Totalversagen der Politik - das ist mir zu kurz gesprungen (Corona)

Ulrich, Donnerstag, 18.11.2021, 12:30 (vor 1498 Tagen) @ wildwing81

Für mich ein absolutes Totalversagen der Politik (wie auch schon letzten Winter). Es war doch abzusehen. Aber klar, man macht ja lieber Tests ab 11.10 kostenpflichtig um Geld zu sparen und die ungeimpften unter Druck zu setzen. Der Plan ging ja total auf...

Für mich ist es zu kurz gesprungen, nur die Politik für die derzeitige Diskussion verantwortlich zu machen. Innerhalb der Politik gibt es unterschiedliche Akteure. Die AfD möchte Corna als Werkzeug verwenden, um das demokratische System zu schädigen und am liebsten komplett beseitigen.

Aber auch innerhalb der im engeren Sinne demokratischen Parteien hat es ab dem Spätsommer einen von einigen Akteuren los getretenen Überbietungswettbewerb in Sachen Lockerungen gegeben. Markus Söder muss man da in erster Linie nennen, dazu die FDP-Spitze. Letztere gerne im Zusammenspiel mit der Bild. Und damit kommen wir zur Rolle der Medien. Vor allem die Springer-Flaggschiffe Bild und Welt haben sich den Kampf gegen die Maßnahmen gegen die Pandemie aktiv auf die Fahnen geschrieben. Dabei wurden Akteure, die auf ein vorsichtigeres Vorgehen setzten teils massiv diskreditiert. Wenn ich einkaufe, dann schaue ich mir regelmäßig die obere Hälfte der Bild-Titelseite an. Was ich da in Sachen Corona gesehen habe war in der Regel erbärmlich. Und ich bin mir leider sicher, ich habe nur einen Bruchteil der Schlagzeilen gesehen. Dazu andere Medien, z.B. Fernsehsender, die immer wieder Außenseitern Sendezeit einräumten, Stichwort False Balance. Und was sich zeitweise auf Facebook, Youtube, Twitter abspielte, das spottete jeder Beschreibung. Von Telegram will ich gar nicht reden. Das ist das Zentrum des Irrsinns.

Das korrespondierte mit der Stimmung in einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung. Sehr viele Menschen glaubten, Corona sei kein Problem mehr. Und nicht wenige haben auch heute nicht den wirklichen Ernst der Lage erkannt. Die Politik hat diese Stimmung teils gemacht, sich teils mit treiben lassen und sich teils nicht getraut, gegen diese Stimmung zu handeln. Und auch hier im Forum spiegelte sich das ganze wieder. Wie schon im Sommer 2020 meinten nicht wenige, wir hätten die Pandemie jetzt überstanden. Vielfach dürften es die gleichen Leute gewesen sein wie vor einem Jahr. Noch vor kurzem wurde hier gegen Prof. Drosten geschossen, weil die Botschaft nicht gefällt.

Das was jetzt noch alles passieren wird, wird den Staat deutlich mehr Geld kosten als kostenlose Tests anzubieten. Warum hat man nicht viel früher 2G oder gar 2G+ eingeführt nach dem jeder die Möglichkeit hatte sich zu impfen?

Meiner Meinung nach war nicht die Abschaffung der kostenfreien Tests der Fehler, sondern der fehlende sonstige Druck auf die Impfverweigerer. Zudem wird die Bedeutung der Antigentests meiner Meinung nach deutlich überschätzt. Gerade in der Frühphase der Krankheit, wenn die infizierte Person noch keine Symptome hat, liefern sie in der überwiegenden Zahl der Fälle wohl selbst dann negative Ergebnisse, wenn sie sorgfältig durchgeführt werden. Und vielfach werden sie nicht sorgfältig durchgeführt. Spätestens dann sind sie nur noch so etwas wie "weiße Salbe".

Man sieht ja aktuell, dass Geimpfte das Virus sicher mehr verbreiten als noch im Sommer angenommen und daher bin ich befürwortet von 2G+, auch wenn ich das vor ein paar Monaten sicher noch abgelehnt hätte und für einen Quatsch gehalten hätte. Aber die Erfahrung zeigt wohl, dass es wahrscheinlich nur mit 2G+ funktionieren kann, zumindest in den kalten Monaten.

Wer irgend welche Erkältungssymptome zeigt, der muss sich isolieren und testen. Was aber regelmäßige Tests angeht, wer soll die denn kontrollieren? Ich wäre schon froh, wenn 2G sorgfältig überprüft würde. Sprich Impfnachweis auf Echtheit überprüfen, dann Personalien abgleichen. Bevor man die Katzenklappen und Mauselöcher dicht macht, muss man die Scheunentore schließen.