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FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Samstag, 14.10.2023, 20:41 (vor 794 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Samstag, 14.10.2023, 20:47

Was kann der Staat machen? Bestimmte Produkte zur Vermögensbildung fördern. Aber das war es dann auch schon. Wieviel eine Person an Einkommen hat und welchen Anteil sie bereit ist zu sparen, darauf kann kein Einfluss genommen werden.


Sich zwischen den Begriffen "Einkommen" und "Vermögen" klar werden.
Legt man zum Beispiel die Statistiken "Top-10% Einkommen" und "Top-10% Vermögen" nebeneinander, wird man sehen, wieviele Galaxien zwischen diesen Kategorien liegen. Es ist nicht nur eine andere Liga, es ist im Grunde ein völlig anderer Sport. Uneinholbar. Während und nach Corona sind die 1% der Vermögendsten (Einkommen ist im Grunde genaugenommen völlig irrelevant in der "echten" Betrachtung wer was hat) in Deutschland noch einmal extrem viel reicher geworden. Ich müsste jetzt nachschauen, aber das 1% besitzt absurd viel Vermögen vom Gesamtkuchen in Deutschland (ist aber natürlich nicht nur in Deutschland so), ich meine mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte. Es ist schon richtig, dass das im ersten Schritt kein politisches Thema ist, wenn aber diese 1%, oder von mir aus auch aufgebrochen auf 5%, derart abstoßend asozial wirken, wie sie seit 15-20 Jahren wirken, dann wird das irgendwann ein gesellschaftliches Problem. In den USA ist das beispielsweise in der Polit-Elite schon ein Stück weit angekommen, Biden hat vor 1-2 Jahren mal in NYC während einer großen elitären Veranstaltung mit einem Zirkel amerikanischer Superreicher gesagt, dass das so nicht weitergehen kann und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis revolutionäre Zustände in den Staaten ausbrechen werden, wenn man die Kapitalfrage nicht angeht (Adam Tooze hat diese Szene auch kürzlich in einer Jung&Naiv-Folge angebracht). Und dann entstehen irgendwann politische Verwerfungen, wie wir sie jetzt mit der AfD sehen. Und das ist nur der Anfang, wenn wir diese Vermögensspirale so weiter drehen.


Die ist aber klar, dass auch du mit deinem Top 10% Einkommen ein Teil des Problem bist? Auch du baust ja sehr viel mehr Vermögen auf als jemand, der im Median- oder Mindestlohnbereich herumdümpelt. Wenn du wirklich die absolute Gerechtigkeit willst, würde halt wirklich jeder das Medianeinkommen erhalten.


Sehe ich nur bedingt so. Ich gehe ja arbeiten für mein Geld und lasse nicht nur mein Kapital arbeiten und vererbe es zu zig Millionen. Das ist ja der Knackpunkt: heute wirst du nur mit den 5%-Top-Jobs auf dem Arbeitsmarkt vermögend, also so Vice President / Bereichsleitung im Konzern aufwärts, Partner in einer Top-Anwaltskanzlei oder bedingt als GF im Mittelstand, der Rest ist einfach vermögend qua Geburt. Ist ja ein Witz in Tüten, wenn ich behaupten würde, ich würde wirklich Vermögen aufbauen. Und einem Vogel wie mir dann das bisschen noch zu cutten, während die Kinder des Inhaberclans einfach auf, keine Ahnung, pro Kopf 500 Millionen Euro zwecks Geburt sitzen, die dann auch noch die schlechten Löhne zu verantworten haben, ist ja weder im Sinne einer Meritokratie noch würde es in irgendeiner Form das Vermögensproblem lösen.


Was ist denn „vermögend“? Und wäre es realistisch, dass alle Menschen so vermögend sind wie die Top 5%? Nein, ist es leider nicht. Die gesamte Wirtschaft würde nicht einmal funktionieren, wenn alle auf dem Niveau von uns beiden wären und ebenso das Ziel hätten, möglichst schnell finanziell unabhängig zu werden. Wer soll denn dann noch arbeiten? Der gesamte Kreislauf funktioniert nur, wenn für die große Masse Geld ein knappes Gut ist. Wenn wir wirklich alles fair aufteilen würden, gehören wir beide mit zu den Verlierern. Deshalb halte ich es für nicht angebracht, sich in der Position beschweren zu wollen, bloß weil einige andere noch mehr haben.

Mir sind die oberen 1% komplett egal. Ich werde niemals CEO eines großen Unternehmens werden. Es ist sinnlos, sich in Neiddebatten zu verlieren. Es kann nur jeder die beste Version aus sich selbst machen.

Das sehe ich auch so.

Ansonsten hat das aber nichts mit Neid zu tun. Die nüchterne Betrachtung ist schlicht, dass einfach weniger vom Kuchen übrig bleibt, wenn das obere 1% oder wegen mir obere 5% nahezu 2/3 des Vermögens unter sich aufteilt. Und was viel dramatischer ist, es führt zu einer grenzenlosen Macht. Wenn diese dann so asozial und verantwortungslos ausgenutzt wird, wie man es in der deutschen Gesellschaft in den letzten 15 Jahren beobachten kann, dann wird das System irgendwann kippen. Wie es immer in der Geschichte der Menschheit gekippt ist, wenn man solche krassen Vermögensungleichheiten hatte. Nicht wegen Leuten wie uns, die eigentlich ganz gut leben können, sondern wegen dem großen Teil der Gesellschaft, dem das zunehmend schwerer fällt.

BTW: für das obere 1% ist ein CEO Pöbel, ein oller Angestellter den man tanzen lässt, mehr nicht.


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