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Ehrliche Meinung zu Impfstoffen (Corona)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Dienstag, 18.05.2021, 19:28 (vor 1075 Tagen) @ dynamite09

Ich finde, das ist eine wichtige Frage und diese sollte auch ohne den üblichen Furor beantwortet werden, den sich doch zunehmend mehr Akteure in der Diskursführung angewöhnt haben. Das Unsicherheiten herrschen ist ganz natürlich und meines Erachtens auch vollkommen berechtigt - und da muß man sich dann auch nicht an irgendwelchen Chipimplantat-Strohpuppen abarbeiten.

Vielleicht zur Einordnung vorab: ich selber habe für Ende Mai einen Impftermin mit einem mRNA-Impfstoff. Mein Impfpass ist voll - und außer, wenn ich mal zeitlich eine Auffrischung vergesse, bin ich auch zumeist gegen alles übliche geimpft (mein Sohn im Übrigen auch, und der generationell bedingt noch gegen mehr als ich). Die letzten verbliebenen Familienangehörigen >60 sind mittlerweile alle covid-geimpft - und auch nur deshalb, da ich mich darum gekümmert habe.

Grundsätzlich halte ich mich auch für recht rational und nüchtern (soweit man das über sich selbst behaupten kann). Und auch in keiner Weise für wissenschaftskritisch.

Trotzdem stehe ich der Impfung selber eher verhalten gegenüber. Das hat mehrere Gründe, die ich gerne kurz anreiße:

1. Gibt es einen klar erkennbaren Unterschied zwischen dem, was hinsichtlich der Impfstoffe an gesichertem Wissem vermittelt wird, und dem, welches anscheinend vorhanden ist. Ich persönlich werde den Eindruck nicht los, das sich die Menschheit - mangels besserer Alternativen, da dies der einzig gangbare Ausweg aus der Corona-Sackgasse bei Beibehaltung des herrschenden Wirtschaftssystems zu sein scheint - auf einen groß angelegten Feldversuch eingelassen hat. Wie komme ich darauf?

Wenn man mich fragen würde, gäbe es vier abgestufte Fragen, die ich an jeden Impfstoff stellen würde:
1. Hilft er der geimpften Person gegen eine (schwere) Erkrankung?
2. Führt er dazu, dass die geimpfte Person nicht erkrankt?
3. Führt er dazu, dass die geimpfte Person nicht ansteckend wird ("sterile Immunität")?
4. Wie verhält sich der Nutzen von 1/2/3 gegenüber möglichen Risiken und Nebenwirkungen?

Als nun die Covid-Impfstoffe für die millionenfache Verimpfung zugelassen wurden, ließ sich Frage 1 mit hoher statistisch belegbarer Wahrscheinlichkeit bejahen. Frage 2 war unsicher (mit starker Tendenz zum Nein), Frage 3 war ebenfalls unsicher (mit leichter Tendenz zum Ja). Für Frage 4 hatte man hinreichende empirische Belege, dass (kurzfristige) Risiken und Nebenwirkungen gering waren (die dann im Großversuch aber leider leicht negativ übertroffen wurden), für langfristige Nebenwirkungen/Spätfolgen konnte man aber mangels Probezeit (das dauert nunmal Jahre und ist nicht verkürzbar) keine verlässlichen Aussagen machen.

Es gab also eine Menge an Ungeklärtheiten, die man in normalen Zeiten gerne vorher geklärt hätt, bevor man ein Mittel an Millionen/-iarden Menschen verabreicht.

Im herrschenden Diskurs wurde eine Debatte dieser skizzierten Unsicherheiten aber nur bedingt zugelassen. Vorherrschend war eine Strategie, die Impfungen als einzigen exit-Plan und somit als alternativlos darzustellen. In volkspädagogischer Hinsicht wurde daher alles unternommen, um ein Bild zu vermitteln, dass die Impfungen "sicher" seien und das "Wissen" über mögliche Gefahren hinreichend.

Dass der hier offenkundige Widerspruch (ich weiß wenig, behaupte aber das Gegenteil) Rückfragen hervorruft, ist für mich offensichtlich.

