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+1 (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Samstag, 14.10.2023, 17:35 (vor 794 Tagen) @ markus

Ja ich glaube das diese Basisdemokratie einfach sehr unsexy wirkt. Besonders wenn du heute für "Internet Aktivismus" sehr schnell und einfach Applaus bekommen kannst.


..und im Gegenzug aktive politische Gestaltung von der Feststellung eines Bedarfs, über Antragstellung, Zustimmung, Umsetzung bis zur Fertigstellung unendlich zäh ist. Diese Themen auf kommunaler Ebene ziehen sich wegen einer langsamen Verwaltung, langwierigen Ausschreibungen usw halt Jahre - Egal was: Das ist für junge Leute nicht besonders motivierend.

Da würde ich den Jungen aber keinen Vorwurf machen. Finde schon das sie deutlich interesierter sind als ihr Ruf. Treffe im Betrieb oder im Leben allgemein eigentlich viele junge Menschen die sehr empathisch und intersiert sind.


Total. Und in Verwaltung und Politik sitzen viele gewisse Probleme aus. Das ist definitiv so.

Manchmal eventuell sogar etwas zu sehr Stromlinienförmig und Angepasst. Dennen würd ich manchmal fast wünschen einfach mal Jung zu sein und auch mal einen Scheiss drauf zugeben was die Alten denken. Auch mal egoistisch zu sein und die eigenen Bedürfnisse nach vorne zustellen. Insbesondere da nach Corona eigentlich die Gesellschaft gegenüber den 16 bis 20 Jährigen in der Bringschuld gewesen wäre.


Man sieht das mE jetzt gut in der Debatte um die 4-Tage-Woche. Mir ist das total fremd, weil für mich Arbeit und Karriere immer eine hohe Bedeutung hatten. Wenn junge Leute heute aber keine Perspektive haben, sich Wohlstand (eigenes Haus, eine solide Altersvorsorge etc.) zu erarbeiten - warum sollen sie sich dann 5 Tage abrackern? Bei jeder Gehaltserhöhung zeigt ihnen der Staat doch, dass es sich nicht lohnt. Daher kann ich verstehen, dass da viele sagen, dass sie dann eben lieber ein längeres gechilltes Wochenende haben wollen.


Word, einfach zu 100% den Nagel auf dem Kopf getroffen. 5% der Angestelltenjobs in Deutschland ermöglichen echten Reichtum im Überfluss, die restlichen 95% der Angestelltenjobs sind so konzipiert, dass man, egal wie sehr man strampelt, nicht mehr Wohlstand aufbaut als die Generation davor, selbst wenn man 2 Klassen "höher" gebildet ist. Deswegen wollen auch junge Leute nicht mehr in Führung, selbst wenn sie Spaß an der Aufgabe hätten. Wozu auch? Nur um den Titel "Head of Super Important Purchasing" oder "Chief Superbumser" mit sich rumzutragen, die im Wert nicht mal die Hälfte des "einfachen" Ingenieurs von vor 30 Jahren mit sich bringen?
Wir haben bei uns Leute in der Abteilung mit Ende 50, die verdienen 30-40k mehr als der 35jährige Abteilungsleiter, der 60-70h prügelt und dann noch 10 Leute führen soll. Aber da kommt die ganz große Weltkarriere noch, hat HR auch gesagt. Da lache ich die Affen vom Board doch aus und stempel nach 35h aus und kümmere mich privat um Projekte, um Geld zu verdienen oder lebe einfach ein entspanntes Leben. :D

Es kapieren aber weder mittig links, noch mittig rechts wie extrem ungleich unser Wohlstand verteilt ist bzw wollen sie es wahrscheinlich garnicht.

Deswegen wollen hier auch keine ausländischen Fachkräfte groß einsteigen.


