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Coronavirus am Donnerstag (Corona)

Sven, Witten, Donnerstag, 30.04.2020, 13:43 (vor 2067 Tagen) @ Cthulhu
bearbeitet von Sven, Donnerstag, 30.04.2020, 13:48

Ein Problem an der ganzen Covid-19 Geschichte ist doch, dass es hier nicht um individuelle Entscheidungen geht. Dann will die 86-jährige Helga lieber sterben, als sich zu isolieren - eine Entscheidung, die man wahrscheinlich am besten nachfühlen könnte, wenn man selber Mitte 80 wäre.

Auch alte Menschen können die Krankheit weitergeben, zumal man nicht unterschätzen sollte, dass bei der Generation 90+ selbst die Enkel schon über 50 sein können und die Kinder vielleicht auch schon zur Gruppe mit erhöhtem Risiko gehören können. Und es ist ja kein völlig konstruiertes und abwegiges Szenario, dass das Kind eines 85-jährigen über 60 ist.

Das ist eine unfassbar schwierige Entscheidung, aber die Entscheidung "Mich juckt Corona nicht" ist nicht nur eine, die einen selber betrifft. Dann kommt einen Tag Kind 1 mit den Enkelnund später Kind 2, Kind 1 trägt Covid-19 rein, Kind 2 nimmt es mit raus und verbreitet es erst mal wieder, evtl. auch an andere Bewohner eines Seniorenheims, von denen vielleicht auch der ein oder andere sagt "Ich will die Scheiße nicht, vielleicht hab ich noch 2-3 nette Jahre", für den hat man dann evtl. mitentschieden, das ist wirklich schwierig.

Danke für deine Antwort. Aus meiner Sicht wäre ein Anfang schon einmal gemacht, wenn Menschen darüber aufgeklärt würden, dass eine Beatmung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das Leben nicht retten kann, aber mit Qualen verbunden ist. Und dass, wenn sie es überleben, sich daraus höchstwahrscheinlich (weitere) schwere Behinderungen ergeben. Den Menschen das Recht geben, in Würde sterben zu dürfen. Es schaut so aus (ich drücke das extra vorsichtig aus), als hätten wir die wirklich schlimmen Verhältnisse in Bergamo, Madrid, Wuhan auf den Intensivstationen nicht gehabt, wenn das so umgesetzt worden wäre. Jedenfalls wenn ich die beiden Artikel als Grundlage nehme und diese entsprechen auch meinen Erfahrungen: Die wenigsten Menschen wollen um jeden Preis weiterleben. Die meisten alten Menschen wünschen sich einen angenehmen palliativ betreuten Tod ohne Qual und ziehen das einem Leben mit schwersten Behinderungen vor. Hätte man all die Menschen in den überforderten Kliniken gefragt, ob sie überhaupt eine solche Behandlung möchten, hätten mit Sicherheit viele von denen, die zum Teil qualvoll gestorben sind, durch palliative Begleitung einen weitaus angenehmeren Tod gehabt und es wäre auch nicht zu dieser extrem Überfüllung der Intensivstationen gekommen.

Ich verlange natürlich nicht, dass jeder der gleichen Meinung sein muss wie ich. Aber ich hoffe, dass darüber eine Diskussion losgebrochen wird als Alternative zum "alternativlosen Vorgehen" aktuell und man nicht sofort als "Menschenverachtend" beschimpft wird, wenn man wie viele alte Menschen auch den Tod nicht als das Schlimmste empfindet, was es gibt.


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