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Riviera of the Middle East (Politik)

Ulrich, Freitag, 10.10.2025, 10:49 (vor 65 Tagen) @ burz

Die Freude eines palästinensischen Journalisten kann man in einem Guardian-Beitrag tatsächlich gut herauslesen. Einfache Dinge des täglichen Lebens werden hoffentlich bald wieder Normalität. Die Heizung aufdrehen, Essen zubereiten, ein warmes Getränk am Morgen, Familienmitglieder wiedersehen, in Frieden schlafen u.v.m.. Es gilt für viele Menschen den Moment zu genießen, auch wenn die Zweifel bleiben wie lange dieser Frieden nun hält.

Sollte es tatsächlich dazu kommen und jene Lösung dauerhaft geschaffen werden, dann wird Kollege Trump womöglich auch seinen gewünschten Nobelpreis bekommen.
https://www.theguardian.com/commentisfree/2025/oct/09/gaza-donald-trump-peace-plan-israel-netanyahu


Trumps Aktionen rund um Israel/Gaza waren bisher völlig random. Vor nicht allzu langer Zeit geisterte noch die Idee der Riviera des Middle East durch die Medien. Mit der Idee hatte er die gesamte Region gegen sich aufgebracht. Nur Israel nicht.

Ja, ein komplett irrwitziger Plan. Wenn ich mich richtig erinnere, dann sollte die Bevölkerung des Gaza-Streifens dafür "temporär" z.B. nach Ägypten und Jordanien ausgesiedelt werden.


Nun halt ein völlig anderer Ansatz, der zugegebenermaßen einigermaßen rund wirkt. Und im Vergleich zu seinen Vorgängern kann man Trump und seinem Team eine effizientere Taktik hinsichtlich der "Überredungskünste" Richtung Hamas und Netanjahu zugute halten. Hier stellt sich tatsächlich die Frage, warum es zuvor viel zu selten möglich war, sich von diplomatischen Gepflogenheiten zu verabschieden, wenn andere Parteien im Game wie die Hamas und die rechten Koaltionspartner Netanjahus ebenfalls ohne jegliche Diplomatie agieren. Da empfinde ich es fast als erfrischend, wie Netanjahu sich für ihn vielleicht völlig überraschend bei den Kataris für den Anschlag in Katar entschuldigen musste. Manchmal muss man Kriegsparteien von außen die Pistole auf die Brust setzen, damit etwas passiert.

Trump schießt halt immer wieder in die Luft. Wäre seine Rivieraidee kurzfristig umsetzbar gewesen, hätte er es vorangetrieben. Nun diese neue fixe Idee, die wiederum attraktiv wirkte, weil er sich dafür den Friedensnobelpreis erhofft. Dass dadurch womöglich tausende von Menschen tatsächlich mal von ihm profitieren könnten, dürfte nicht sein Antrieb sein. Es geht ihm ausschließlich um seinen eigenen Ruhm. Das gilt abgeschwächt auch für einige Empfänger des Friedensnobelpreiseses. Aber bei ihm ist es für jeden offensichtlich. Ich könnte mich nur schwer damit abfinden, wenn das bei einer Entscheidung für Trump ignoriert werden würde.

Trumps Antrieb ist in der Tat sein irrer Wunsch, den Friedensnobelpreis verliehen zu bekommen. Es ist mittlerweile an Peinlichkeit nicht zu überbieten, wie er und seine Leute wieder und wieder erklären, Trump stünde der Preis zu. Dass Jimmy Carter und Barack Obama diesen Preis erhalten haben, er aber nicht, scheint für ihn wohl eine ganz massive Kränkung zu sein.

Donald Trump hat, um dieses Ziel zu erreichen, schon länger versucht, einen Waffenstillstand und eine Freilassung der Geiseln zu bewirken. Gescheitert ist er lange an Benjamin Netanjahu, der den Krieg unbedingt fortsetzen wollte, auf Kosten der (hoffentlich) noch lebenden Geiseln, die in unterirdischen Verliesen vor sich hin vegetierten und von ihren Bewachern gequält wurden. Netanjahu fürchtet, bei Neuwahlen sein Amt als Premierminister zu verlieren. In dem Fall würde der Strafprozess gegen ihn wieder aufgenommen werden, er müsste mit einer Verurteilung zu einer Haftstrafe rechnen.

Für mich war der Wendepunkt der weitgehend fehlgeschlagene Luftangriff Israels auf die Hamas-Führung in Katar. Der wurde ohne Wissen der USA geplant und durchgeführt. Als die US-Luftüberwachung in der Region die israelischen Kampfflugzeuge entdeckte, war es bereits zu spät. Eine Warnung erreichte Katar erst kurz nach dem Luftschlag. Netanjahu dürfte es nicht nur darum gegangen sein, die Hamas-Führung auszuschalten, er wollte damit auch die Verhandlungen torpedieren. Hätte er Erfolg gehabt, dann wäre auf Hamas-Seite zunächst niemand mehr dagewesen, der ein Verhandlungsmandat gehabt hätte. So aber hat dieser Angriff vor allem den malignen Narzissten Donald Trump massiv provoziert. Er dürfte ihn als massiven Versuch betrachtet haben, seine Chancen auf den Friedensnobelpreis zu zerstören. Entsprechend heftig dürfte die interne Reaktion in Richtung Israel ausgefallen sein.


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