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pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 02.09.2020, 15:50 (vor 1942 Tagen) @ medvet09

Mir ist es nach fast vier Jahrzehnten Patientenbetreuung (als TA) sch...egal, wodurch oder womit es meinen Patienten besser geht, wenn ich ihnen nur helfen kann.

Mit Homöopathie hilfst du ihnen jedenfalls nicht. Der pacebo-by-proxy-Effekt vermittelt aber ein gutes Gefühl.

Wie oft haben die klassischen, Leitlinien konformen Behandlungswege keine Heilung oder Linderung gebracht? In meiner Ausbildung wurde mir vermittelt, dass Homöopathie gleichzusetzen ist, mit einem Landwirt, der übers Feld geht, bläht und sich sicher ist gedüngt zu haben.

Mehr ist auch nicht.

Um es abzukürzen, der Patient lebte noch lange, ohne Cortison und co...

Perfekte Beschreibung des placebo-by-proxy-Effekts. Ich kenne mich mit Hunden nicht aus. Daher kann ich überhaupt nichts zu der Behandlung sagen. Das Geschilderte ähnelt sehr den Behandlungen, die es auch in der Humanmedizin gibt. Wo ich mich aber auskenne ist die Nichtwirkung von Homöopathie. Dem Hund ging es nicht besser, weil Frauchen einen Schamanen konsultiert hat.

Mich hatte das ziemlich geärgert, gefrustet und nach längerem Nachdenken blieb schlussendlich nur das Gefühl, doch sche...egal was dem netten Hund und den sympathischen Leuten geholfen hat.

Ich kenne das Gefühl. Es taucht immer dann auf, wenn etwas unvorhergesehen abgelaufen ist. Das Bauchgefühl sagt mir dann, dass es an mir lag. Übrigens lag es auch manchmal an mir. Ärzte sind, das weißt du selbst, keine Götter. Ich möchte gar nicht wissen wie oft ich falsch und Kollegen richtig lagen ohne das ich davon erfahren habe. Aber eines war immer der Fall: Homöopathen haben nie geholfen. Sie hinterließen aber durchaus ein gutes Gefühl.

@ pactum, klar spielte da "placebo ad proxy" eine große Rolle. Die Frau glaubte an den Erfolg des "anderen Weges", lebte dem Hund sicherlich auch ein positives Umfeld vor, wollte es natürlich auch den "klassischen Medizin-Männern" zeigen - aber who cares?

Dem Hund sicher nicht. Mir tun nur die anderen Hunde leid, deren Besitzer von dem Frauchen fortan durch ihre Geschichte entsprechend beeinflusst einen Leidensweg gegangen sind, den z.B. du mit deinem Wissen hättest ersparen können.

Ich stellte fest, dass ca. 70% von der alternativen Behandlung profierten.
Dass sogar die Patienten profierten, wo die Besitzer aber so gar nichts von einer solchen Therapie hielten. Einzig das nahe Ende ihnen fast erzwungen eine Bereitschaft zu kooperieren abrang.

Ich will dir nichts. Also verstehe mich bitte nicht falsch, wenn ich das frage: hast du genau Buch geführt, so das du zu diesen Zahlen gelangst? Bist du dir sicher, dass die Besitzer der Tiere dich auch vollumfassend informiert haben, so das ausgeschlossen sein kann, dass äußere Faktoren das Ergebnis beeinflussen?

Ja, ich gebe zu, dass ich bei einigen Patienten - ohne Wissen des Besitzers - ein Placebo für zwei Wochen einsetzte und mir meine spärlichen Haare raufte, als es in genau der Zeit zu einer Verschlechterung kam.

Hättest du dem Besitzer gesagt, dass es ein Placebo ist, wäre der Placebo-Effekt auch weg.

Mir ist das seit mehr als 25 Jahren wirklich absolut egal, was wie wissenschaftlich zu erklären oder nicht zu erklären ist.

Mir nicht. Ich will mehr als den reinen Placeboeffekt. Den Effekt erhalte ich ohnehin, wenn die Patienten therapiert werden. Ich möchte, dass es darüber hinaus geht.

Ich weiß, dass ich sehr, sehr wenig weiß... ;@)

Wir alle wissen sehr wenig. Einige noch weniger. Ich sehe für mich allerdings nicht ein warum ich das, was ich weiß, ignorieren soll. Man weiß, dass Homöopathie nicht wirkt. Man weiß, dass es ein reine Wahrnehmungstäuschung ist, wenn man bei der Homöopathie einen Effekt vernimmt. Warum sollte ich mich auf diese Täuschung einlassen?

Ich hatte eine Patientin mit Mammakarzinom. Das verfickte Drecksteil (sorry für den Ausdruck, aber es gibt nichts, was ich so sehr hasse wie Krebs) hat gestreut. Da war nichts mehr zu machen. Jedwede Behandlungsform wäre zu spät gekommen. Es blieb nur noch Opioide zu geben, damit sie den Rest der Zeit wenigstens keine Schmerzen erleiden musste. Tja, was soll ich sagen? Das Teil hat sich zurück gebildet und auch die Metastasen waren irgendwann soweit verschwunden, dass man den Rest sogar entfernen konnte. Aus dem Nichts heraus. Außer Opioide und entsprechenden Begleitern für die Verdauung hat sie nichts erhalten. Bis heute unerklärlich.

Die Frau war so gut und hat sich noch jahrelang an der Charité untersuchen lassen. Hätte ja sein können, dass es an den Opioiden, etc. gelegen hat. Hat es nicht. Ein Rätsel. Aber eines ist sicher: hätte ich ihr Globuli gegeben, wäre die gute Frau und sicherlich auch meine Wenigkeit überzeugt gewesen, dass es daran lag.

Ein Schlussgedanke - uns allen ist die Wirkung von Adrenalin bekannt. Blutdruckerhöhung, Pupillenerweiterung, Herzfrequenzerhöhung in, nach Ausschüttung ins Blut aus den Depots, wenigen Sekunden und dies in extrem geringer Konzentration (D8 im Blut ;@) ).
Ja da gibt es bekannte Rezeptoren, usw. etc. pp. Kennen wir alle Rezeptoren?

Mitnichten, Leute...

Wir kennen so einiges noch nicht. Organe wie Milz oder Darm sind so erforscht wie die Tiefsee. Aber wir kennen Wasser. Wasser hat kein Gedächtnis, aber auf der Basis dieses Gedankens arbeiten Homöopathen.

Werde mich an einer weiteren Diskussion nicht beteiligen - ist mir egal der Glaubenskrieg, all die dampfenden, roten Köpfe.

Schade, dass du Wissenschaft mit Glaube gleichsetzt. Solche Äußerungen sind natürlich immer wieder Öl ins Feuer für Anhänger der Homöopathie-Religion. Wie man an den direkten Reaktionen auf deinen Beitrag auch merkt. Du willst es nicht, aber mit solchen Äußerungen schadest du Menschen. Nicht direkt, aber indirekt. Jeder Patient, dem nicht geholfen werden kann, weil er in die Fänge der Schamanen gerät, weil er u.a. wegen solcher Äußerungen die Scharlatanerie als gleichwertig auffasst, ist ein Opfer, das es zu verhindern gilt.


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