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Ist man mit 25 schon perfekt? (Sonstiges)

Lattenknaller, Madrid, Dienstag, 11.05.2021, 11:53 (vor 1080 Tagen) @ FourrierTrans

Ganz interessant sind an der Stelle die Bücher vom Soziologen Andreas Reckwitz. In seinem neuen Buch beschreibt er relativ anschaulich, welche Veränderungen die westlichen Gesellschaften in den letzten 70 Jahren durchlaufen sind. Das Kernproblem ist eigentlich, auch wenn es alle nicht hören wollen, mal wieder, eine zunehmende Ungleichheit. Er nennt das "neue Mittelschicht" und "alte Mittelschicht". In der neuen Mittelschicht finden sich Akademiker wieder, die urban leben, flexibel sind bezüglich Wohnort. Das ist der erste große Unterschied, vor 60-70 Jahren waren Akademiker für gewöhnlich nach ihrer Ausbildung der Oberschicht zugeordnet, finanziell. Die "alte Mittelschicht" hingegen sind so klassifiziert, dass sie "einfache" Ausbildungsberufe erlent haben, häufig in eher ländlichen Regionen leben und zunehmend in schlecht bezahlten Dienstleistungsjobs unterkommen. Diese Schicht wächst rasant an und sie sieht ihre "Berechtigung" bzw. ihren "Wohlstand" verschwinden. Das führt zu einer "Contra-Globalisierungs"-Haltung, die darin mündet, dass Leute wie Merz in Schutz genommen werden. Ursache dafür ist aber nicht Faschismus, sondern Ablehhung der bisherigen Politik und dem Mindset der "neuen Mittelschicht" gegenüber. Quasi eine Trotzhaltung. Kernpunkt aber, einmal mehr, eine zunehmende Ungleichheit. Leider erkennen das zu wenige und diese Gräben, die sich hier im Forum auch zeigen, werden immer größer.

Das Phänomen wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Durch die Digitalisierung werden viele Arbeitsplätze in Banken, Versicherungen und auch in administrativen Bereichen bei Firmen verpuffen. All die Dokumentenschubser, -auswerter, Brief- und Emailschreiber. Und die, die diese als Führungskräften der mittleren Schicht verwaltet haben. Die Techniken sind alle seit Jahren da, sind aber jetzt vollständig implementiert und schlagen nun auf die interne Organisation durch. Wir reden von hunderttausenden Arbeitsplätzen. Und das sind alle Mittel- bis obere Mittelschicht. Reihenhaus, 2 Autos, Kinder in guten Schulen. Ab Mitte 40. Alleine letztes Wochenende mit 2 Leuten gesprochen, die bei Banken arbeiten und wissen, dass sie der "Umstrukturierung" zum Opfer fallen werden. Klar entstehen Arbeitsplätze in anderen Bereichen, IT, Service etc.. Aber die Leute haben schlicht nicht das Profil dafür.
Das Thema wird von der Politik seit Jahren nicht angegangen und verschlafen. Für die meisten ist Digitalisierung = Glasfaser. Auch wenn man sie seit Jahren vorgewarnt hat.


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