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Und wer wählt... (Sonstiges)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Freitag, 24.05.2019, 12:14 (vor 1814 Tagen) @ Lattenknaller
bearbeitet von prosakind, Freitag, 24.05.2019, 12:17

Nun, Postdemokratie ist ja schon von deutlich begabteren Menschen als mir durchdekliniert worden. Bei Jacques Ranciere etwa kennzeichnet „Postdemokratie“ eine Politik, die „unter dem Namen der Demokratie die konsensuelle Praxis der Auslöschung der Formen demokratischen Handelns geltend macht.“ Weniger philosophisch ausgedrückt, aber meines Erachtens durchaus überzeugend definiert das etwa auch Colin Crouch, wenn er Postdemokratie beschreibt als "„ein Gemeinwesen, in dem zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden […], in dem allerdings konkurrierende Teams professioneller PR-Experten die öffentliche Debatte während der Wahlkämpfe so stark kontrollieren, daß sie zu einem reinen Spektakel verkommt, bei dem man nur über eine Reihe von Problemen diskutiert, die die Experten zuvor ausgewählt haben“. Wobei sich diese Definition doch stark auf einen Aspekt bezieht, während etwa Dinge wie ausufernder Lobbyismus, korrumpierende Parteispenden, Konzernmedien, Berufspolitikertum, Entstaatlichung zentraler Lebensbereiche, politische Selbstentmächtigung ("Schuldenbremse", TINA-Politiken, exzessives Beratertum ...) da noch gar nicht vorkommen.

Alternative Ideen zur Demokratisierung dürften ja eigentlich bekannt sein. Sie setzen halt alle an der Schnittstelle an, dass weder ein demokratischer "Wettstreit der Ideen" noch ein "freies Mandat" dort möglich sind, wo Ressourcen und Einflusschancen (sprich: Macht) hochgradig ungerecht verteilt sind. Wenn man möchte, kann man sicher ausgiebig über Vor- und Nachteile direktdemokratischer Elemente, rätedemokratischer Organisationsformen, Losverfahren, demokratischer Potentiale des Ostrakismos usw. diskutieren.

Und ja, es gibt unterschiedliche Formen von "Demokratie". Ob eine liberale, repräsentative Demokratie dazu gehört, würde ich aber zumindest insofern problematisieren, dass sich die Ausprägungen des zeitgenössischen "Liberalismus" aus oben genannten Gründen doch konträr zum Repräsentationsgedanken verhalten. Repräsentative Demokratie mag unter bestimmten Bedingungen demokratisch sein können, da würden wir dann aber vorher über eine solch eingreifende Umgestaltung der Besitzverhältnisse reden müssen, dass Euch rot vor Augen wird.


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