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Mal etwas positives: Gasspeicher sind deutlich besser gefüllt als im Szenario der Bundesnetzagentur vom 03.08. (Politik)

Ulrich, Dienstag, 27.09.2022, 16:25 (vor 548 Tagen) @ Eisen

Ich finde es immer wieder spannend, wie schnell etwas geht, wenn der politische Wille komplett da ist.

Zumindest hier sieht es aktuell gut aus.


Ich meine, im Februar hieß es noch, dass sich nicht nur die Gaspreise enorm erhöhen, sondern wir sogar frieren müssen, wenn der Russe die Lieferungen einstellt. Von diesem Horrorszenario sind wir ja doch schon ein ganzes Stück entfernt. Und wenn ich das richtig verstanden habe, geht Anfang 2023 das erste LNG-Terminal an den Start und kann beliefert werden.

Das ist richtig. Es sollen zum Jahresende sogar zwei LNG-Terminals an der Nordsee und ggf. eines an der Ostsee kommen. Die können zwar bei weitem nicht das Gas ersetzen, das vorher aus Russland kam. Aber es wird definitiv nützen.

Allerdings haben wir auch viel Glück gehabt, dass Russland bis in den Sommer weiter Erdgas geliefert hat. So hatten wir Zeit, Alternativen aufzutun. Hätte uns Russland gleich nach der Invasion die Gaszufuhr abgesperrt, dann hätten wir bereits jetzt riesige Probleme. Und genau so sähe es aus, wenn wir wie von einigen Leuten gefordert sofort den Bezug russischen Gases eingestellt hätten.


Das darf mal auch mal lobend erwähnen, der Worst-Case in Deutschland wurde trotz Eintreten des Worst-Case von russischer Seite abgewendet. Wenn wir jetzt noch einen milden Winter bekommen, sieht es wohl gut aus.

Und nun müssen weiter mit Volldampf die Erneuerbaren ausgebaut werden. Das muss ruck-zuck gehen, die Verfahren müssen drastisch vereinfacht werden. Die großen politischen Widerstände (vor allem aus Bayern und BaWü) sind hoffentlich gebrochen...

Da sehe ich leider aktuell noch ziemlich schwarz. Die Widerstände sind noch so groß wie vor einem Jahr, und als Ablenkungsmanöver wird zudem das Fass Kernenergie wieder aufgemacht.

Zudem unternehmen wir bisher deutlich zu wenig Anstrengungen, um die wirtschaftlichen Folgen der Preissteigerungen auf dem Energiemarkt abzufedern. Wir stecken in der vermutlich größten Krise der Nachkriegszeit, aber bisher ist das Rettungspaket in der Summe deutlich kleiner als in der Banken- und in der Corona-Krise. Das könnte dazu führen, dass wir richtig tief in die Rezession laufen. Die FDP muss sich endlich von dem Gedanken lösen, dass man in so einer Situation unbedingt die "Schuldenbremse" einhalten muss. Egal was man im Wahlkampf versprochen und im Koalitionsvertrag festgeschrieben hat, dieser Krieg hat eine vollkommen neue Situation geschaffen. Wir müssen zwar Erdgas einsparen. Das darf aber nicht dazu führen, dass massenhaft Personen oder Unternehmen in die Insolvenz laufen.

Zudem gibt es ein weiteres Problem, das leider viel zu wenige Menschen im Auge haben. Nicht nur diejenigen, die Strom oder Gas kaufen, müssen große Summen bezahlen. Auch wer Strom oder Gas auf Termin verkaufen will, der benötigt unglaublich hohe Summen, Stichwort "Margin Call". Die Verkäufer müssen für den Fall, dass sie doch nicht liefern können Sicherheitsleistungen hinterlegen. So soll der Käufer abgesichert werden, mit dem Geld kann er sich bei Nichtlieferung am Markt eindecken. Und diese Sicherheitsleistungen müssen vielfach angepasst werden, wenn der Marktpreis steigt. Der Verkäufer muss dann nachschießen. Das Spiel funktioniert auch in die andere Richtung. Sinkt der Marktpreis, dann muss der Käufer Geld hinterlegen. So soll sichergestellt werden, dass er sich nicht anderswo günstiger eindeckt und den geschlossenen Vertrag nicht erfüllt. Wer diese Zahlungen nicht aufbringen kann, der fliegt aus dem Markt. Aktuell soll es hier in der Summe um Billionen gehen. Das ganze könnte, falls das System "hoch geht". Kommt hier eine Lawine ins Rollen, dann haben wir eine ähnliche Situation wie in der Bankenkrise.


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