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Jubel für Trump, Pfiffe für Netanjahu in Tel Aviv (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Sonntag, 12.10.2025, 09:52 (vor 63 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Sonntag, 12.10.2025, 10:08

Die Bevölkerung ist deswegen gegen ihn, weil sie den Eindruck haben, dass es ihm nicht mehr um die Geiseln ging und den Eindruck haben sie nicht nur in Israel gewonnen. Niemand wusste zudem, wo sich die Geiseln aufhalten, dass dann alles kurz und klein bombardiert wurde, verstärkt den Eindruck. Hauptsache die Hamas Kämpfer erwischen, egal wie viel andere mit draufgehen, die könnten auch die Geiseln als Schutzschilder um sich herum gehabt haben...

Nun, mit Geiseln ist das ja immer so eine Sache. Ich erinnere mich an deutsche Geiseln in Asien (Philippinen?), unsere Regierung hat nicht gezahlt und der ältere Mann wurde geköpft. Ist zwar nicht das selbe, also ob der Kidnapper die Geisel tötet oder der Staat, beim (wer weiß wie ernst gemeinten) Versuch sie zu befreien aber unterm Strich hat man als Geisel eigentlich immer schlechte Karten was die Unterstützung des Staats angeht.
Und da man zum einen davon ausgehen konnte, dass die Hamas kein Interesse daran haben die Geiseln zurück zu geben und zum anderen ja öffentlich gezeigt wurde wie die Geiseln gequält wurden blieben doch nicht wirklich viele Optionen. Vielleicht hätte Netanjahu alle Inhaftierten für die Geiseln anbieten können und danach den Rachekakt vollziehen sollen. Denn bei einem einfachen Tausch hätte die Hamas doch weiter gemacht wie bisher.
Ich war in den 90ern mal in Israel, damals wurde gelegentlich Busse in die Luft gesprengt. In Eilat kann man zu Fuß nach Ägyten (Westen) und Jordanien (Osten) gehen. Die Grenze nach Jordanien war damals zu. Als wir auf das Tor zugegangen sind hat der Soldat zuerst gewunken, dann hüpfend gewunken und zuletzt sein Gewehr genommen und auf uns gezielt. Da sind wir dann umgedreht.
In Jerusalem & Bethlehem (am 1.& 2. Weihnachtstag) war auch eine sehr angespannte Stimmung, das war schon ein mulmiges Gefühl. Ich habe das 2 Wochen erlebt, die Israelis erleben das ihr ganzes Leben. Während eines Frühstücks im Hotelrestaurant saß eine alte Frau mit einer Ausschwitz Nummer auf dem Arm tätowiert am Nachbartisch. Da bekommt man Gänsehaut beim Anblick. Sie war im Grunde auch eine Geisel und sie wurde (vermutlich) auch durch militärische Gewalt aus ihrer Geiselhaft befreit.


Gegen Geiseln mehrere Tausend verurteilte Straftäter freizulassen, ist auch einfach keine überzeugende Taktik. Geiselnahmen würden deutlich zunehmen, wenn man für deren Freilassung bereit wäre, jeden Preis zu zahlen. So bitter das auch ist: Im Zweifel werden tote Geiseln in Kauf nehmen. Aber man erfüllt in der Regel nicht die Bedingungen der Geiselnehmer.

Dass die Hamas erst jetzt – nach zwei Jahren – aufgibt, hat nichts damit zu tun, dass sie glaubte, auf Augenhöhe mit Israel zu sein oder sie militärisch besiegen zu können. Das war von Anfang an doch aussichtslos. Ihre Strategie bestand vielmehr darin, möglichst viele schlimme Bilder zu erzeugen, um durch eine Täter-Opfer-Umkehr Israel die Schuld zuzuschieben und bezwingen. Und das war von Anfang an auch klar (ich habe unten was dazu verlinkt). Zum Teil gelingt das ja auch, denn niemand erträgt es auf Dauer, immer wieder solche Bilder zu sehen.

