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Was ist die Alternative? (Corona)

markus, Freitag, 22.01.2021, 21:43 (vor 1190 Tagen) @ FourrierTrans


Das schlimmste ist, er bietet nie einen Ausweg. So wie die Politik als Ganzes seit einem Jahr keinen Ausweg anbietet. Den bietet exklusiv die Wissenschaft. Vielleicht gibt es ja keinen Ausweg, aber nach dem vierten Mal des "Wir stehen kurz vor dem Kollaps", "die schwersten Monate liegen vor uns" wird das maximal noch zur Kenntnis genommen. Das ist menschlich. Man stumpft ab.


Lauterbach hat sehr wohl konkrete Maßnahmen zu Kontaktbeschränkung vorgeschlagen. Allerdings hat man lange nicht auf Leute wie ihn gehört.


Ok, ich habe nicht alles gelesen/gehört, was er angeboten hat. Ich habe ihn gelegentlich bei Lanz und co. gesehen. Da ging es dann meist um die bevorstehende Apokalypse, gepaart mit Ratschlägen, man müsse sich komplett einsperren auf unbestimmte Zeit, so ganz salopp übersetzt. Mag ja alles richtig sein, der Mensch als soziales Wesen kann das aber nicht auf unbestimmte Zeit durchhalten.


Das Dumme ist halt: Das Virus verbreitet sich bei dem, was Menschen gerne tun, bei Sozialkontakten. Das einzige was hilft ist, die Anzahl der Kontakte soweit zu reduzieren, bis der R-Wert unter 1 liegt. Liegt der Wert dauerhaft über 1, kommt man unweigerlich in ein überlastetes Gesundheitssystem. Das ist schlicht und ergreifend Fakt. Und darauf hat Lauterbach immer wieder aufmerksam gemacht.


Das ist ja alles richtig. Aber was soll das für ein Leben sein? So wird doch auch die junge Generation zum totalen emotionalen Geist. Das kann ja eigentlich nicht die Lösung sein.

Aber wäre das anders, wenn man das Virus einfach machen lässt? Dann gäbe es deutlich mehr Infektionen und Tote und vermutlich auch deutlich mehr psychisch Erkrankte. Die Menschen würden bei ständig steigender Anzahl an Erkrankten und Toten sich selbst zuhause verbarrikadieren, kaum noch konsumieren. Die Angst würde mit den höheren Todeszahlen ansteigen. Die Wirtschaft komplett kollabieren. Viele Menschen würden Angehörige verlieren und sich ein Leben lang fragen „warum haben wir Menschen das nicht verhindert?“ Beste Voraussetzungen für psychische Erkrankungen.

Auch wenn das im ersten Moment nicht danach aussieht. Die Maßnahmen sorgen am Ende für eine weniger stark einbrechende Wirtschaft und weniger psychischen Erkrankungen.

Es ist menschlich, davon genervt zu sein. Die Situation ist eine Naturkatastrophe und vernichtet zahlreiche berufliche Existenzen. Ändert nur leider nichts an den Fakten und der Tatsache, dass ein überlastetes Gesundheitssystem viel schlimmere Folgen hat als nur vernichtete berufliche Existenzen. Bei letzterem verliere ich meinen Job, bei ersterem mein Leben. Es ist eine ganz beschissene Abwägung des kleinsten Übels. Die Augen verschließen und hoffen das alles von alleine wieder verschwindet, hilft leider nicht.


Aber ist die Spirale denn zu Ende gedacht? Wie viele werden denn den Job verlieren und wie viel Geld wollen wir drucken lassen? Ich sage nicht, dass wir jetzt getreu dem (oft missverstandenen) Darwinismus alle Tore öffnen sollen, aber ich habe das Gefühl, dass die Thematik nicht zu Ende gedacht ist. Die psychischen Erkrankungen werden irgendwann explodieren. Ob wir die finanziellen Ungleichgewichte, die sich da auftun wirklich stemmen können, ist mir nicht klar. Und Armut verursacht auch Tod, im Extremfall.

Und was mir persönlich viel mehr auf den Magen schlägt, ich halte diese Durchhalteparolen für Augenwischerei. Es gibt einfach viel zu viele unsichere Variablen.
- Sind die Impfstoffe tatsächlich gegen die aktuellen Mutationen tragfähig?
- Welche Mutationsvarianten werden in den nächsten Monaten dazukommen, bis eine signifikante Durchimpfung möglich ist?
- Wie viele Menschen werden sich impfen lassen?
- Ist unser Staat organisatorisch in der Lage, jedem einen zeitgerechten zweiten "Shot" zu verabreichen?

Natürlich. Aber es bringt ja nichts deswegen gleich aufzugeben und die Situation als verloren zu betrachten. Man versucht mit dem kleinstmöglichen Schaden, der definitiv ziemlich groß sein wird, aus der Nummer herauszukommen.

Auch dieses "good cop" "bad cop" Spiel was die öffentlichen Meldungen angeht macht auf mich den Eindruck, als wolle man die Menschen nach und nach auf das "new normal" vorbereiten. So'n Söder sagt man müsse nicht den Kopf hängen lassen, auf einmal haut ein hochintelligenter Drosten raus, dass es aus seiner Sicht möglich sei, im Sommer täglich 100k Infektionen zu sehen. Sowas sagt der ja nicht nur so und sowas sagt der garantiert auch nicht, ohne ein politisches "go" eingeholt zu haben.

Ich habe keinerlei Hoffnung mehr, dass wir in den nächsten Jahren auch nur in ein 20%iges "altes Leben" zurückkehren werden.

Das hört sich nicht gut an. Im Sommer denkst du vielleicht anders darüber.


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