schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Gendern außerhalb von Deutschland... (Politik)

markus, Samstag, 09.12.2023, 10:17 (vor 741 Tagen) @ Scherben

Genau das ist der Punkt. Insgesamt zweiten Mal in meinem Leben haben Menschen versucht, mich vom Gendern zu überzeugen. Einmal auf einer Party im Jahr 2012, da habe ich noch verdutzt-amüsiert reagiert und einmal 2016 in einem beruflichen Kontext, als es sich in unserer Branche langsam durchsetzte.

Andersherum war ich sicher 200 mal dabei, als Menschen fürs Gendern belächelt, korrigiert, beschimpft oder bedroht wurden.
Da passen die Verbote der letzten Monate ins Bild.

Da ich beruflich in der Hauptsaison täglich vor Gruppen aus fremden Menschen spreche und keine Lust auf diese einseitig geführte Diskussion habe, habe ich mich für eine Mischform entschieden: ich nehme mir die Zeit, Schülerinnen und Schüler zu sagen, nutze allgemein gebräuchliche Verniedlichungen wie "Touris" oder schubse die Kuh vom Eis, indem ich es ins Thema einbaue ("in diesem Fall braucht man übrigens nicht zu Gendern, weil hier ausschließlich Männer stationiert waren").


Japp. So mache ich es meist auch. Und vor allem wird variiert. Mal mündlich wirklich "Lehrer ... innen", mal "Lehrerinnen und Lehrer", mal "Lehrkräfte", mal wird vom "Lehrer" und mal von der "Lehrerin" gesprochen. Genau so bildet man die vorhandene Diversität ab, finde ich.

Wenn du von Lehrerin sprichst, gehst du davon aus, dass nur weibliche Personen angesprochen werden. Das wäre dann ja okay. Aber bist du dir wirklich sicher, dass dem zu 100% so ist? Es ist zwar meist, aber auch nicht immer äußerlich erkennbar (insbesondere nicht beim dritten Geschlecht).

Ich gendere in gesprochener Sprache gar nicht, da es mir wirklich schwerfällt. In Schriftform (z.B. in Infoschreiben an die Beschäftigten aber auch in Betriebsvereinbarungen) allerdings schon. Da kommt es hin und wieder zu Kuriositäten. Wir hatten neulich einen Entwurf, in dem man den neutralen Begriff „Mitarbeitende“ genutzt hat und zur Klarstellung hieß es „Mitarbeitende sind alle Arbeitnehmer im Sinne des § 5 BetrVG“. Damit wollte man klarstellen, dass mit dem männlichen Arbeitnehmerbegriff auch die anderen Geschlechter gemeint sind. Allerdings könnte man das missverstehen. Denn sinngemäß könnte man es auch so (fehl-)interpretieren, dass mit Mitarbeitende ausschließlich Männer gemeint seien.

Dann haben wir daraus ein „Mitarbeitende sind alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Sinne des §…“ gemacht, was jedoch inhaltlich nicht ganz korrekt war, da der § 5 BetrVG nunmal nur den männlichen Begriff kennt. Zudem hätten wir mit der Formulierung das dritte Geschlecht sprachlich ausgegrenzt. In der finalen Version stand dann drin „Mitarbeitende sind alle Arbeitnehmende im Sinn des §…“.

Dann stellte sich noch die Frage, ob der Begriff „der Arbeitgeber“ dann nicht auch neutral formuliert werden müsste. Die einen meinten „Nein, das ist ja keine Person“, die anderen meinten „doch, es ist sprachlich trotzdem eine männliche Form und wenn, dann müsste es „die Arbeitgeberin“ heißen, schließlich heißt es auch „die AG“, „die GmbH“ oder auch „die SE“ also auch „die Arbeitgeberin“. Und in der Tat: In vielen Entscheidungen von Arbeitsgerichten ist deshalb von „die Arbeitgeberin“ die Rede. Wir haben haben letztendlich ein „Arbeitgebender“ daraus gemacht.

Die eine Seite hatte kein Verständnis für derartige Diskussionen („haben wir denn nichts wichtigeres zu tun“). Ich tendierte dann aber zu der anderen Seite. Man macht das ja nicht, um andere zu ärgern, sondern um sprachliche Ausgrenzung zu vermeiden. Wenn man einmal damit anfängt, dann muss man derartige Diskussionen aushalten und es auch konsequent umsetzen.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1515531 Einträge in 16275 Threads, 14349 registrierte Benutzer Forumszeit: 19.12.2025, 03:51
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln