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Jetzt geht der Streit um rechtliche Grenzen für Streiks wieder los (Politik)

Bender B. Rodriguez, Düsseldorf, Mittwoch, 13.03.2024, 14:00 (vor 651 Tagen) @ markus

Kurze Laufzeiten waren in letzter Zeit wieder üblicher. Selbst in unserem Bereich mit eher schwachem Organisationsgrad gilt der aktuelle Abschluss nur für 18 Monate. Und auch in der Leiharbeit ist vor kurzem ein neuer Abschluss für nur 18 Monate zustande gekommen einschließlich 7,6% Erhöhung. 12 Monate sind in letzter Zeit die Standardforderung der Gewerkschaften gewesen. Aufgrund der unklaren Inflationslage sind kurze Laufzeiten auch total sinnvoll.

Naja, bei uns (Lebensmittelhandel) waren es keine 12 Monate und die %-Erhöhung richtete sich schon arg nach Betriebszugehörigkeit (Verkäufer vs. Zentralverwaltung). Ich bin durch die Erhöhung nicht mal annähernd an die Hälfte meines erlittenen Inflationsverlustes rangekommen. Aber das war insofern ok, als dass die Verkäufer im Laden mehr bekommen haben als ich/wir. Fair enough auch wenn für mich persönlich sau kacke.

Die 35 Stunden sind aus zwei Gründen sinnvoll. Zum einen ist das in der Industrie schon längst Standard. Zum anderen hat die neue Generation ganz andere Vorstellungen als wir „Alten.“ Der Faktor Zeit nimmt eine immer größere Rolle ein. In Zeiten des Fachkräftemangels wird das dazu führen, dass die jungen Leute lieber einen Job in der Industrie annehmen werden als Lokführer zu werden, falls sie sich einen Job mit Schichtarbeit überhaupt noch antun wollen. In IG Metall Betrieben gibt es langfristig sogar die Aussicht auf eine 4-Tagewoche, was immer häufiger die Forderung der jungen Generation ist. Währenddessen lebt ein Seiler weiterhin in seiner Welt, in der man schon irgendwie genügend Boomer einfach auch zu 6 Tagen Arbeit verdonnern kann. Aber diese Generation ist bald weg. Die Stellen müssen dann mit den Anforderungen der jungen Leute nachbesetzt werden.

Der Demographiepunkt ist zwar in Ordnung, gilt aber für (fast) alle Branchen. Daher sehe ich hier nix Besonderes. Die 4-Tage-Woche sehe ich noch nicht als Standard kommen. Hier gilt dann wieder: woher das Personal nehmen als Arbeitgeber, um den Produktivitätsverlust aufzufangen. Du brauchst schlicht mehr Leute, die gibt es aber ohne massive (qualifizierte) Zuwanderung nicht.

Der Jugend sei die kürzere Arbeitswoche ja gegönnt und richtig getroffen, ich bin noch eher aus der Generation "Nimm mein Privatleben und bewirf mich mit Pfennigen" (leicht überspitzt). Das muss nicht sein, aber 35 Std. bei gleichem Lohn finde ich trotzdem nicht fair. Würd mir nie in den Sinn kommen, meinem Arbeitgeber das inkl. normaler Lohnerhöhung an den Kopf zu werfen. Man muss Arbeitgeber nicht lieben, aber etwas Verständnis sollte man schon aufbringen.

Natürlich ist ein Stufenmodell ein Kompromiss. Es sorgt für einen fließenden Übergang, in dem Zeit für die Personalgewinnung entsteht. Es wird auch am ehesten der Generationenfrage gerecht. Gegenüber der neuen Generation wird signalisiert, dass sich hier langfristig was in Sachen kürzeren Arbeitszeiten verteilt auf 5 Tagen tut. Gleichzeitig werden die Alten noch möglichst lange mit dem für sie gewohnten Modell gemolken. Das passt 1:1 in dem schleichenden Prozess des demographischen Wandels.

Naja, dann halt "agree to disagree". Ich empfinde das nicht als relevanten Kompromiss. "Gemolken" werden, ist mir doch einen Tacken zu viel. Wenn sie so arm dran sind, dann kommt die Abstimmung mit den Füßen. Niemand zwingt sie zu fahren. Gibt genug ÖPNV-Fahrer, LKW-Fahrer usw. die fehlen. Derart berufserfahrene (v.a. hinsichtlich Verantwortung bei Transport) Personen sind doch gern genommen.

Zumindest Seiler sollte man austauschen. Der hat schon das Grundproblem mit dem demographischen Wandel nicht verstanden. Weselsky kann man nicht austauschen. Hinter ihm steht die große Mehrheit der Mitglieder. Außerdem wird er nach dieser Tarifrunde eh in Rente gehen.

Tja, nur weil er in Rente geht, heißt es nicht, dass er nicht auch Teil des Problems ist (oder sogar deswegen?). Aber gut, er hat die Stimmen, fair point.

Eine Schlichtung verschlechtert die Position für die GDL. Da wird sie wahrscheinlich erst dann reingehen, wenn die Kampfmittel ausgehen.

Joa, da stimme ich zu. Die GDL hat wenig Anreiz zu so etwas, aber das heißt ja nicht, dass es nicht für die Gesellschaft sinnvoller sein könnte.


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