freiheit.
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Aber auch nur bei einer sehr egoistischen Definition von Freiheit. In der Stadt schränken die Blechlawinen alle anderen ein. Große Teile der Öffentlichkeit muss für Parkplätze reserviert werden, natürlich auf Kosten von Lebensqualität aller dortigen Anwohner, für Fahrradfahrer ist der Autoverkehr vor allem eine Bedrohung des eigenen Lebens, das Zugsystem wurde kaputt gespart um die Abhängigkeit vom Auto zu stärken, es werden am laufenden Band Menschen enteignet um Autobahnen zu bauen, aktuell schlimmstes Beispiel der A100-Ausbau in Berlin wo alteingesessene Kultur verschwinden muss (und es gibt auch keine Ausweichflächen), damit man für einen Milliardenbetrag in Zukunft ein paar weitere Kilometer verstopfter Autobahn in der Stadt haben kann. Nebenbei ist er mitverantwortlich für den Klimawandel, was die Lebensgrundlage von Milliarden Menschen kosten wird. Aber klar, ich kann halt morgens die 500m zum Bäcker fahren anstatt den Naturgewalten ausgesetzt zu sein.
In den USA ist der legale Besitz von Sturmgeweheren auch ein "Ausdruck von Freiheit".
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Danke. Ziemlich auf den Punkt. Wir haben seit fast 20 Jahren kein Auto mehr (geht in Deutschland nur als Stadtbewohner, schon klar) und ich möchte noch hinzufügen, dass ein Auto finanziell alles andere als Freiheit bedeutet. Wir sparen locker 500 Euro / Monat, vermutlich mehr. Kein Auto zu haben erhöht unsere finanzielle Freiheit also ungemein. Kann sich jeder selbst ausrechnen, wie hoch unsere Ersparnis in den letzten 20 Jahren war.

Ich weiss auch nicht, was an dem Konzept, 2 Tonnen Stahl zu bewegen, um 180 cm Fleisch über 200 Meter zum Supermarkt zu fahren, "natürlich" sein soll, wie es dein Vorredner ausdrückt. De Facto ist es - sobald man die Haustür verlässt - die Hauptaufgabe eines jeden Stadtbewohners - Autos auszuweichen um die gefühlten 0.000003 % der Stadtfläche, die nicht von Autos besetzt ist, irgendwie zu nutzen um unverletzt von A nach B zu kommen. Fühlt sich auch nicht gerade nach Freiheit an. Genauso wenig wie für feststeckende Bahnfahrer.


[quote][quote]Es sollen also weiter Millionen von Menschen weitestgehend alleine in 2 bis 3 Tonnen schweren Gefährten durch die Gegend fahren, dabei CO2 ausblasen, Innenstädte und Autobahnen verstopfen und dabei nur sehr langsam vorankommen? Na dann....[/quote][/quote]
[quote]
Aber natürlich sollten sie das können. Vielleicht in PKW, die mit Ökostrom fahren, aber Individualverkehr ist ein Ausdruck von Freiheit. Und weil dem so ist, wollen die Feinde der Freiheit den als erstes beschränken.
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Der Beitrag zeigt ganz gut, wie ideologisch verloren die Debatte ist. Die tatsächlichen Effekte sind egal. Die Feinde der Freiheit unterstützen in der Realität erstens das Auto (bzw. generell fossile Verbrennung) wo sie nur können (meistens für den eigenen Geldbeutel), zweitens ist es mit Sicherheit nicht "das erste" was beschränkt wird, der Gedanke ist an Absurdität wirklich nur schwer zu überbieten.

Und vermutlich würden trotzdem ein Grossteil der Deutschen den Teil unterschreiben. Was auch logisch ist, sie hören den Quatsch ja seit Jahrzehnten. Die Freiheit von Menschen in Ländern die heute bereits aufgrund der Klimakatastrophe am Abgrund stehen und in Zukunft stehen werden (also: vor uns), bezieht das oben geäusserte Verständnis von Freiheit auch nicht mit ein. Egal. Umweltschützer hier als die grössten Freiheitsfeinde zu framen - natürlich nicht überraschend.

Die Tausende die in den letzten Wochen und Monaten um den Äquator rum gestorben sind durch die Hitze- Egal. Zig Millionen Klimaflüchtlinge? Freiheit! Aber dann bitte schnell wieder abschieben.

Mit so einer Argumentation liegt nahe, das solche Leute nur die eigene Freiheit meinen, wenn sie "Freiheit" sagen. Alle die darunter leiden oder es ansprechen, dass Leute darunter leiden, sind die "Feinde der Freiheit". In den Politikwissenschaften würde man das als Radikalisierung bezeichnen. Die Feinde der Freiheit sind für ihn diejenigen, die versuchen, die noch nicht verlorenen Grundlagen menschlichen Lebens noch zu retten. Kann man natürlich so sehen.

Und das man auch so umbauen könnte - dass man problemfrei von a nach b kommt, ohne das jeder ein eigenes Auto besitzt- kommt auch nicht in den Sinn. Wirkt fast so, als ob "Besitz" und "Freiheit" hier als Synonym verwendet werden. Es gibt Menschen, die würden sagen, es ist das Gegenteil. Nur die eine Möglichkeit ist gültig, alles andere wird weggebissen. Ebenfalls ein Merkmal der Radikalisierung.

> Und wer immer noch vom "Dienstwagenprivileg" spricht, der zeigt eigentlich nur, dass er schlichtweg keine Ahnung hat (so wie der Abmahnverein DUH).


"Ihr habt ja alle keine Ahnung" - Ebenfalls super Argument. In dem Fall nennt man das Projektion. Zeigt vor allem, dass man nach wie vor selbst absolut keine Ahnung hat, wieweit die Klimakatastrophe bereits fortgeschritten ist und wie wichtig es gewesen wäre, Autofahren und CO2 Ausstoss einzuschränken, bevor die Kipppunkte erreicht sind. Stattdessen werden diejenigen diskreditiert, die versuchen, es zu stoppen. Jetzt ist es bereits zu spät und die Leute schreien immer noch Freiheit fürs Autofahren. Meistens genau die Leute, die immer so gewählt haben, dass Klimaschutz verhindert wird.


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