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Einordnungen, Spekulationen und Prognosen (Corona)

FranzBinder, Ort, Mittwoch, 06.05.2020, 10:09 (vor 1449 Tagen) @ CHS

Ich durfte gestern an einer sehr interessanten wissenschaftlichen Diskussion zum Thema COVID 19 teilnehmen. Dabei wurden unterschiedliche Aspekte auf Grund des derzeitigen Wissensstandes angesprochen, Einordnungen von (Verschwörungs-) Theorien getroffen und Prognosen für die Zukunft abgegeben. Die interessantesten Punkte möchte ich hier mal weitergeben.

Generell

Es gibt einen hohen Druck der Politik, dass die Wissenschaft Erkenntnisse liefert die zur jeweiligen Strategie des Landes passen. Dies betrifft nicht nur Diktaturen, sondern auch Demokratien, explizit genannt wurden Beispiele aus Frankreich, Österreich und den USA.
Es ist extrem mühsam den exakten Stand der Wissenschaft festzustellen, selbst für Fachleute. Faktoren die dies beeinflußen sind die verkürzte/vereinfachte Weitergabe von Daten (auch in den Medien), Desinformationskampagnen, Geheimhaltung und mögliche wirtschaftliche Folgen (beinhaltet auch mögliche Gewinne für die Firma/Staat mit dem ersten Heilmittel oder Impfstoff).
Die Todes und Infektionszahlen sind weder zwischen, noch in den Ländern vergleichbar auf Grund unterschiedlicher Kriterien bei der Messung/Zählung, die USA sind beispielsweise eher als Kontinent zu betrachten und die Bundesstaaten eher als Länder. In Belgien gibt es einen großen Unterschied zwischen dem flämischen und dem französischen Teil, begründet im Föderalismus. Abgeschwächt trifft das auch auf Deutschland zu. Bis zu einem gewissen Grad ist eine Übersterblichkeit feststellbar, dies wird sich aber in den nächsten Monaten und Jahren wieder relativieren. Es gibt auch Länder wo es nur 1/3 der sonst üblichen Herzinfarkte gibt, das ist aber nicht logisch, sondern liegt wohl daran, dass die Personen nicht mehr ins Krankenhaus kommen oder obduziert werden.

Ursprung

Die ersten Erkrankungen gab es vermutlich bereits ab Oktober des Vorjahres, für das Ende des letzten Jahres gibt es weltweit mehrere bestätigte Fälle (durch nachträgliche Untersuchungen), dies erklärt auch die Häufung von rätselhaften Lungenentzündungen gegen Ende des letzten Jahres.
Es gibt keinen Patienten 0 und das Auftreten erfolgte mehr oder weniger zeitgleich auf unterschiedlichen Kontinenten. Ein künstlicher Ursprung ist daher so gut wie auszuschließen.
Die Theorie dass ein Labor (Wuhan?) möglicherweise entscheidend und unabsichtlich zur Verbreitung beigetragen hat, ist nicht völlig von der Hand zu weisen. Es gab ähnliche Fälle bereits früher in Rußland, wo es zu Laborunfällen gekommen ist. Wenn aus einem Labor etwas entkommt, dann kann es ähnlich wie ein Brandbeschleuniger wirken, abhängig von der Konzentration und der Größe der Kontaminierung.

Verlauf

Es gibt mittlerweile mehrere Mutationen des Virus. Noch nicht bestätigt ist, ob dies auch der Grund für völlig unterschiedliche Krankheitsverläufe (von nicht bemerkt bis tödlich) ist. Vorerkrankungen, insbesondere im Bereich der Lunge, erhöhen das Sterberisiko deutlich. Ob es zu langfristige Schäden kommt, insbesondere bei der Lunge, kann derzeit nicht beantwortet werden. Valide Zahlen dazu sind erst ab Herbst erwartbar, da die Lunge sehr lange für die Regeneration braucht.
Die Verbreitung in Wellen gilt mittlerweile als wahrscheinlich, mit einer möglichen Dauer von rund 12 Wochen. Dies würde auch erklären warum die Zahlen überall nach einer gewissen Zeit rückläufig sind. Nicht geklärt ist, ob wir uns bereits am Ende der ersten oder eventuell sogar schon zweiten Welle befinden. Die mögliche erste Welle wäre am Jahresende gewesen und die zweite Welle begann dann in Europa Ende Februar. Wirklich wissen werden wir es dann wenn die nächste Welle kommt. Mit der Art der Maßnahmen ist anscheinend nur die Menge der Infizierten zu verändern, bei ganz drastischen Maßnahmen auch die Dauer. Wissenschaftlich besonders interessant sind die Staaten wo es keine oder kaum Gegenmaßnahmen gibt, beispielsweise Weißrußland, Schweden, Nikaragua oder einige afrikanische Staaten.
Fiebermessen ist übrigens nur bei rund einem Drittel der Infizierten sinnvoll, die anderen haben keine erhöhte Temperatur.

Prognosen

Nach heutigem Stand sind zukünftige Wellen mit einfachen Maßnahmen zu verhindern und es gibt keine Notwendigkeit für ähnlich drastische Ausgangsbeschränkungen wie in den letzen Wochen. Social Distancing, Abstand halten, ausreichende Hygiene und das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit (zumindest in geschlossenen Räumen) wären grundsätzlich ausreichend um die Anzahl der Infizierten auf ein für das Gesundheitssystem bewältigbares Niveau zu drücken. Es gibt jedoch drei große Problemfälle dabei. Erstens die innerfamiliäre Übertragung beispielsweise von Kindern auf die Großeltern die im gleichen Haushalt wohnen oder die im Altersheim besucht werden. Zweitens die Übertragung auf Grund "überforderter" Infrastruktur wie beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Großveranstaltungen oder in Diskotheken. Drittens das ökonomische und kulturelle Problem, da sich nicht jeder Staat/Einwohner die notwendige Schutzausrüstung oder Investitionen leisten können wird und das Abgewöhnen von kultureller Nähe nicht von heute auf morgen funktionieren wird.
Ein Thema war auch die Corona-App, die nur dann sinnvoll ist, wenn 80-90% der Personen sie verwendet. Das ist selbst für Deutschland wohl zu ambitioniert, rund 40% haben angeblich kein entsprechendes Smartphone.
Bei möglichen Heilmitteln oder Impfungen gibt es große Vorbehalte von Seiten der Mediziner gegen eine zu schnelle Zulassung. Viele Regierungen unterschätzen hier wohl die möglichen Langzeitfolgen bzw mögliche Nebenwirkungen, wenn es nicht zu umfassenden Testungen kommt. In diesem Zusammenhang wurde beispielsweise Contergan erwähnt, welches volle 4 Jahre zugelassen war.

Fazit

Grundsätzlich war der Tenor allgemein vorsichtig positiv, mit der Einschränkung dass eine Rückkehr zur gewohnten Normalität in gewissen Bereichen noch Jahre dauern könnte (Großveranstaltungen, Reisen, Nachtlokale). Bedenklich war für mich, dass es anscheinend noch zumindest 50 bekannte Virenstämme gibt, wo eine solche Pandemie nach entsprechender Mutation möglich wäre.


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