Eine Heilpraktikerin aus der Eifel (Corona)

pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 02.09.2020, 10:21 (vor 1941 Tagen) @ Philipp54

Ich kenne den Fall. Es gibt viele solcher Fälle. Nur wenige landen bei Gerichten und noch weniger bei Medien. Die Menschen gehen zu Heilpraktikern, weil sie eine Heilung wünschen und nicht, weil sie schneller sterben wollen.

Zur Sterbehilfe gibt es unter den Ärzten unterschiedliche Meinungen. In manchen Ländern ist das gesetzlich geregelt.

Das ist mir klar. Dieser "Heil"prakter hat jedoch aktive Sterbehilfe vollzogen. Dumm nur, dass die Menschen zu ihm gingen, weil sie eine aktive Weiterlebenhilfe brauchten.

Im obigen Fall geht es ua um Dosierung und Sorgfalt, wenn ich das richtig interpretiere.

Nein. Es ging darum, dass man ein Mittel eingesetzt hat, das man nicht hätte verwenden dürfen. Noch dazu hat man es auf eine Weise eingesetzt, die falsch ist. Um es klar zu sagen: der Typ hatte keine Ahnung, was er tut. Er hat sterbenskranken Menschen eine Heilung vorgegaukelt und sie umgebracht.

Kommt mir spontan der Kölner Apothekenskandal in den Kopf. Da ging es um Zucker(kügelchen) die mit einem Narkosemittel versetzt waren. Die Belieferung in eine gynäkologischen Praxis hatte 2 Tote zur Folge, 1 Frau und ihre Notgeburt nach Vergiftung.

Nur mit dem Unterschied, dass in Köln Schlampigkeit die Toten verursachte und bei diesem "Heil"praktiker schiere Unwissenheit gepaart mit der Arroganz es besser als alle Anderen zu wissen.

Jeder Einzelfall ist zuviel. Heilpraktiker landen prozentual an Behandlungen wahrscheinlich häufiger als Ärzte mit Kunstfehlern vor Gericht. Schwieriger nachzuweisen sind die allemal.

Nun, Heilpraktiker können eigentlich gar nicht vor Gericht landen, weil ihre Fehler nicht zu Toten führen. Sie landen immer dann vor Gericht, wenn sie sich anmaßen wissenschaftliche Medizin besser zu verstehen als die Medizin selbst und dann Scheiße bauen.

Meine Erfahrungen mit Zuständen von Patienten durch Falschmedikamentation( Doppelmedikation ohne Ausschleichung des ersten Medikaments), eingekotet nackt auf der Strasse aufgefunden in irreversiblen Verwirrtheitszustand ergaben kein Bild des Willen, diesen Kunstfehler gerichtlich aufklären zu lassen.

Keine Ahnung, was du mit diesem Satz sagen willst. Ich verstehe ihn inhaltlich nicht.

Im nächsten Fall nach Aufnahme im KH mit eingereichter Medikamentenliste alle naturheilkundlichen Medikamente gestrichen (ua 1 mit dem Arzt abgesprochenen Blutdrucksenker mit Wirkungsnachweis) das Epilepsiemedikament mit gestrichen mit der Folge eines grand mal Anfalls auf der Station. Ratschlag der Ärztin, die Entzündungen auf Grund ihres Alters und Zustand nicht weiter mit Antibiotika zu behandeln und die Sauerstoffzufuhr abzustellen. Als Entscheidungsträger verwies sie auf die Patientenvollmacht. Nach Rücksprache mit unser ärztlichen Verwandtschaft wurde entschieden, dass eine Entzündung behandelt werden sollte.

Du gehörst zu denen, die Naturheilkunde als Synonym für Homöopathie sehen. Mal abgesehen davon, dass das nicht der Fall ist. Echte wissenschaftliche Naturheilkunde ist von der homöopathischen Scharlatanerie weiter weg als die Erde von Sagittarius A*. Es gibt keinen homöopathischen Blutdrucksenker mit Wirkungsnachweis. Es gibt überhaupt nichts homöopathisches mit Wirkungsnachweis.

Dass in Krankenhäuser Medizin verabreicht wird und keine Süßigkeiten, ist logisch. Zu der Sache mit der Patientenverfügung und so kann ich nichts sagen. Zum einen ist der Zusammenhang mir gerade nicht verständlich, weil du irgendwie in deiner Erzählung hin und her springst. Zum anderen, weil ich werde Inhalt, noch Anamnese, Zustand, etc. kenne.

Die Patientin lebte danach noch 3 Jahre. Nach Verlauf 1 mit Heilpraktiker-Unterstützung noch in für Ärzte wunderheilmäßigen Verlauf aus dem Rollstuhl heraus wieder klar kommunizierend.

Ja, die berühmten Wunderheilungen, die Heilpraktiker immer so erzählen. An der Versorgung im Krankenhaus kann es nie gelegen haben. Nie. Auch nicht daran, dass Mittel abgesetzt wurden oder andere Mittel verwendet wurden. Aus Sätzen von Ärzten wie "Sie hatten viel Glück, es hätte weitaus schlimmer ausgehen können." macht die selektive Wahrnehmung dann auch ganz gerne "Es ist ein Wunder. Eigentlich hat jeder mit dem Tod gerechnet." Alles erlebt.

Von einem katastrophalen Einzelfall der Heilprakterin aus der Eifel ist inzwischen eine weltweite Aufmerksamkeit entstanden, die das "deutschen Volk" in Argwohn nimmt.

Diese Punze ist doch nur jetzt für die überraschten Bürgerlichen der Blitzableiter. Zum Sturm auf den Reichstag wurde bei den Nazis uns Schwurblern in den letzten zwei Wochen auf allen möglichen Kanälen und von den unterschiedlichsten Personen aufgerufen. Sie war jetzt halt die Dumme, die es vor Ort ausgesprochen und auf ein Rudel QAnus-Schwurbler getroffen ist, die es dann umsetzen wollten. Da haben sich zahlreiche Andere dran gehangen, die auch nur auf ein Signal warteten. Dass die Frau aber so dumm ist und das von ihr dargelegte Weltbild glaubt, muss sie für sich verantworten. Aber das Weltbild ist bei Homöopathen ganz normal. Homöopathen sind zu fast 100% auch Anthroposophen und das, was sie da absonderte war antroposophischer Bullshit.

Während in Foren über Naturheilkunde, Homöopathie (fehlt noch TCM - das würde gut zu Corona und China passen) diskutiert wird, differenziert man im Ausland längst nicht mehr da nach.

Außerhalb des deutschen Sprachraums ist Homöopathie fast unbekannt. Auch unser System mit Heilpraktikern gibt es da nicht. In zivilisatorisch hoch entwickelten Ländern gibt es das nicht, dass ein nicht unbeachtlicher Teil der Bevölkerung neben wissenschaftlicher Medizin noch Scharlatanerie als gleichwertig wahr nimmt.

Auch eine Herkulesaufgabe, die ganzen Fake-news bei ausländischen Freunden aufzuklamüsern.

Besonders, wenn man selbst für Fakenews der Homöopathie empfänglich ist.

Bei der Heilprakterin aus der Eifel hat der investigative Journalismus ein breites Feld vor sich liegen. Von ihrem sektenähnlichem Guru aus dem Yoga- und Sportspektrum, bis hin zu einem Mordversuch an ihm durch eine Ärztin.
Von Intrigen und Abhängigkeiten bis heute.

Das ist jetzt wieder ein Teil, den ich inhaltlich nicht verstehe. Was für ein Guru? Was für ein Mordversuch? Was hat das alles damit zu tun, dass diese Frau unwissenschaftliche Scheiße labert, Verschwörungsgläubige ist und Menschen anlügt, sie dabei sogar anstachelt Verbrechen zu begehen und die Demokratie zu bekämpfen? Mal ernsthaft: wer anhand der Höhe einer Flagge am Mast und der Beleuchtung einer Botschaft erkennen will, dass ein Staatsoberhaupt in einem Gebäude ist, hat doch nicht mehr alle Murmeln im Glas. Zumal es sich um Staatsoberhäupter handelt, die ein Bataillon an Begleitperson mit sich schleppen. Das soll niemandem aufgefallen sein? Alles im Geheimen, aber ausgerechnet eine Trulla aus der Eifel, die diese Botschaften vielleicht erst zwei Mal im Leben gesehen hat, soll das alles merken?

Sprechen wir es frei aus: in Berlin lief am Samstag das Bildungsprekariat auf und hat sich von verwirrten Fanatikern, überzeugungsflexiblen Machtgeilen und skrupellosen Geschäftemachern instrumentalisieren lassen. In den USA nennt man das eine Redneck-Vollversammlung. Das war der White Trash Deutschlands. Das kannst du deinen ausländischen Freunden ruhig so erklären. Jedes Land hat seinen Bodensatz an dummen Menschen. Das waren unsere.