Ein Paradebeispiel für diesen volkspädogischen Ansatz, der auch unverblümt das intendierte Ziel der Erhöhung der Impfbereitschaft formuliert, ist etwa dieses kurze Video:
youtube.com/watch?v=mixIzEIq8us

Ich kann jetzt nicht behaupten, dass es in irgendeiner Form repräsentativ ist. Mich lässt es aber relativ ratlos zurück, da es die Sicherheit, die es vermitteln will, gar nicht vermitteln kann. Allzu billig sind hier die präsentierten Gegenargumente gegen vorgebrachte Unsicherheiten. Da wird die Skepsis gegen das Profitstreben der Pharmaindustrie mal eben damit abgetan, dass Impfstoffe ja vor Corona kein gutes Geschäft gewesen seien (um dann zu ignorieren, welch Riesengeschäft sie jetzt aber darstellen). Da werden Vorbehalte gegen die schnelle Entwicklung mit der konzertierten Aktion und der Verschmelzung der Testphasen "entkräftet" (ohne darauf einzugehen, dass so dennoch kein Wissen über Langzeitfolgen erworben werden konnte), da werden Vorbehalte gegen die "neue mRNA-Technik" damit widerlegt, dass bereits seit 1971 an mRNA geforscht wird und es seit 2018 einen ersten Impfstoff gäbe (wobei dann immer noch nichts zum konkreten Covid-Impfstoff oder überhaupt zu Spätfolgen von mRNA-Manipulationen gesagt ist), da wird behauptet, dass mRNA Impfstoffe nicht das Erbgut beinträchtigen können und Zitat "führende ForscherInnnen das auch bei den anderen Impfstoffen nicht "erwarten" (wow! Nicht erwarten!).

Am Ende weiß ich also auch hier nur, dass ich nichts weiß.

2. Kommen wir einmal zur Erbgut-Geschichte. Auch hier: Ich weiß, dass mein Wissen dazu nicht ausreicht, um das angemessen zu beurteilen. Ich weiß auch, dass ich mich da gar nicht einarbeiten möchte. Gleichzeitig kann ich aber nachvollziehen, dass ein solcher "gentechnologischer" Eingriff als scary empfunden wird. Ich meine, ich kenne mich auch nur bedingt mit genmanipuliertem Mais aus. Trotzdem weiß ich, dass ich ungern genmanipuliertes Gemüse zu mir nehmen möchte und das - wann immer ich bewußt entscheiden kann - das vermeiden möchte. Warum sollte ich dann hier Hurra schreien? Wo wir dann auch bei der Frage wäre, ob wir wirklich alles "Impfstoff" nennen sollen, was wir in eine Spritze packen und injizieren. Wäre es angesicht des neuen Impfstoffdesigns, das hier fraglos verwendet wird und ganz erheblich von all dem abweicht, was bisher als Impstoff bekannt war, nicht sinnvoller das auch anders zu benennen: Gen-Therapie? Vektor-Therapie? mRNA-Therapie? Nur hätte das wieder Wirkung auf die Impfbereitschaft - wo wir wieder bei eins wären.

3. Was mir dann persönlich noch aufstößt, sind auch noch zwei eher gesellschaftspolitische "Nebenwirkungen": a) der angewandte sanfte "Druck", der zur Erreichung der angestrebten Impfquote von handelnder politischer Seite ausgeübt wird (die bekannte Diskussion zu Grundrechtsentzug und in Aussicht gestellte Rückgabe nur an Geimpfte muss ich hier wohl nicht skizzieren) und b) die Einigkeit des versammelten medialen Kommentariats, die von einer kritischen Begleitung politischer Maßnahmen und kommerzieller Interessen weitgehend absehen und diejenigen Akteure, die Unbehagen formulieren und Hinterfragungen thematisieren, recht offen und mit teilweise fragwürdigen Strategien aus dem Diskurs drängen. Eine offene Debatte soll anscheinend nicht geführt werden - denn dies hätte wieder Wirkung auf die Impfbereitsschaft - wo wir wieder bei eins wären.

Wo stehe ich also in meiner Meinungsfindung: Auf Grundlage meines angelesenen Wissens bin ich überzeugt, dass die Impfstoffe das Versprochene leisten (=im mindestens Fall einen schweren Verlauf verhindern, im Idealfall darüber hinaus Anstreckungsrisiko für mich und meine Kontakte minimieren). Ich habe keinerlei Befürchtungen vor (kurzzeitig) auftretenden Nebenwirkungen und halte die Gefahr (unmittelbarer) schwerer Impfkomplikationen für statistisch kaum vorhanden. Ich habe ein gewisses Unbehagen wegen potentieller Spätfolgen, die aber vermutlich auch äußerst unwahrscheinlich sind und mich nicht schlecht schlafen lassen. Fazit: Impftermin. Ich selber habe aber auch gar keine Angst vor einer Covid-Infektion und halte auch hier die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ich als kerngesunder Mann im mittleren Lebensalter ohne Risikoerkrankungen da vermutlich problemlos rauskomme. Zudem missfällt mir zutiefst, wie erschreckend offensichtlich ich volkspädagogisch dazu angehalten werden soll, mich doch bitte impfen zu lassen. Das wiederum lässt mich eher trotzig werden, so dass wir über die erfolgte Impfung erst sprechen sollten, wenn der Tag vorbei ist.


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