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Jubel für Trump, Pfiffe für Netanjahu in Tel Aviv (Politik)

markus, Sonntag, 12.10.2025, 12:40 (vor 63 Tagen) @ FourrierTrans

Das ist auch kein Einzelfall, sondern in allen Krisensituationen zu beobachten. Auch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wuchs mit der Dauer des Kriegs gegen den Terror die Skepsis. Der Mensch ist schlicht nicht dafür gemacht, dauerhaft im Krisenmodus zu leben. Schon gar nicht der seit Jahrzehnten in Frieden lebende Deutsche, der mit erhöhtem Bauchumfang im warmen Wohnzimmer bei Lebkuchen und Tee einfach irgendwann nicht mehr hinschauen will. Deshalb gibt es auch Menschen, die gegen Rheinmetall protestieren und die Ukraine auffordern, aufzugeben. Deshalb gab es auch Menschen, die es schon nach zwei Wochen Corona nicht mehr ausgehalten haben, Masken zu tragen oder Rücksicht auf andere zu nehmen. Deshalb gibt es Menschen, die sich nicht bewegen wollen, was den Klimawandel betrifft.

Dein Beitrag tendiert ja auch in die Richtung. Du legst den Schwerpunkt immer wieder, eigentlich sogar ausschließlich auf das, was Israel vermeintlich falsch macht. Mal davon ab, dass du das als Nicht-Militärexperte kaum beurteilen können wirst: Findest du das richtig?

Dass die Hamas am 7. Oktober 2023 mit ihrem Angriff einen klaren Bruch des Völkerrechts begangen und den schlimmsten Überfall auf Juden seit der Shoah verübt hat, gerät in Vergessenheit. Ebenso wird nicht erwähnt, dass dabei hunderte israelische Zivilisten getötet, misshandelt und verschleppt wurden. Letztendlich hat Israel völkerrechtlich das Recht, sich zu verteidigen und die Hamas als terroristische Organisation zu bekämpfen.

Kann es dabei auch zu Fehlverhalten seitens Soldaten der IDF kommen? Ja. Genauso wie auch ukrainische Soldaten gegen das Völkerrecht verstoßen. Aber das sind ja Fragen, die vor den Gerichten geklärt werden muss. Das können wir doch gar nicht beurteilen.

Was aber offensichtlich ist: Israel würde über kurz oder lang von der Landkarte verschwinden, wenn sie Bedrohungen ringsherum nicht ausschalten würden.


Erstens kannst du ja gar nicht wissen, ob ich Militär-Experte bin oder nicht. Vielleicht bin ich ja amerikanischer Staatsbürger, der im Irak und in Afghanistan bei den Navy Seals gedient hat und jetzt bin ich VP bei einem US Sicherheitsdienst. ;-)


Naja, du warst schon Corona-Experte, Klimawandel-Experte, Infrastrukturexperte und Politologe. Nebenbei auch noch Militärexperte sein zu können, halte ich für eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit :)


So wie alle anderen in einem Internetforum über Thema A und B auch diskutieren und debattieren. Oder wer hat in diesem Strang mutmaßlich ein Studium zu Nahostwissenschaften abgeschlossen, ist an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg eingeschrieben oder war in West Point?

Wahrscheinlich niemand. Das ist ja der Grund, warum ich die angebliche Expertise hinterfrage.

Aber letztlich ist das ja egal, genauso wie jeder zu Corona eine Meinung hatte, ohne Virologe zu sein, kann man ja auch hier eine Meinung haben, sofern man sich zumindest einigermaßen ausgiebig mit dem Thema als Laie beschäftigt hat, was man in Sachen Militär bei mir schon sagen kann.

Wo wir aber jedes Mal aneinander vorbeizureden scheinen, ist die Dimension und sind die aus meiner Sicht fragwürdigen Aspekte.

