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Habeck: Fähre wäre beinahe gestürmt worden (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Samstag, 06.01.2024, 10:55 (vor 719 Tagen) @ Pfostentreffer
bearbeitet von FourrierTrans, Samstag, 06.01.2024, 11:01

Generell ist das mit der Definition "Links" und "Rechts" leider auch echt schwierig. Man kommt nicht um sie herum, um zumindest grob zu skizzieren, was man meint, aber die Begriffe sind seit jeher unscharf und ihre Bedeutung veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte teils stark. Was vor 20-30 Jahren manche Sozialdemokraten oder auch teils Linkspolitiker in Talk-Shows / Interviews sagten, würde heute beim Verfassungsschutz zumindest mal eine Red Flag generieren.

Zu deiner Frage bei den Konservativen: Ja, das liegt leider in der Natur der Sache. Es kommt hinzu, dass meinem Eindruck nach die große Mehrheit der Konservativen zwar keinerlei Interesse an rassistischen, reaktionären oder hegemonialen Vorstellungen hat, aber wenn es Hardliner gibt, die aus einer Gesellschaft mit solchen Ideologien hervorstechen, dann aus konservativen Reihen. Das und die Geschichte Deutschlands hat dann vermutlich dazu geführt, dass "konservativ" im Grunde gleichzusetzen ist mit Faschismus und aufs schärfste verurteilt werden muss. Das ist ein Problem, weil es zum einen die "vernünftigen" Konservativen verstärkt triggert und sie sich letztlich für eine Seite entscheiden müssen (überspitzt gesagt: Bist du Nazi oder kommst du zu uns?).

Friedrich Merz zum Beispiel ist im Grunde kein Konservativer. Er ist schlicht ein Opportunist und Handlanger der 1%er. Konservative, die ich kenne, wollen auch nicht weiter auf Braunkohle sitzen oder sträuben sich gegen Elektromobilität und grüne Städte. Diejenigen, die sich dafür stark machen sind die laute dumme Minderheit oder haben ökonomische Interessen (weil sie z.B. auf einer Ölmine sitzen oder mit Steinkohle Geld verdienen).
Ein weiteres Problem in diesem Kontext ist zudem der unglaubliche Graben, der sich zwischen Großstädtern und Landbevölkerung aufgetan hat, in den letzten 20 Jahren. Man sieht das auch an der Wählerverteilung (wo wird Grün gewählt, wo wirt Schwarz gewählt). Ich habe das selbst auch über ein Jahrzehnt erlebt, da in Großstädten gelebt (sonst aber Landei). Man sitzt dann in Berlin am Prenzlauer Berg und sagt "Mensch, der Klimawandel. Man müsste ja viel mehr Windkraftanlagen bauen, die Landwirtschaft muss gänzlich anders gestaltet werden. Auch die Verbrenner müssen abgeschafft werden und wenn es dann auch etwas teuerer wird. Auch Bestandsimmobilien müssen energetisch saniert werden.". Danach setzt man sich in die U2, fährt in seine Mietswohnung und hat mit all den zuvor genannten Maßnahmen in der konkreten Umsetzung im Grunde nichts zu tun, aber man fühlt sich gut und moralisch überlegen, weil man Grün wählt (überspitztes Szenario).

Nochmal zum Thema Transatlantik: Die richtig "harten" Linken haben sich traditionell natürlich immer gegen so etwas gestellt, das ist schon richtig. Aber Dinge wie "Atlantik-Brücke e.V." oder die grenzenlose Westbindung Deutschlands an die USA waren nie eine echte konservative Einstellung. Das wurde zwar alles im Deckmantel der "konservativen" Union betrieben, aber auch hier ist das letztlich nur eine Opportunisten-Party, die wirtschaftliche Interessen vertreten hat für die oberen 10.000. Der große Verhinderer eines starken Europas war immer Berlin und man muss auch sagen, das Union-geführte Berlin. Paris macht sich bis heute stark für eine europäische Autarkie, die das politisch linke Berlin permanent unterbindet. Wo man diesen urpsrünglichen, wertfreien Konservatismus zum Wohle des Landes in größeren Teilen immer finden konnte, war in der Bundeswehr. Ich erinnere an die Abtrittsrede von Generalmajor Trull, aus dem Jahr 2005. Zu finden bei Youtube (sehenswert).
Ich zitiere: "Dieses Land kann jederzeit vor Herausforderungen stehen, die ein Heer erfordern, deren Soldaten tapfer und ohne zu Zögern zur Waffe greifen, und helfen und schützen. Alles muss getan werden, um uns auf diese Fälle vorzubereiten. Die Fähigkeit, sie vorherzusagen, ist gleich Null. Uns verbindet das schwere Wissen, dass die Menschheit und die Menschlichkeit geschändet werden können, und das Geschehen oder nicht-Geschehen dieser Schändung von der Gewalt abhängen kann. Von der Gewalt des Guten zwar, aber doch von der Gewalt, mit der es verhindert werden kann. Nicht allein von der Menschheit oder der Menschlichkeit an und für sich."
Im ersten Moment scheint es so, als spräche er hier nur von einer Wehrfähigkeit. Aber im Kern geht es natürlich um viel mehr, um die Gesellschaft als solche, um Denkmuster. Wenn man überlegt, dass fast auf das Jahr genau 20 Jahre später ein russischer Hegemon Europa bedroht und ein US-Präsident auf der Treppe des Weißen Hauses steht, flankiert von vielen Amerikanern die ähnlich denken, der die NATO für obsolet hält, stellen sich die Nackenhaare auf.

Zu den USA: Im Vergleich dazu, ist Brasilien natürlich echt ein Tollhaus. Das wird auch noch 3-4 Jahrzehnte dauern, bis dort wieder Seriösität einkehrt.


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