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Jubel für Trump, Pfiffe für Netanjahu in Tel Aviv (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Sonntag, 12.10.2025, 13:01 (vor 63 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Sonntag, 12.10.2025, 13:07

So wie alle anderen in einem Internetforum über Thema A und B auch diskutieren und debattieren. Oder wer hat in diesem Strang mutmaßlich ein Studium zu Nahostwissenschaften abgeschlossen, ist an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg eingeschrieben oder war in West Point?


Wahrscheinlich niemand. Das ist ja der Grund, warum ich die angebliche Expertise hinterfrage.

Das Spiel kann man aber natürlich immer spielen. Ich war z.B. auch zu Beginn des Ukraine-Krieges, entgegen aller offiziellen und inoffiziellen Experten-Meinungen aus (Volks)wirtschaft und Politik, skeptisch bei den sehr vehementen Aussage, dass Russland im Grunde kurz vor dem finanziellen Kollaps stünde. 3 Jahre später haben wir beide bisher recht behalten. Hätte man da damals die Debattenkultur und deine Meinung abbügeln sollen mit der Frage, wie denn da deine Expertise ist und wo du deinen Abschluss in Volkswirtschaftslehre oder Russistik gemacht hast?

Aber letztlich ist das ja egal, genauso wie jeder zu Corona eine Meinung hatte, ohne Virologe zu sein, kann man ja auch hier eine Meinung haben, sofern man sich zumindest einigermaßen ausgiebig mit dem Thema als Laie beschäftigt hat, was man in Sachen Militär bei mir schon sagen kann.

Wo wir aber jedes Mal aneinander vorbeizureden scheinen, ist die Dimension und sind die aus meiner Sicht fragwürdigen Aspekte.

1) Ich spreche nicht von Israel, den Juden oder den Israelis. Meine ganz persönliche Meinung ist, dass Netanjahu ein lupenreiner Diktator ur-faschistischer Ausprägung ist, der mindestens mal den Krieg, Zweifel gibt es aber auch zunehmend am 07.Oktober, benutzt und aktiv orchestriert hat, um an der Macht zu bleiben und das rein relativ zeitnah nach den ersten Gegenschläge gar nichts mehr mit irgenwelchen Notwendigkeiten israelischer Sicherheit zu tun hatte. Das ist eine Storyline, die er gerne verkauft hat und der man, um es mit Hararis Worten sagen zu dürfen, bei "intellektueller Faulheit" schlicht ohne zu Hinterfragen gefolgt ist.
2) Auch an der Art und Weise, wie der 07. Oktober zustandegekommen ist, tun sich jetzt schon, wenige Tage nach diesen turbulenten Entwicklungen, innerhalb der israelischen Bevölkerung größte Zweifel auf. Ich weiß nicht wie deutlich ich es noch beschreiben soll, um hier nicht ins justiziable abzurutuschen, aber die Buhrufe von zigtausenden Israelis in Tel Aviv gestern sind nicht dadurch getriggert, dass sie glauben, das Regime Netanjahu hätte nur hier und da mal in der Nachschau falsche militärstrategische Einzeloperationen angeordnet.


Natürlich sprechen viele dann nicht direkt von den Israelis oder Juden, sondern (und das meinte ich mit „hilfsweise“) von der IDF oder die Regierung. Aber ob da wirklich etwas dran ist? Man sollte m.E. aufpassen, nicht in das Reich der Verschwörungstheorien abzurutschen. Ähnliche Storys gab es z.B. auch zuhauf über George Bush nach 9/11. Und auch nach der ersten Nichtwiederwahl von Trump hieß es, dass er nur deshalb Präsident sein wollte, um einer Verurteilung zu umgehen und er nach der Niederlage mit hoher Wahrscheinlichkeit verurteilt würde. Nun ist er wieder Präsident.

Du behauptest, Netanjahu sei ein „lupenreiner Diktator“. Das kann schon deshalb nicht sein, weil er in einer demokratischen Struktur gewählt wurde. Ich stelle mir dann die Frage: Wenn du schon bei einer solchen Definitionsfrage komplett falsch liegst, wie richtig sind dann die anderen Thesen?


Bist du dir da sicher, dass das die richtige Defintion ist? Soweit mein historisches Wissen richtig ist, war die kurze Zeit der Weimarer Republik die auf deutschem Boden bis dato erste parlamentarische Demokratie mit freien Wahlen und mehreren Parteien, bei denen 1932 die NSDAP mit 37,4% stärkste Kraft wurde.
War dann Adolf Hitler auch kein Diktator?


Der entscheidende Schritt zur Diktatur erfolgte durch das Ermächtigungsgesetz. Im Anschluss sind alle anderen Parteien verboten worden. Das ist in Israel nicht der Fall.

Korrekt, welches ein Instrument war, was die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik geschaffen hat und als "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" gedacht war.
Deine Aussage war aber ja, dass ein Diktator kein Diktator sein kann, wenn er in einer demokratischen Struktur gewählt wurde. Die Hitler-NSDAP wurde mehrfach durch demokratische Wahlen in den Reichstag gewählt.
Es gibt eine Vielzahl von Vorgängen unter Netanjahu, die deutliche Tendenzen zu einer Schwächung demokratischer Institutionen als auch einer Machtkonzentration in der Exekutive aufweisen, exemplarisch sei da die Umgestaltung des Justizwesens zu nennen. Oder in anderen Worten "Diktator"-Moves.

Du verweist auf die Pfiffe und Buhrufe in Tel Aviv. Aber woher weißt du, wie hoch der Anteil war? Und was genau soll das beweisen? In einer Demokratie sind unterschiedliche Ansichten normal (übrigens ist das auch nochmal ein Beleg dafür, dass Israel nicht in einer Diktatur lebt). Wenn Friedrich Merz in so einer Situation wäre, gäbe es auch Buhrufe. Und zwar von Anhängern anderer Parteien. Dass Netanjahu, wie jeder andere Regierungschef auch, Kritiker hat, ist normal. Die nächste Wahl entscheidet dann, ob er wiedergewählt wird oder nicht.


Lass uns einfach mal abwarten, wie sich diese Thematik entwickelt und in 6 Monaten noch einmal sprechen, wenn Netanjahu dann im Flieger Richtung Staaten sitzt. ;-)


Ich halte von solchen Zukunftsprognosen nichts. Zwei Beispiele: Kurz nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine meinten hier einige User, der Krieg würde nur wenige Wochen bis Monate dauern. Als ich das hinterfragt und darauf hingewiesen habe, dass Kriege oft mehrere Jahre dauern, kamen ähnliche Erklärungen. Nun läuft der Krieg seit einigen Jahren.

Oder ein Beispiel aus dem Sport: Zu Beginn des Jahres meinten einige User, dass es unmöglich sei, vier Punkte Rückstand bei noch 14 ausstehenden Spielen aufzuholen. Da ist mir dann mit Hochrechnungen von Punkten erklärt worden, dass das ja gar nicht mehr möglich sei. Ich habe nur verwundert den Kopf geschüttelt und richtigerweise gemeint, dass es zwar nicht garantiert ist, aber bei sportlicher Verbesserung durchaus noch realistisch ist. Und genauso kam es dann.

Aber genau das erzeugt doch den Spaß an Debatten? Gut, ich mag auch historische Dinge, aber das ist ja ein anderes Debatten-Blatt.


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