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Ist man mit 25 schon perfekt? (Sonstiges)

FourrierTrans, Dortmund, Montag, 10.05.2021, 18:10 (vor 1082 Tagen) @ Voomy
bearbeitet von FourrierTrans, Montag, 10.05.2021, 18:15

Es ist ja nicht einfach nur der Kapitalismus. Die Politikwissenschaft hat sich in den letzten zehn Jahren glücklicherweise von der Frage weiter entwickelt, ob der Kapitalismus das größte Übel unserer Generation ist - was es wohl nicht ist - sondern hinterfragt, was eigentlich abgeht. Das Buch hab ich mir jetzt mal bestellt und bin gespannt, was da so vor sich geht.

Enjoy. Beim Piketty braucht man allerdings wirklich einen langen Atem.

Am Ende des Tages ist es aber halt nicht einfach nur die Frage nach Geld, prekäre Jobs oder was auch immer, die zur Auflösung der Spaltung beitragen wird. Solange wir uns mit der "Identitätspolitik" - was auch immer das ist - nur in Form von Ablehnung beschäftigen, wird dieser Punkt aber auch bleiben. Auch hier müssen halt die guten Elemente in den Diskurs einbezogen werden.

Schäuble hat gerade gesagt, dass die sozialen Netzwerke eine "Stimmungsdemokratie" auslösen. Das war zwar nie anders, weil die BILD bisher die Stimmungsdemokratie ausgelöst hat, aber man wird nicht drum rum kommen, diese Stimmungen, die sich gerade beim Wählerbild zeigen, irgendwie besser zu adressieren. Und das schaffen derzeit eigentlich wenige Parteien.

Ich würde auch zustimmen, dass es nicht der Kapitalismus als solches ist. Es ist dieser globalisierte, urbane Turbokapitalismus, der eben die Leute, die nicht daran teilnehmen können oder wollen, politisch nicht mehr berücksichtigt.
Verstehe mich nicht falsch, genaugenommen gehöre ich auch zu den globalisierten Akademikerjohnnys, die den ganzen Tag englisch reden müssen und (vor Corona) in der Welt zu Hause waren. Heute Shanghai, morgen Detroit, übermorgen Slowenien. Allerdings bin ich in einer ländlichen Arbeiterumgebung aufgewachsen. Die Unterschiede zwischen Heimat/nicht-Akademiker und Wohnort seit 10 Jahren/Akademikerbekanntenkreis sind frappierend.

"Wieso soll jetzt der N****kuss auf einmal nicht mehr so heißen, so ein Quatsch? Das hat sich doch wieder einer von oberen Zehntausend im Berliner Regierungsviertel ausgedacht" oder "Was ein Bullshit, jetzt steht hier m/w/d, so ein Scheiss kann sich nur wieder einer von den Studierten aus der Zentrale ausgedacht haben und wir hier im Werk müssen den Mist umsetzten".
Du kannst dich zu Tode diskutieren mit den Leuten. Im Grunde hat niemand Probleme damit, den N*****kuss nicht mehr N******kuss zu nennen oder jemand der Transgender ist, ein gleichberechtigtes Leben zu ermöglichen. Es geht um "die da oben", für die du als Linienarbeiter oder XY-Ausbilungsberufler auf dem Lande keine Rolle mehr spielst, weil du im liberalen, globalisierten Akademikergame nicht mitmachst. So erlebe ich es zumindest, wenn ich zwischen diesen beiden Welten wandere.
Woran man das auch gut erkennen konnte, ist das Beispiel USA. Es zählen die Meinungen aus den Städten an der Ost- und Westküste. Und dann: Oh Schreck, Donald der Clown Trump wird POTUS. Wie konnte das passieren? Relativ einfach zu erklären, niemand schaut sich die Probleme der nicht-urbanen Bevölkerung an. Das Trump für die Leute im rust belt nichts verbessert hat? Geschenkt. Aber zumindest hat man es den Drecksäcken aus Washington gegeben. Mit Faschismus oder Homophobie hat das im Kern eigentlich nichts zu tun. Nimmt man diese Bevölkerungsgruppen, die in Summe deutlich größer sind, als man vermutet, mit in politische und gesellschaftliche Diskurse auf, wird man von einem Höcke schnell nichts mehr hören und lesen, weil er keine Rolle mehr spielt. Verliert man sich in Grabenkämpfe mit der Frage, ob #Langstreckenluisa nun ursprünglich von einem Typen kommt (das muss man ja auch erst einmal wissen, mir was es nicht bewusst), der eher rechts ist oder eher links, wird man die Situation anheizen.


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