Ja, und beide Seite führen immer neue "Gründe" dafür ins Feld, warum die AfD so stark geworden ist, und sind sie auch noch so hanebüchen. Union'ler die AfD-Zeug nachlabern, eine stets in den Deutschen schlummernde Sehnsucht ihre SS-Uniform wieder rausholen zu können, alle zu dumm (vice versa fehlende Bildung), die Flüchtlinge (würde niemanden interessieren, wenn der Wohlstand nicht so verteilt wäre, wie er verteilt ist), der "Heizungshammer", der Russe mit seiner Propaganda, die Springer-Presse...aber bevor man das "Vermögensthema" anschneidet, rennt man lieber weiter in den Abgrund und zeigt mit dem Finger auf die andere Seite. Zeigt auch sehr gut, wie beide Seiten, egal welches politische Spektrum, vom Kapital vereinnahmt und korrumpiert sind.


Wobei es genügend sinnvolle Formen der Vermögensbildung gibt, die du ja auch nutzt. Gerade in der heutigen Zeit mit den günstigen Brokern und Direktbanken. Da ist dann auch jeder ein stückweit für sich selbst verantwortlich. Sicher wäre es wünschenswert, wenn es dafür höhere Freibeträge und steuerliche Vorteile gäbe.


Hands down, ich bin aber nicht die Masse, für die ich da jetzt primär sprechen wollte. Laut dem IW Köln gehöre ich zu den Top-10% der Verdiener. Ich sehe zwar irgendwie nicht, wie ich mit dem Gehalt so krass gut bezahlt sein soll, dass man das guten Gewissens zu den Top-10% zählen kann/darf, aber wie auch immer, ich kann mir stets ein bisschen was zur Seite packen. Das ist schon richtig. Und ich lebe auch recht sparsam. Aber es ist ja klar, dass das für viele nicht gilt, wenn selbst ich schon mit meinem Nettogehalt (nicht verheiratet) laut IW Köln in diese ominöse Top-10%er-Sparte reinrutsche. Alleine, dass ich da drin bin, zeigt schon, wie schief das hier alles ist.


Womit wir wieder bei den Löhnen wären. Da kann der Staat eh nicht eingreifen und ist wegen der im Grundgesetz verankerten Tarifautonomie den Tarifpartnern vorbehalten. Wir haben eine Marktwirtschaft, keine Planwirtschaft (da könnte der Staat die Löhne festlegen nur würdest du dann ziemlich sicher deutlich weniger verdienen).

Was kann der Staat machen? Bestimmte Produkte zur Vermögensbildung fördern. Aber das war es dann auch schon. Wieviel eine Person an Einkommen hat und welchen Anteil sie bereit ist zu sparen, darauf kann kein Einfluss genommen werden.

Sich zwischen den Begriffen "Einkommen" und "Vermögen" klar werden.
Legt man zum Beispiel die Statistiken "Top-10% Einkommen" und "Top-10% Vermögen" nebeneinander, wird man sehen, wieviele Galaxien zwischen diesen Kategorien liegen. Es ist nicht nur eine andere Liga, es ist im Grunde ein völlig anderer Sport. Uneinholbar. Während und nach Corona sind die 1% der Vermögendsten (Einkommen ist im Grunde genaugenommen völlig irrelevant in der "echten" Betrachtung wer was hat) in Deutschland noch einmal extrem viel reicher geworden. Ich müsste jetzt nachschauen, aber das 1% besitzt absurd viel Vermögen vom Gesamtkuchen in Deutschland (ist aber natürlich nicht nur in Deutschland so), ich meine mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte. Es ist schon richtig, dass das im ersten Schritt kein politisches Thema ist, wenn aber diese 1%, oder von mir aus auch aufgebrochen auf 5%, derart abstoßend asozial wirken, wie sie seit 15-20 Jahren wirken, dann wird das irgendwann ein gesellschaftliches Problem. In den USA ist das beispielsweise in der Polit-Elite schon ein Stück weit angekommen, Biden hat vor 1-2 Jahren mal in NYC während einer großen elitären Veranstaltung mit einem Zirkel amerikanischer Superreicher gesagt, dass das so nicht weitergehen kann und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis revolutionäre Zustände in den Staaten ausbrechen werden, wenn man die Kapitalfrage nicht angeht (Adam Tooze hat diese Szene auch kürzlich in einer Jung&Naiv-Folge angebracht). Und dann entstehen irgendwann politische Verwerfungen, wie wir sie jetzt mit der AfD sehen. Und das ist nur der Anfang, wenn wir diese Vermögensspirale so weiter drehen.


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