schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Sackgasse (Sonstiges)

Blarry, Essen, Freitag, 14.06.2019, 12:48 (vor 1749 Tagen) @ Phil

Verstädterung. Wandel hin zu anderen Freizeitbeschäftigungen. Die Bequemlichkeit eines gut sortierten Obst- und Gemüseregals bei Edeka...

Je mehr die Population in die Städte drängt, desto weniger Platz bleibt für eine eigene Grünanlage, und sei sie noch so klein. Der Schrebergarten wird mehr zur Deko, Krokusse statt Karotten, macht weniger Arbeit, erlaubt mehr Erholung. Dazu werden die arkanen Künste der Agrikultur nicht mehr so selbstverständlich von Generation zu Generation weitervermittelt, so dass die Enkel sich nicht um die Gärten der Großeltern kümmern könnten selbst wenn sie wollten, aber zu beschäftigt mit Fortnite sind.

Dabei gibt es abseits des Ökologischen einen Aspekt, der die industrielle Gleichmacherei der Nahrung noch viel trauriger macht: selbstgezogenes Grünzeug schmeckt einfach so viel besser. Mit den Arten, die sich nicht gut industriell herstellen lassen, sterben ganze Geschmacksfacetten aus, der Küche geht eine Vielfalt verloren, die sich mit Scheißavocados halt niemals ausgleichen lässt. Ich war gestern noch bei einem Kunden zu Besuch. Der Mann ist 87 und schwerhörig wie sonstwas, aber heizt trotzdem jeden Morgen um 7 auf seinem elektrischen AOK-Chopper in die Scheune vom Hof, um die frühen Kartoffeln zu sortieren. Damit auch ja in jedem Netz exakt zweieinhalb Kilo sind. Der hat mir ein Netz davon mitgegeben. Und die Mistdinger wischen mit deinem üblichen Supermarktgekröse einfach so dermaßen den Boden auf, dass wir uns ehrlich fragen, wozu wir je wieder im Edeka Kartoffeln kaufen sollten. Geschmacklich sind das Welten, die jemand der nur bei Lidl einkauft niemals erleben wird. Und das macht mich traurig.

Nur: wer will dauerhaft die Pflege "kleinerer" Obst- und Gemüsearten übernehmen? Das funktioniert am besten über lokal, maximal regional tätige Familienunternehmen, die aber aussterben. Dass die Landwirtschaft als Betätigungsfeld als "unsexy" gilt und Nachwuchsprobleme hat kann ich niemandem krumm nehmen, der Landwirtschaft nur noch als die seelenlose Großindustrie sieht, die 90% des Marktes einnimmt.

Sorry wenns vom Fleisch abschweifte, aber es lag mir aufm Herzen.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1215995 Einträge in 13539 Threads, 13748 registrierte Benutzer Forumszeit: 28.03.2024, 16:57
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln