Neuer Teil vom Spiegel (Corona)

Foreveralone, Dortmund, Mittwoch, 02.09.2020, 02:07 (vor 1942 Tagen) @ Voomy

Ich frag mich immer, was diese Debattenkultur sein soll, die angeblich in den letzten Jahren verloren gegangen ist. Es ist kein neues Phänomen, dass sich Menschen in festen Milieus bewegen und das in der Regel auch nicht für tiefgreifende Debatten verlassen. Sei es nun der Arbeiter-Stammtisch oder das elitäre Dinner. Eine Durchmischung der politischen oder gesellschaftlichen Ansichten hat nie organisiert stattgefunden, sondern maximal den Feuilleton in vermeintlich gehobenen Zeitungen gefüllt.

Es kommen nun höchstens MEHR Leute zusammen, die die gleiche Meinung teilen, weil es nun einmal den Stammtisch im Dorf nicht mehr braucht, um Leute zu finden, die die eigene Meinung bestätigen. Aber eine Debattenkultur gab es nie in der normalen Gesellschaft.

Wobei ich denke, dass der städtische 0815 Bürger zwischen oberer Unterschicht und gehobener Mittelschicht immer noch mit mehr Menschen unterschiedlicher Art konfrontiert wird und durch diese geprägt wird, als gewisse Hinterwäldler, aber auch Herr und Frau Etepetete aus ihren Elfenbeintürmen oder den Gentrifizierungsvierteln mit mangelnden Gefühl für Lebensrealität.
Aus diesen gesellschaftlichen Grauzonen wachsen dann meiner Erfahrung nach die Charaktere heraus die nach unten treten und nach oben buckeln oder eben umgekehrt. Ein nebeneinander ist zwar immer noch schlechter als ein miteinander, aber besser als ein gegeneinander. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das langfristig so bleibt.