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Krisen.. (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Samstag, 09.12.2023, 13:49 (vor 739 Tagen) @ Thomas
bearbeitet von FourrierTrans, Samstag, 09.12.2023, 14:05

Du hast es ja am Dienstag hier schon reingeschrieben
https://www.sueddeutsche.de/politik/schwarz-gelber-niedergang-schlimmer-geht-s-immer-1.1077927
Jeder, der den Untergang des Landes sieht oder sehen will vergisst, dass es immer irgendwas gab. Das soll die jetzige Situation nicht schönreden, aber relativieren.
Klar, ist halt alles nicht mehr so schön wie bei den blühenden Landschaften unter Kohl ....

Das ist so, es gab auch immer Krisen/Bedrohungen, die gemeistert wurden und dann in Vergessenheit geraten sind oder im Nachhinein (unberechtigterweise) weniger dramatisch bewertet wurden.
Allerdings gibt es, mMn, elementare Unterschiede zwischen der allgemeinen deutschen Nörgelei von der Zeit im Nachkriegsdeutschland bis zu den frühen 2000er Jahren und der Gegenwart.

- Infrastruktur: Wenn man global unterwegs ist, wird einem die eklatante infrastrukturelle Notlage in Deutschland nochmals bewusster. Verkehr, digitaler Ausbau, in Teilen zunehmend medizinische Versorgung (insbesondere im Ländlichen, aber auch im Hinblick auf Arzneimittelverfügbarkeit), Energie(preise). Ich war kürzlich mit Chef in Rumänien zwecks Neubau am Standort und wir haben örtliche Versorgungslagen jedweder Art überprüft. Als ein Beispiel: Rumänien liegt aktuell bei der Internetgeschwindigkeit im Medianwert in Mbit/s bei ~190. In der BRD sind es ~87.

- Ein revisionistisch und hegemonial auftretendes Russland in Europa: Die russische Föderation hat auf 100% Kriegswirtschaft umgestellt. Putin spielt auf Zeit und seine Karten werden zusehends besser. Es gibt im Prinzip drei Arten mit hegemonial auftretenden, revisionistischen Staaten umzugehen, die EU hat es mit "Wohlstandstransfer" probiert (ähnlich wie die Amerikaner es mit dem alten Nazideutschland gemacht haben, welches fraglos, allein für sich gelassen, wieder ins Feld gezogen wäre ein paar Jahrzehnte später). Leider hat das ganz und gar nicht funktioniert, weil zwar faktisch viel Geld in Russland angekommen ist, dies aber primär bei der Führungselite rund um Putin, die Bevölkerung blieb arm. Und damit empfänglich für revisionistische Aggressionen, ähnlich wie die Deutschen in den 30er Jahren. Ein Großteil der Russen steht hinter den Annektionsaktionen und dem Traum eines "Großrusslands". Selbst ein Russland ohne Putin würde mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnlich agieren wie das Russland mit Putin. Die Ukraine wird demnach nicht das letzte angegriffene Land sein, ist mein Bauchgefühl. Anfangs hatte ich hierzu einen anderen Eindruck, den muss ich revidieren. Es gibt klare Anzeichen dafür, dass das Baltikum ganz konkret im Visier der russischen Führung steht. Man wartet auf die nächsten US-Wahlen.
Unabhängig davon: Die Deutschen für sich genommen hätten in einem eigenen Ernstfall dem sowohl materiell, als aber insbesondere auch von der (in den letzten Jahrzehnten antrainierten) Mentalität her, nichts entgegenzusetzen. Selbst wenn wir hier durch ein Wunder materiell in ~5 Jahren hochgerüstet wären, fehlt es überall in der deutschen Gesellschaft an der Fähigkeit, in einem Verteidigungsfall Gewalt anwenden zu können. Dann würde sich hier das militärische Gerät zwar bis unter's Dach stapeln, aber wer soll dieses dann "zur Anwendung" bringen?

- Demographie: Ist ja ausführlich debattiert worden. Ich sehe nicht, insbesondere bei der gänzlich fehlgeschlagenen Integrationspolitik der letzten 20 Jahre (nein Flüchtlingsheime auf leere Flächen donnern, Verteilschlüssen konzipieren und Ehrenamtliche dann 100% der Verantwortung auf's Auge zu drücken reicht nicht), wie man dieses Loch an "jungen Menschen" mit Integration wieder "kitten" soll. Das ist nicht nur monetär ein Problem (Stichwort Rente), sondern auch in der Bewältigung des Alltagsbetriebs. "Viele Hände, schnelles Ende" heißt es auf dem Bauernhof immer. Andersrum tut's dann weh.

- Technologie / wirtschaftlicher Umbau: Auch schon im Detail besprochen. Anhand der deutschen Autoindustrie (und damit zugleich der größten und wichtigsten) kann man das ganze Dilemma der verschlafenen Technologien als "Role Model" (leider im negativen Sinne) ablesen. Ein Blick in den DAX reicht auch um zu sehen, wie viel "Old Money" in Deutschland aktuell noch so vor sich hindümpelt.


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