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Diskussion um Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke (Politik)

Ulrich, Donnerstag, 18.08.2022, 09:14 (vor 618 Tagen) @ DerInDerInderin

Will man das deutsche Stromnetz tatsächlich entlasten, dann sollte man Deutschland in unterschiedliche Strompreiszonen unterteilen.


Das ist genau das, was die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden der Europäischen Union (ACER) vor ein paar Tagen vorgeschlagen hat. Deutschland soll in zu bis 4 Strompreiszonen/Gebotszonen aufgeteilt werden.

Danke für die Details. Dass es einen Vorschlag gibt, hatte ich mitbekommen, aber mich mit den Details noch nicht befasst.

Für mich führt im Grunde kein Weg an so einer Lösung vorbei. Es darf nicht sein, dass elektrische Energie scheinbar billig eingekauft wird, dann aber physikalisch nicht zum Käufer transportiert und deshalb von Kraftwerken in seiner Nähe teuer erzeugt werden muss.

Eines wird das aber auslösen, nämlich für mehrere Jahre enorme Preisunterschiede.


Variante 1: Zwei Strompreiszonen. Unterschieden in Nord und Süd.
Variante 2: Drei Strompreiszonen. Unterschieden in Süd (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Rheinland), Nord (Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein) und Ost (Berlin + ostdeutsche Bundesländer)
Variante 3: Vier Strompreiszonen. Rheinland-Pfalz und das Rheinland verlassen die Süd-Zone und bilden eine eigene Strompreiszone. Der Rest wie Variante 2

Nehmen wir mal die Varianten 2 und 3 bezogen auf NRW, weil die Auswirkungen hier am anschaulichsten sind. Ein Unternehmen, das sich von der Strompreiszone her in Westfalen befindet, dürfte bei den Strompreisen deutlich besser wegkommen als ein Unternehmen, das von der Strompreiszone her im Rheinland angesiedelt ist, wobei diese Grenzen nicht unbedingt deckungsgleich mit den geografischen Grenzen der Landesteile sind.

Das ganze wird für die nächsten Jahre ein Alptraum für jeden Wirtschaftsförderer in der teuren Strompreiszone und ein Traum für jeden Wirtschaftsförderer in der günstigeren Strompreiszone. Aber trotzdem ist das keine Willkür, sondern das Ergebnis jahrelanger Sabotagepolitik gegen Stromleitungen, Windkraftanlagen, Speichersysteme, etc..


Deutschland ist übrigens nicht das einzige Land, das aufgeteilt werden soll. Frankreich, Italien oder selbst die Niederlande gehören auch dazu. Die Energieeinsparungen, die auch du genannt hattest, sind demnach der größte Treiber hinter dieser Idee.

Die Probleme dürften vielfach in der Tat ähnlich sein. Erschwerend kommt aktuell hinzu, dass die elektrische Energie in Deutschland dann, wenn viel Wind- bzw. Solarstrom anfällt, deutlich preiswerter als in einem Teil der Nachbarländer ist.


Den süddeutschen Bundesländern gefällt dies natürlich nicht, weil der Strom dann aktuell deutlich teurer werden würde. Diesen Standortnachteil haben sie sich aber in den letzten Jahre selbst erarbeitet. Und mit Österreich, das bis 2019 noch in der deutschen Strompreiszone war, wurde mit der Engpassbewirtschaftung vor ein paar Jahren quasi schon ein Exempel statuiert.

So ist es. Und das betrifft nicht nur die süddeutschen Bundesländer, sondern auch NRW. Insbesondere die Regierungen Rüttgers und Laschet haben sich hier beim Kampf gegen die Windenergie "hervorgetan". Unter Rüttgers wurden die Höhen von WKAs so sehr begrenzt, dass die Zahl der Volllaststunden komplett in den Keller ging, unter Laschet sollte der Neubau bzw. das Repowering faktisch unmöglich gemacht werden. Und unter Wüst ist zumindest bisher noch keine wirkliche Änderung der Haltung zu erkennen. Man schwingt Sonntagsreden, aber es gibt keine Anstrengungen, die scharfen Regeln tatsächlich zu lockern.

Dazu dann der Kampf gegen die HGÜ-Leitungen, die wenigstens Windstrom aus dem Norden in den Westen und Süden transportiert hätten.


Die Empfehlung der ACER kann man übrigens hier nachlesen:
https://www.acer.europa.eu/sites/default/files/documents/Individual%20Decisions/ACER%20Decision%2011-2022%20on%20alternative%20BZ%20configurations.pdf

Zu den Gebotszonen gibt es hier was vom BMWi:
https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2019/10/Meldung/direkt-erklaert.html

Und zu Österreich und der Engpassbewirtschaftung ebenfalls beim BMWi:
https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2018/09/Meldung/news2.html

Danke!

Die Zusammenhänge waren mir weitgehend bekannt, aber die Papiere kannte ich noch nicht.


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