1) Ich spreche nicht von Israel, den Juden oder den Israelis. Meine ganz persönliche Meinung ist, dass Netanjahu ein lupenreiner Diktator ur-faschistischer Ausprägung ist, der mindestens mal den Krieg, Zweifel gibt es aber auch zunehmend am 07.Oktober, benutzt und aktiv orchestriert hat, um an der Macht zu bleiben und das rein relativ zeitnah nach den ersten Gegenschläge gar nichts mehr mit irgenwelchen Notwendigkeiten israelischer Sicherheit zu tun hatte. Das ist eine Storyline, die er gerne verkauft hat und der man, um es mit Hararis Worten sagen zu dürfen, bei "intellektueller Faulheit" schlicht ohne zu Hinterfragen gefolgt ist.
2) Auch an der Art und Weise, wie der 07. Oktober zustandegekommen ist, tun sich jetzt schon, wenige Tage nach diesen turbulenten Entwicklungen, innerhalb der israelischen Bevölkerung größte Zweifel auf. Ich weiß nicht wie deutlich ich es noch beschreiben soll, um hier nicht ins justiziable abzurutuschen, aber die Buhrufe von zigtausenden Israelis in Tel Aviv gestern sind nicht dadurch getriggert, dass sie glauben, das Regime Netanjahu hätte nur hier und da mal in der Nachschau falsche militärstrategische Einzeloperationen angeordnet.


Natürlich sprechen viele dann nicht direkt von den Israelis oder Juden, sondern (und das meinte ich mit „hilfsweise“) von der IDF oder die Regierung. Aber ob da wirklich etwas dran ist? Man sollte m.E. aufpassen, nicht in das Reich der Verschwörungstheorien abzurutschen. Ähnliche Storys gab es z.B. auch zuhauf über George Bush nach 9/11. Und auch nach der ersten Nichtwiederwahl von Trump hieß es, dass er nur deshalb Präsident sein wollte, um einer Verurteilung zu umgehen und er nach der Niederlage mit hoher Wahrscheinlichkeit verurteilt würde. Nun ist er wieder Präsident.

Du behauptest, Netanjahu sei ein „lupenreiner Diktator“. Das kann schon deshalb nicht sein, weil er in einer demokratischen Struktur gewählt wurde. Ich stelle mir dann die Frage: Wenn du schon bei einer solchen Definitionsfrage komplett falsch liegst, wie richtig sind dann die anderen Thesen?


Bist du dir da sicher, dass das die richtige Defintion ist? Soweit mein historisches Wissen richtig ist, war die kurze Zeit der Weimarer Republik die auf deutschem Boden bis dato erste parlamentarische Demokratie mit freien Wahlen und mehreren Parteien, bei denen 1932 die NSDAP mit 37,4% stärkste Kraft wurde.
War dann Adolf Hitler auch kein Diktator?

Der entscheidende Schritt zur Diktatur erfolgte durch das Ermächtigungsgesetz. Im Anschluss sind alle anderen Parteien verboten worden. Das ist in Israel nicht der Fall.

Du verweist auf die Pfiffe und Buhrufe in Tel Aviv. Aber woher weißt du, wie hoch der Anteil war? Und was genau soll das beweisen? In einer Demokratie sind unterschiedliche Ansichten normal (übrigens ist das auch nochmal ein Beleg dafür, dass Israel nicht in einer Diktatur lebt). Wenn Friedrich Merz in so einer Situation wäre, gäbe es auch Buhrufe. Und zwar von Anhängern anderer Parteien. Dass Netanjahu, wie jeder andere Regierungschef auch, Kritiker hat, ist normal. Die nächste Wahl entscheidet dann, ob er wiedergewählt wird oder nicht.


Lass uns einfach mal abwarten, wie sich diese Thematik entwickelt und in 6 Monaten noch einmal sprechen, wenn Netanjahu dann im Flieger Richtung Staaten sitzt. ;-)

Ich halte von solchen Zukunftsprognosen nichts. Zwei Beispiele: Kurz nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine meinten hier einige User, der Krieg würde nur wenige Wochen bis Monate dauern. Als ich das hinterfragt und darauf hingewiesen habe, dass Kriege oft mehrere Jahre dauern, kamen ähnliche Erklärungen. Nun läuft der Krieg seit einigen Jahren.

Oder ein Beispiel aus dem Sport: Zu Beginn des Jahres meinten einige User, dass es unmöglich sei, vier Punkte Rückstand bei noch 14 ausstehenden Spielen aufzuholen. Da ist mir dann mit Hochrechnungen von Punkten erklärt worden, dass das ja gar nicht mehr möglich sei. Ich habe nur verwundert den Kopf geschüttelt und richtigerweise gemeint, dass es zwar nicht garantiert ist, aber bei sportlicher Verbesserung durchaus noch realistisch ist. Und genauso kam es dann.


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