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Homöopathie ist Unsinn (Corona)

pactum Trotmundense, Syburg, Mittwoch, 02.09.2020, 12:07 (vor 1943 Tagen) @ Eisen
bearbeitet von pactum Trotmundense, Mittwoch, 02.09.2020, 12:11

Es steht jedem frei zu, darüber zu urteilen wie er mag. Wissentlich, also nach wissenschaftlichen Standards, ist die Homöopathie ganz sicher angreifbar.

Nach welchen Standards soll man denn sonst gehen? Nach unwissenschaftlichen?

Persönliche Erfahrungen sprechen z.T. dagegen. Vor 20 Jahren haben mich mal Haus- und Lungenfacharzt wochenlang mit Kortison- und Antibiotika vollgepumpt, als nächstes hatten sie eine Bronchoskopie im Gepäck. In der Verzweiflung dann zum Homöopathen, ich habe sofort einen Effekt des Mittelchens gespürt, nach ca. einer Woche waren die Beschwerden weg. Bei anderen Beschwerden im Laufe der Jahre hingegen nicht immer ein Effekt.

Natürlich führst du einen Effekt auf das Mittel zurück, weil du es genommen hast. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Verlauf ohne Einnahme des Mittels ganz genauso gewesen wäre, liegt bei 1. Kein einziges homöopathisches Mittel hat eine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinaus geht. Es ist also wirkungslos. Wenn es rein um das Placebo geht, hättest du statt dem Mittelchen auch einfach ein Gebet sprechen können oder bei Neumond eine Katze auf einem Steinaltar auf einer Waldlichtung unter Absingen schmutziger Lieder opfern können.

Als unser Hund hingegen unter Niereninsuffizienz litt und die Werte immer schlechter wurden, hatte es hingegen wiederum eine Wirkung und die Werte wurden wieder besser.

Nennt sich placebo-by-proxy.

Seitdem lehne ich das nicht komplett ab, vertraue aber natürlich auch nicht blind darauf. Manchmal hilft es eben und manchmal nicht (der Therapeut würde wohl sagen, wenn es nicht wirkt, war es das falsche Mittel).

Wenn es nur manchmal hilft, hilft es nie. Dass der Schamane natürlich bei spürbarer Wirkungslosigkeit nicht zugibt, dass es an der Wirkungslosigkeit des Mittels liegt, sondern davon ausgeht das falsche genommen zu haben, ist der typische Selbstbetrug.

Schaden tut es nie (zumindest nicht direkt, es sei denn, man würde nachweislich wirksame Behandlungen ablehnen),

Schaden kann es auch deswegen nie, weil es wirkungslos ist. Wenn etwas keine Wirkung hat, kann es natürlich auch keine negative Wirkung haben. Warum man jedoch wirkungsloses Zeug benutzen will, wenn man wirksamen Behandlungen nachgeht, ist mir schleierhaft. Aber das gibt es oft. Die Leute gehen zum Arzt und kriegen Medikamente verschrieben. Zusätzlich nehmen sie "zur Unterstützung" dann homöopathische Quacksalbe und am Ende war dann natürlich nicht das Medikament vom Arzt für die Heilung zuständig, sondern die Quacksalbe. Zumindest aber hätte das Medikament nicht so gut gewirkt, wenn man nicht noch zusätzlich die Quacksalbe genommen hätte. Ein Teufelskreis, den man meistens mit Frauen nach der Menopause durchmacht.

ob der Effekt aus Placebo, dass der Therapeut sich Zeit nimmt oder worauf auch immer beruht, ist mir eigentlich egal, wichtig ist doch nur, dass Beschwerden besser werden. Manchmal hilft auch ein Besuch beim Osteopathen, deren Behandlung entspricht auch nicht wissenschaftlichen Standards.

Es ist dir egal, dass du Geld zum Fenster raus wirfst? Könntest du nicht viel lieber das Geld an die Neven-Subotic-Stiftung schicken, das sonst so in der Homöopathen-Industrie landet? Es wird dir keinen Jota schlechter gehen. Versprochen! Betrachte es als homöopathische Behandlung. Indirekt. Das Wasser in Äthopien, was die Menschen dort aus den Brunnen ziehen und das Wissen der Kinder in den Schulen macht dich auf fernheilerische Art gesund.

Ach ja: bitte Finger weg von Osteopathen. In Deutschland ist das zum Glück kein so großes Thema. Das ist mehr bei den Franzosen so ein Hype in deren Eso-Schwurbler-Szene. Dennoch haben Osteopathen schon ziemlich viele Menschen kaputt gemacht. Aktiv. Besonders Kinder und Säuglinge. Auch alles ohne eine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinaus geht.

