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Susanne Klatten lebt auch nur von anderer Menschen Arbeit (Sonstiges)

markus, Freitag, 17.07.2020, 17:36 (vor 1351 Tagen) @ Garum
bearbeitet von markus, Freitag, 17.07.2020, 17:51

Da bin ich vollkommen bei dir, immerhin leben wir in einer sozialen Marktwirtschaft. Die klare Regeln, Ordnungsprinzipien und Rahmenbedingungen hat, die eingehalten werden müssen. Aber das ist eben etwas anderes als diese Hirngespinste, auf die ich geantwortet habe. Da gehts nämlich nicht darum, das System zu modifizieren, sondern um nichts anderes, als es zu stürzen, indem die Privatwirtschaft verstaatlicht wird. Willkommen zurück in der DDR.


Das mit der sozialen Marktwirtschaft hatten wir mal, das ist lange vorbei. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern als Busfahrer sich ein Häuschen leisten konnten. Die größten Schwierigkeiten hat bei uns heute die sogenannte untere Mittelschicht. Alles gelernte Kräfte wo aber nicht mehr allzu viel bei rumkommt. Mann braucht auch nicht alles zu verstaatlichen ein paar Sachen gehören aber nicht in private Hand. Wasser, Strom, Gesundheit.

Das liegt aber zum großen Teil daran, dass die Tarifbindung stark rückläufig ist. Lag die Tarifbindung Anfang der 2000er noch bei 70% im Westen und 55% im Osten, liegt sie heute nur noch bei etwas über 50% im Westen und 45% im Osten.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153610/umfrage/tarifbindung-der-

In tarifgebundenen Unternehmen gibt es es meist 20 bis 30% mehr Gehalt, bessere Sonderleistungen und mehr Urlaub. Dazu regelmäßige Tariferhöhungen oberhalb der Inflationsrate. In diesen Unternehmen können sich die meisten Arbeitnehmer noch immer ein Eigenheim leisten und ausreichend Rücklagen bilden. Eine Betriebsrente von einigen hundert Euro gibt oft auch noch geschenkt.

Es sind in den letzten 20 Jahren viele Unternehmen aus der Tarifbindung ausgetreten. Statt 15€ Stundenlohn gibt es dann beispielsweise oft nur noch 11€, statt 100% Weihnachtsgeld nur noch 50% oder gar nicht mehr und statt 30 Tage Urlaub nur noch 25. Und Tariferhöhungen gibt es oft auch nicht mehr und wenn dann doch mal erhöht wird, dann oft nur um 1 bis 2%. Achso, die Arbeitszeiten sind natürlich vielfach von 36 auf 40 Wochenstunden angestiegen. Betriebsrenten sind größtenteils abgeschafft oder auf sehr niedrigem Niveau. Natürlich ist dann kein Eigenheim mehr drin, wenn man zu deutlich schlechteren Konditionen arbeitet.

Hier geistert immer ein Medianlohn von 2500€ Brutto rum. Aber das ist in tarifgebundenen Unternehmen eher die unterste Lohngruppe. Umgekehrt gibt es viele Arbeitnehmer in nicht tarifgebundenen Unternehmen, für die diese Summe schon viel Geld ist.

Der Rückgang der Tarifbindung entspricht in etwa dem Rückgang der Mitgliederzahlen der Gewerkschaften. Während unsere Eltern noch gewerkschaftlich organisiert waren und wussten, wie man seinen Arbeitgeber in die Tarifbindung notfalls zwingt und gute Einkommen erreicht, hat das die heutige Generation schlicht verlernt. Jeder heult rum, hält die Hand auf, will mehr haben. Aber ein bißchen was dafür tun, das will heute niemand mehr. Eigentlich gibt es seit Einführung des Internets bessere Möglichkeiten, sich über die starken Rechte im Arbeitsverhältnis zu informieren. Aber das Internet hat nicht dazu geführt, dass man näher zusammenrückt, sondern eher, dass jeder für sich selbst kämpft. Wer sich individuell gut verkauft und durchsetzt, kann auch ohne Tarifbindung noch problemlos ein höheres Gehalt bekommen. Wer aber schwächer ist, der kann das nicht. Der benötigt eigentlich kollektive Hilfe, die er aber nicht bekommt, weil er nicht in der Gewerkschaft ist.

Den Unternehmen kann man keinen Vorwurf machen. Auch Unternehmen haben Rechte. Einer dieser Rechte ist, die Tarifbindung zu verlassen und den Markt nach Angebot und Nachfrage abzubilden. Es liegt dann in der Hand der Arbeitnehmer, ebenfalls ihre Rechte wahrzunehmen und vielleicht doch wieder die Gewerkschaft mit ins Boot zu holen. Achso: Wäre ich Arbeitgeber, würde ich das genauso machen. Arbeitgeber sind meistens keine Sozialinstitute. Die wollen in der Regel Gewinne machen und wachsen. Wenn Mitarbeiter sich nicht organisieren, scheinen sie zufrieden zu sein. Warum soll dann ein Arbeitgeber unnötig mehr Geld ausgeben?

Fazit: Es sieht für viele Arbeitnehmer in den nächsten Jahrzehnten nicht so gut aus. Die nicht tarifgebunden Arbeitsverhältnisse werden mehr und weiter Richtung Mindestlohn abrutschen. Das sind die Grundrentenempfänger von morgen. Bei den tarifgebunden Beschäftigten und allen Arbeitnehmern, deren Arbeitskraft aufgrund von bestimmten Fachkenntnissen nur sehr schwer zu bekommen ist, sieht das anders aus. Diese Menschen haben auch weiterhin ein gutes Einkommen.


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