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Lockdown bis 14.02. - ich freu mich auf die Politikerfrisen (kT) (Corona)

markus, Donnerstag, 21.01.2021, 09:19 (vor 1181 Tagen) @ Sascha

Vor der zweiten Welle war man doch in einem Bereich deutlich unter einem Inzidenzwert von 50. Der wurde dann aber vielfach in kürzester Zeit gerissen. Alle vorgesehenen Schutzmaßnahmen hätten also früher einsetzen müssen.


Als dieser Wert gerissen wurde, stieg allerdings auch der R-Wert rapide an. Von etwa 1,1 auf 1,4. Für mich ein Zeichen, dass die nicht mehr funktionierende Kontaktverfolgung den R-Wert deutlich ins negative drückt. Natürlich war man auch vorher schon im exponentiellen Wachstum, die Kontaktverfolgung keine alleinige Wunderwaffe. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, ob dieser Wert bei 1,1 bleibt oder dann auf 1,4 steigt.

Ob der Anstieg wirklich 1:1 damit zusammenhängt, weiß ich zwar nicht. Aber einen Einfluss gibt es definitiv, je höher/niedriger der Anteil der nachverfolgten Kontakte ist. Jede unterbrochene Infektionskette senkt automatisch den R-Wert. Genau das bewirkt ja die Kontaktverfolgung.

Der Wert von 50 mag nicht perfekt sein. Die einen Gesundheitsämter kommen gut damit klar, die anderen sind vielleicht schon überfordert. Aber eines haben alle gemeinsam: Ein Wert von 100 oder 150 ist für jedes einzelne Gesundheitsamt schlechter als 50. Das Ziel muss daher ein möglichst niedriger Wert sein, so dass möglichst alle Kontakte nachverfolgt werden können. Dann aber würden die Bürger ein klares Ziel verlangen. Also legt man sich auf einen bestimmten Wert für alle fest.


Eben nicht, wenn die 50 keine Barriere, sondern nur eine kurze Zwischenstufe auf dem Weg zur 100, oder 150 ist. Deutschlandweit wurde der Inzidenzwert von 50 am 19.10. erreicht. Bereits 8 Tage später lag er bei 106. Vermutlich wäre dieser Wert ohne direkt eingeleitete Maßnahmen einen oder zwei Tage früher erreicht worden, aber das ist doch nichts, mit dem man langfristig arbeiten kann.

Man wird in meinen Augen nicht drumherum kommen, entweder den Wert deutlich tiefer ansetzen zu müssen, oder sich andere Kennzahlen zur Orientierung zu suchen.


Trotzdem ist ein Inzidenzwert von 50 für alle Gesundheitsämter besser als ein Wert von 100 oder 150.

Mal ein einfaches Beispiel:

Der Inzidenzwert liegt bei 50. Ein Gesundheitsamt kann maximal 100 Fälle pro Woche bearbeiten, es sind aber 150 Fälle pro Woche. Dann haben wir 50 Fälle pro Woche, die nicht unter Kontrolle sind.

Der Inzidenzwert liegt bei 100. Dann kann das Gesundheitsamt noch immer nur 100 Fälle bearbeiten. Es sind dann aber schon 300 Fälle. Damit haben wir schon 200 Fälle pro Woche, die nicht unter Kontrolle sind.

Wir reden hier aber nicht von "pro Woche", sondern pro Tag. Natürlich ist es ein Unterschied, aber er ist für den Gesamtverlauf marginal.

Wie groß der Unterschied für den Gesamtverlauf ist, kann ich nicht beurteilen. Ich sehe nur, dass es einen positiven Effekt haben muss, wenn möglichst viele Kontakte nachverfolgt werden können. In meinem Beispiel steigt die Anzahl der Infektionen um das doppelte. Die Anzahl der nicht mehr nachverfolgbaren Kontakte aber schon um das Vierfache.

Ich weiß auch echt nicht, was es da groß zu diskutieren gibt. Noch einmal: dass die allgemeine Grenze von 50 nicht belastbar ist, hat sich im Oktober doch in der Praxis erwiesen.

Man müsste eher ansetzen. Bereits seit Mittel Juli sind wir im exponentiellen Wachstum, bei einem weit unter 50 liegenden Wert. Ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben: Der Wert und die Kontaktverfolgung sind kein Allheilmittel, welches ausnahmslos immer einen R-Wert von unter 1 garantiert. Aber die möglichst flächendeckende Kontaktverfolgung hilft den R-Wert zumindest zu senken (nicht zwingend unter 1, aber vielleicht von 1,2 auf 1,1) und man wüsste im Idealfall, woher die Infektionen kommen, könnte danach differenzieren, wer Infektionstreiber ist und wer nicht. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich bin ja komplett bei dir, dass ein Wert von 25 das deutlich besser garantieren würde, als ein Wert von 50. Aber 50 ist immer noch besser als 150.

Es gab Forderungen, den Wert zu senken. Weil auch schon bei 50 nicht mehr flächendeckend alle Kontakte nachverfolgt werden können. Man bleibt trotzdem bei dem Wert von 50. Warum? Vermutlich weil es sich um einen Kompromiss handelt und man nicht die Gefahr eingehen möchte, dass die Leute dann sagen: „Jetzt senken die auch noch den Wert, das ist ja total unrealistisch“.

Komischerweise wird bei anderen Argumentationen immer darauf hingewiesen, dass das Virus nicht mit sich verhandeln lässt. Mit dieser Argumentation sind Kompromisse aber ausgeschlossen. Man kann nicht sagen, dass bei der Grenze von 50 unsere heimische Wirtschaft überleben kann und das Virus sich dann bitte mit diesem Wert eindämmen lassen soll.

Ich kann mir das aber nur so erklären, dass das ein Kompromiss ist zwischen dem Wunsch, möglichst viele Kontakte nachzuverfolgen auf der einen Seite, aber sich andererseits zu erlauben, auch ein paar Kontakte durchs Raster fallen zu lassen, um die Wirtschaftsinteressen und Grundrechte zu berücksichtigen. Man ist in einer ständigen Abwägung zwischen den unterschiedlichen Interessen.

Es gibt mehrere Kennziffern, die alle wichtig sind. Ich verstehe nicht, warum man immer nur einen einzigen Wert heranziehen möchte. Der R-Wert, die Todesrate, die Anzahl der geimpften und die Intensivbelegung sind genauso wichtig. Der Inzidenzwert ist allerdings ebenso wichtig.


Du hast explizit davon gesprochen, dass die Leute doch verstehen sollen, wie immens wichtig der Wert von 50 ist. Ich beziehe mich auch immer nur auf diese Zahl und nicht auf die Kennziffer an sich. Wenn man (also nicht du, sondern "die Politik") mit Zahlen arbeitet, sollten sich auch plausibel sein. Diese Plausibilität sehe ich unter den aktuellen Bedingungen bei der Grenze von 50 nicht.

Wie gesagt: Natürlich wäre es rein epidemiologisch besser, den Wert deutlich senken. Aber kann man das den Leuten erklären? Oder kommt dann wieder der Vorwurf, dass das unrealistisch ist?


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