Am meisten an der Schulmedizin stört mich der fehlende ganzheitliche Ansatz, was natürlich mit der Spezialisierung der einzelnen Disziplinen zu tun hat.

Mein Lieblingsargument. Zunächst einmal: Medizin nicht Schulmedizin. Es handelt sich um Wissenschaft. Der inzwischen abwertende Begriff "Schulmedizin" wird ausschließlich als Kampfbegriff von Anhängern der Homöopathie-Religion verwendet.

Nun, der Vorwurf des fehlenden "ganzheitlichen Ansatzes" ist sehr beliebt. Haben die Schamanen auch seit den 68ern den Menschen immer wieder eingeredet. Aber es stimmt nicht. Wie oft sagt einem ein Arzt, dass man mehr Sport treiben soll, die Ernährung umstellen oder das Rauchen unterlassen soll? Das sind Resultate aus ganzheitlichen Betrachtungen des Zustandes eines Körpers. Aber das wird nicht als "ganzheitlich" von den Menschen anerkannt. Auch nicht, wenn Ärzte in einem Gespräch knapp zwanzig Fragen stellen um den Zustand zu beurteilen. Der Patient merkt meist gar nicht, wie viele Fragen er während einer Visite beantwortet. Selbst die Frage nach der Familie oder wie es im Job läuft, geschieht aus Hintergedanken.

Ich freue mich auch immer, wenn man hört, dass Patienten nach zwei Minuten wieder aus der Praxis raus seien, weil Ärzte sich ja sooooo gar keine Zeit nehmen. Hier spielt die Wahrnehmung in der Regel einen Streich. Die durchschnittliche Visite eines Hausarztes dauert acht Minuten. Dass sie einem selbst schneller vorkommt, ist nun einmal so. Natürlich merkt man sich im Gedächtnis auch eher das, was einen in der eigenen Ansicht bestätigt. Natürlich braucht ein Arzt keine zwei Minuten um zu erkennen ob jemand eine Erkältung hat und einfach nur einen Gelben Schein benötigt. Was soll er da auch zehn Minuten herum kaspern? Man hat aber eben auch die Visiten, wo die Lunge abgehört wird, der Rachen angeschaut, Pupillen gecheckt werden, Blut abgenommen, Stuhlproben,... Alles ganzheitlich.

Wenn ich Knieschmerzen habe, kann die Ursache eben in einem entzündeten Zahn liegen.

Alter Gevatter... Ernsthaft jetzt?

Diese Zusammenhänge hatten die Chinesen schon vor 5.000 Jahren erkannt.

Zumindest glauben sie seit 5000 Jahren an diese Zusammenhänge.

Eine Kollegin hat Bandscheibe und geht regelmäßig zur Akkupunktur. Sie sagt, danach geht es ihr viel besser. Auch Hokus-Pokus? Vielleicht, aber sie fühlt sich gut, und nur das zählt.

Ich will doch hoffen, dass deine Kollegin Bandscheiben hat. Alles andere wäre äußerst schlecht. Eine Frage: wenn es ihr besser geht, warum muss sie dann weiterhin zur Akkupunktur? Offensichtlich ist dann nicht besser, sondern der Zustand bleibt unverändert. Lediglich ihr Symptom, die Schmerzen, sind wohl geringer. Wobei das wohl eher daran liegt, dass sie für einen Zeitraum von 30 Minuten oder länger auf einer Liege liegt und sich entspannt. Dazu muss sie sich nicht pieken lassen.

Ideologische Grabenkämpfe helfen einem nicht weiter.

Genau das ist der Punkt. Wissenschaft ist keine Ideologie. Homöopathie und Anthroposophie hingegen schon. Es sind Religionen mit einer in sich geschlossenen Ideologie. Sie sollen einfach aufhören Religion als Wissenschaft zu verkaufen, ihren Schützengraben verlassen und nach Hause gehen, damit die Wissenschaft mehr Zeit und Energie dafür verwenden kann die Menschheit weiter zu bringen.

Trotzdem bin ich ganz klar dafür, dass die Krankenkasse nur das zahlt, dessen Wirksamkeit auch belegt ist. Wer mehr oder was anderes will, muss eben selbst zahlen. Das ist nur fair.

So sollte es sein. Leider haben auch die Krankenkassen erkannt, dass sich mit Dummheit Geld verdienen lässt. Homöopathie ist ein Geschäft an dem auch Krankenkassen verdienen.


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