Insofern stimme ich dir zu. Eine andere Wahl hatte man nicht. Es war ein Rennen. Was passiert zuerst? Eine erschöpfte Hamas oder eine erschöpfte israelische und westliche Bevölkerung?

“So bleibt vor allem hängen: Bewohner von Gaza sind die Opfer, Israel der Täter. Dass die israelische Armee mehrfach die Bevölkerung aufgefordert hat, Gaza-City zu verlassen, weil ein Gegenschlag gegen die Hamas geplant sei, droht dabei völlig unterzugehen. Unterschlagen wird auch, dass die Hamas Familien daran gehindert haben soll, zu flüchten, weil sie um ihre Schutzschilder fürchteten.

Dabei hat die Hamas-Führung selbst die Opfer als Teil ihres Propagandakonzepts bezeichnet: "Wir brauchen dieses Blut, um den Geist der Revolution in uns zu wecken", sagte Ismail Haniye, Chef der Hamas. Leichen stützen das Narrativ der Terrororganisation, die auf die Opferumkehr setzt.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/11/krieg-in-nahost-hamas-propaganda-social-media-tiktok.html

Das ist aber ein alter Hut und war z.B. der Grund dafür, warum drei Kameraden beim Karfreitagsgefecht gefallen sind, nach einem 10-stündigen Feuergefecht mit den Taliban, statt einfach die Luftwaffe / Air Force über das Dorf fliegen und ein paar Geschenke abwerfen zu lassen. Die IDF, bzw. Netanjahu, hat sich auf den Kampf "Mann gegen Mann" nicht einlassen wollen und damit eben die Bilder von "von oben regnet es Bomben auf zivile Strukturen" erzeugt.

Darüber hinaus gibt es zunehmend viele Fragen zu dem gesamten Krieg innerhalb der israelischen Bevölkerung. Die Sicherheitsorgane der Israelis haben die mit Abstand besten Sicherheits- und Kommandodienste/-einheiten der Welt, drölf mal kampferprobter und erfahrener als die der Amerikaner. Alle Grenzregionen incl. des Gaza-Streifens sind durchzogen von jahrzehntelangen, hochprofessionellen Sicherheitspräsenzen der Israelis, vor Ort orchestriert durch die Mista'aravim. Diese Organisation ist in lokalen Spezialeinheiten mit hunderten Angehörigen aufgebaut, die als "Spinne im Netz" undercover agieren. Unter Arabern und Palästinensern dauerhaft lebend, fließend arabische Dialekte vor Ort sprechen, sich nicht selten ganz nah an Führungsstrukturen der Hamas oder Hizbollah bewegen. Der Duvdevan operiert in der West Bank unter der 89. Kommando-Brigade und nach Auflösung der Shimshon auch im Gaza-Streifen, der Gideonim in Jerusalem, die JAMAS direkt an allen Grenzen, die Yahalom in den Tunnelsystemen, der Shayetet 13 in allen maritimen Umgebungen. Die Israelis sind und waren immer und zu jeder Zeit in der Lage, im Verdeckten die Operationalität der Hamas ad-hoc zu stoppen und jedwede echte Bedrohungen neben den üblichen Störgeräuschen frühzeitig auszuschalten und zu unterbinden. Wenn nicht gerade eine reguläre Armee zum Sturm auf die israelische Grenze anrollt.

Um es mal ganz deutlich zu machen: innerhalb der israelischen Bevölkerung nähren sich (jetzt wo das jüdische Volk langsam zur Ruhe kommt) ganz massive Zweifel an dem 07. Oktober in seiner Gesamtheit und an der Art und Weise der Kriegsführung von Netanjahu und immer häufiger hört man den Vorwurf, dass das alles so geschehen ist, weil Netanjahu es so wollte und weil es ihm, und nur ihm exklusiv, nützte. Das von dir beschriebene Narrativ findet man eigentlich nur noch in ausgewählten deutschen Kreisen und im direkten Umfeld von Netanjahu.


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