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Es geht nicht (nur) um den ÖPNV (Corona)

markus, Freitag, 15.01.2021, 10:24 (vor 1806 Tagen) @ Sascha

Während im Frühjahr die Mobilität um 40% zurückging, sind es derzeit nur um die 15%. Die Disziplin ist weg.

Wobei das aber auch andere Gründe hat als nur "Disziplin". Erst einmal sind im Frühjahr viele davon ausgegangen, dass ein Lockdown vielleicht zwei, drei Wochen andauern wird und sich deshalb auch kurzfristig Urlaub genommen haben und nicht zur Arbeit gefahren sein. Jetzt ist jedem klar, dass das zeitlich eine Dimension hat, bei der "Urlaub nehmen" eh keine komplett belastbare Strategie ist. Bei mir ist es z.B. so, dass wir ein Kind in der Kita und eins in der Schule/OGs haben. Die haben im Somemr genau zeitversetzt zu, so dass meine Frau und ich sechs Wochen lang immer ein Kind zuhause haben. Plus dann natürlich auch die übrigen Ferienzeiten zumindest immer eine Woche. Das müssen wir dann auch abdecken, so dass Urlaub aktuell für mich keine Option ist.

Und nicht nur in NRW, sondern auch in anderen Bundesländern sind in Kita und Schule nicht nur Notbetreuungen für Berufe in Kernfunktionen eingerichtet. Das erhöht dann eben den Druck auf die Leute, weiter zur Arbeit zu fahren, weil etliche Arbeitgeber sich auf den Standpunkt stellen, dass die Leute ja zur Arbeit gehen können, weil es eine Betreuung für die Kinder gibt. Und man sollte sich nichts vormachen: wenn der Chef eine Präsenz im Büro einfordert, kann man sich ausrechnen, wie es ankommen wird, wenn man die 20 Tage Kinderkrankentage in Anspruch nehmen will. Auch da werden etliche berufliche Nachteile für sich befürchten.

Neben den bräsigen Rodeltouristen in Winterberg würde ich annhemen, dass ein Großteil der Mobilität auf den Berufsverkehr entfällt. Und da werden viele einfach die Sache anders handhaben müssen, als sie es wollen.

Der Witz ist ja, dass es nur zwei bis drei Wochen dauern würde, wenn wir einen echten Lockdown hätten. Wir machen seit Monaten aber nur ein bißchen was. Und das liegt daran, dass sich niemand gerne selbst einschränkt. Vor den ersten „Light“ Maßnahmen gab es doch schon einen riesengroßen Aufschrei. Da konnte dir jeder ganz genau erklären, warum der Besuch in Restaurants, Fitnessstudios, Stadion usw. absolut sicher ist. Jeder hatte das Weltbeste Hygienekonzept und niemand war Treiber der Pandemie. Zudem haben viele Menschen ein noch längeres Abwarten gefordert, weil ja die Intensivstationen noch gar nicht voll sind, weil es noch nicht so viel Tote gibt, weil man mit dem Virus leben muss usw.. Es ist geradezu abstrus, wenn man hier von einigen den Vorwurf liest, dass die Politiker zu lange gepennt haben. Das sind teils dieselben User, die im Oktober immer noch Abwarten wollten und Merkel Angst- und Panikmache vorgeworfen haben. Es haben nicht nur Politiker zu lange gepennt. Auch viele Menschen dachten, dass die 2. Welle einfach ausfällt oder es schon nicht so schlimm kommen wird.

Ich bin beruflich von Corona kaum betroffen. Ich hatte weder Kurzarbeit, habe nicht weniger verdient (im Gegenteil sogar mehr dank Corona Prämie) und Homeoffice sehe ich mehr als Vor- denn als Nachteil (zusätzliche Einsparungen durch wegfallende Fahrtkosten). Aber ich finde es falsch, alles auf den Rücken der Friseure, des Einzelhandels und der Gastronomie auszutragen. Zumal der Zeitraum einfach zu lang ist. Es gibt Menschen, die seit Monaten in Kurzarbeit sind. Wenn nahezu jeder für drei Wochen in Kurzarbeit müsste, die Zahlen deutlich runtergehen, und danach wieder alles geöffnet werden kann, würde ich diesen Weg mitgehen. Drei Wochen ist ein Zeitraum, der für jeden Zumutbar ist. Mehrere Monate von dem ganzen Mist betroffen sein müssen, damit alle anderen normal ins Büro können, ist m.E. nicht zumutbar.


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