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FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Sonntag, 15.10.2023, 13:16 (vor 794 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Sonntag, 15.10.2023, 13:36

Was für ein Idiot muss an denn sein um es erstrebenswert zu finden 40 Stunden zu rackern, um gerade mal seine Fixkoste und Lebensmittel bezahlen zu könne?


Warum ändern wir es dann nicht? Wir sollten die Waffen nutzen, die uns der Gesetzgeber in die Hände gibt. Das Problem fängt ganz unten in den Betrieben an, wo die Menschen arbeiten. Da gibt es immer diesen einen Chef/Geschäftsführer/Vorstand, der das Ziel hat, den größtmöglichen Gewinn bei kleinstmöglichen Löhnen zu erzielen. Und ein einzelner Mitarbeiter wird nur in den seltensten Fällen wirklich auf Augenhöhe mit seinem Chef verhandeln können.

Weil wir einfache Leuten es nicht (mehr) können. Irgendwann kommt ein "sweet point of no return", wo der Einfluss der "1%er" in allen Bereichen so groß ist, dass alles und jeder betroffen ist. (wir sind schon lange über diesen Punkt hinaus, wo eben dieser kleinsten Gruppe mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens der BRD gehört). Teilweise passiv, ohne dass da Person XY jetzt konkret etwas tut. Genau das merkt man auch bei den Gewerkschaften und BRs der Großkonzerne, bei denen ich sehr oft das Gefühl habe, dass der oberste Führungszirkel näher an den 1%er dran ist, als an der Arbeiterschaft. Wissenschaftlich ist das relativ intensiv erforscht worden, wie groß und wo überall die Macht der ganz wenigen zu greifen beginnt, wenn eben diese Vermögensverteilung zu krass auseinandergeht.

Was ist die Lösung? Es hat jeder einzelne Mitarbeiter das Recht dazu, sich zu organisieren und möglichst gute tarifliche Bedingungen, oder überhaupt erstmal einen Tarifvertrag zu erzwingen. Das Recht dazu hat wirklich jeder. Und als kollektive Belegschaft erreicht man dann auch die Augenhöhe. Es kostet dich eine Unterschrift, 1% vom Gehalt (das aber schnell wieder reinkommen würde) und ein wenig Nerven. Denn natürlich wird der Chef dass nicht toll finden und am liebsten auch weiterhin die größtmöglichen Gewinne bei kleinstmöglichen Löhnen generieren wollen.

Die unangenehme Wahrheit ist wohl, wenn es noch eine Lösung "von unten" gibt, exzessive Gewalt im öffentlichen Raum, in der Vergangenheit waren dann Bürgerkriege oder Revolutionen die konkrete Folge (vor ersterem hat Biden übrigens vor 1-2 Jahren wörtlich gewarnt, im Zuge einer Veranstaltung mit amerikanischen Superreichen, würde sich in den USA nicht zügig etwas ändern). Wenn die politischen Fliehkräfte ganz mies sind, dann auch so etwas wie 1914 oder 1939. Das ist der Lauf der Dinge, immer nur in anderen Gewändern gekleidet, der immer und immer wieder vorkommt, wenn eine kleine Zahl von Leuten über unverhältnismäßig viel Vermögen, vice versa, Macht verfügt.
Eine zweite Lösung wäre, wenn eben diese Gruppe mit ihre Macht sozial verträglich umgehen würde in Zukunft. Ich würde da nicht drauf wetten. Dann komm im Zweifel lieber noch die 20te Mrd. on top.
Erste Tendenzen hin zu dieser situativ hervogerufenen Gewaltaffinität der Gesellschaft als letzte Lösung, ist als Ventil das Erstarken der AfD. Alles basierend auf dieser Ungleichheit.

Die Wahrheit sieht leider bitter aus. Die Gewerkschaften haben in den letzten 20 Jahren Mitglieder verloren. Was sagt uns das? Ist es dann vielleicht doch nicht so schlimm? Parteien wie SPD und Linke, die sich zumindest für verbindliche Untergrenzen einsetzen, sind ebenfalls auf dem absteigenden Ast. Aber uns geht es ja jetzt gerade eh um höhere Löhne, die nur starke Gewerkschaften durchsetzen können. Und so stark sind sie leider nicht mehr.

Das sagt uns, dass die Menschen resigniert haben, weil viele verstehen, dass das System in sich so geschlossen ist und im Grunde nur noch von eben den Menschen, die ganz oben in der Pyramide sitzen, verändert werden kann. Oder eben mit exzessiver Gewalt.
Zumal ich, mit Mitte 30, nie eine Gewerkschaft, bis auf einige wenige, wirklich so intensiv habe auftreten sehen, dass man wirklich sagt "Wow, die wollen echt was ändern an der Vermögensverteilung". Es geht im Grunde immer um ein bisschen Show und im Grunde haben sich die Gewerkschaftsbosse und der Vorstand schon am Tag 1 der traditionellen Verhandlungen tief in die Augen geschaut. Wir sind aber schon mindestens seit 15 Jahren in einer Zeit, in der Gewerkschaften im Grunde so auftreten müssen, wie zu ihrer Entstehungszeit, wenn man wirklich etwas an diesem extem isolierten Sytem von Chancen und Vermögen ändern will. Heißt also, ziviler Ungehorsam und dazu brauch es Führung, die bereit ist, mit blutiger Nase von der Straße zu gehen.

An mir liegt es nicht. Ich bin im BR und auch in Verdi und setze mich seit langem vor allem für die unteren Einkommensgruppen ein. Aber wenn dann niemand den Mitgliedsantrag unterschreibt, bleibt dir in den Verhandlungen nichts anderes übrig, als das anzunehmen, was man dir anbietet. Denn die Gegenseite weiß, dass ihr im Grunde nichts passieren kann. Und dann geht das Spiel von vorne los. Es gibt nur 3%, die Leute meckern, treten aber wieder nicht bei und bei der nächsten Verhandlungsrunde beginnt das Spiel von vorne.

Das sagt ja keiner.


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