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Experten: ca. 60% der Deutschen werden ihr komplettes Einkommen für den Lebensunterhalt benötigen (Politik)

Lattenknaller, Madrid, Montag, 22.08.2022, 21:02 (vor 614 Tagen) @ Davja89

Unbestritten.

Würden wir alle mit Gas, Öl und anderem sinnvoll und sparsam umgehen, wären unsere Probleme kleiner. Allerdings wird im eigentlich größeren Bereich (Industrie) schon so massiv an allen Ecken und Enden gespart wo es nur möglich ist. Allein nur aus Kostengründen. Ich habe allein die letzte Woche bestimmt 4 oder 5 neue Energieprojekte angeschoben in nur meinem kleinen Bereich. Nur irgendwann ist da auch mal ein Ende erreicht für die großen Sprünge. Irgendwann brauchst du einfach auch bezahlbare Energie um Produkt A oder B herzustellen.

Wir haben jetzt schon einen strukturellen Nachteil insbesondere (aber nicht nur) im Industriebereich. Deutlich höhere Lohnkosten, deutlich stärkere Umweltauflagen, längere Genehmigungsverfahren jetzt kommen auch noch massiv höhere Energiekosten.
Das ist jetzt nicht komplett neu. Auch vor 10 Jahren waren diese Faktoren höher als in China oder anderen Regionen. Das konnten wir durch Qualität, gute Arbeitsprozesse, gute Infrastruktur und vor allem durch Fachkräfte ausgleichen. Als ich Lehrling war gab es im Kreis einen Industriebetrieb der wegen den oben genannten Faktoren seine Produktion in den Osten Europas ausgelagert hat. Den Standort in Deutschland gibt es heute noch. Den im Osten nicht mehr. Die oben aufgezählten Nachteile wurde mehr als ausgeglichen durch die danach aufgezeigten Vorteile des Standortes Deutschland. Vereinfacht: Es nützt dir nix wenn du niedrigere Lohnkosten hast aber deine Anlagen nicht vernünftig betreiben kannst, weil da niemand eine Ahnung hat was er da tut.

Leider haben wir in Deutschland inzwischen einige unser Standortvorteile verspielt oder sind dabei sie zu verspielen. Der Fachkräftemangel ist insbesondere im Industriebereich so massiv das es langsam Existenzgefährdent wird für manche Firmen. Das Trauerspiel um unsere Infrastruktur (Egal ob Bahn, Wasserwege, Straßen oder Flughäfen) war hier ja inzwischen oft genug Thema.

Deswegen ist das Energiethema in der Industrie nicht alleine zu betrachten. Ich bin mir ziemlich sicher die deutsche Wirtschaft in einer guten Verfassung könnte diese Energiepreise mit gewissen Schäden trotzdem noch stemmen. Es ist eher das Problem das dass jetzt noch On Top kommt sozusagen als Kirsche auf dem ganz großen Scheißehaufen.

Da braut sich ein perfekter Sturm zusammen der das wirtschaftliche Herz dieses Landes gefährdet. Am Ende hängen unsere Sozialsysteme und auch ihre Qualität daran wie viel Geld wir für sie zur Verfügung haben. Und dieses Geld wird leider im Normalfall nicht in den Büros der Kreativwirtschaft oder im Home Office beim Lokalen Amt verdient. Das heißt wenn dieses Herz dauerhaft größeren Schaden nimmt, wirkt das in alle Bereich hinein. Dann wird man irgendwann auch im Öffentlichen Dienst sparen müssen, im Gesundheitsbereich den Rotstift ansetzen, die hippen Werbebüros in Berlin Mitte bekommen keine Aufträge mehr aus der Wirtschaft und so weiter und so fort.

Nicht dass ich Dir da sehr widerspreche, aber die meisten Probleme haben alle OECD-Staaten auch, mit der einen oder anderen Ausnahme, die aus Wettbewerbssicht Deutschland nicht so weh tut. Alle plagen die Energiepreise und der Fachkräftemangel (das trifft sogar Spanien, natürlich in geringerem Maße). Hand auf Herz, man hat sich in den letzten Jahren auch ein Stück ausgeruht und war bei Innovationen nicht vorne mit dabei. Wie Du schon schreibst, die Strukturprobleme in der Infrastruktur und am Arbeitsmarkt wiegen m.A. nach mittel- und langfristig sogar schwerer als die (hoffentlich) eher temporären Energiethemen, die sich in ein bis 2 Jahren abgeschwächt haben sollten.


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