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Die Integrationsdebatte um Özil (BVB)

Cabman, Dienstag, 24.07.2018, 09:25 (vor 2105 Tagen) @ Cabman

Bei dieser ganzen Debatte um Mesut Özil und Integration macht sich bei mir ein ziemlich ekliges Gefühl breit. Es geht vielen nicht wirklich um Integration, sondern um eine Feigenblattfunktion. Mesut Özil als Integrationsmaskottchen. Als "Vorzeigetürke".

Das tut es vielen mit sicherheit nicht. Denn sonst würde es bedeuten sich mit der Frage danach, was Intergration denn jetzt eigentlich sein soll und mit welchen Pflichten bei beiden Seiten das verbunden ist, zu beschäftigen.
Aus ganz persönlicher Erfahrung als jemand aus der "Generation 1,5" und mit dem Hintergrund, dass auch in meinem Herkunftsland aufgrund der eigenen Ethnie es seit Generationen um die Frage der "Intergration" ging, kann ich sagen, dass es hierbei nie fair zugegangen ist - als neuankömling bzw. als jemand der nicht in der Masse verschwinden kann, aufgrund des Namens, des andersartigen Habitus usw. etc. ist man immer in einer gewissen Bringschuld. Man kann entweder versuchen deutscher als Deutsche zu sein, oder sich auf die multikulturelle Schiene (siehe 2 Herzen) zu verlegen. Es gibt auch blöderweise keinen Katalog, in dem Punkte festgelegt sind, bei deren Abhacken man direkt als "seiner" in der Gesellschaft akzeptiert werde. Es wird immer irgendwas geben, an dem jemand sich "stören" wird und dich dann darauf reduziert, was dich als nicht bio-Deutschen erkenntlich macht (in der UdSSR, wo in den Personalausweisen auch die Ethnie eingetragen war, gab es so einen Spruch: einem wird nicht aufs Perso, sondern in die Fresse gehauen. Sprich: du kanns dein Eintrag im Perso ja ändern, aber solange du immer noch als dieser oder jener zu erkennen bist...).
Jedenfalls: es ist unfair aus der Perspektive derjenigen mit Migrationshintergrund, weil mit zweierlei Maß gemessen wird und hier eben gilt - was dem jupiter erlaubt ist ist dem esel noch lange nicht erlaubt. Das spricht Özil auch in seinem Statement an. Dies gilt übrigens auch für die demokratischen Werte, die politische Bildung usw. Natürlich gehen diese Özil offenbar völlig ab, aber er ist dort auf dem gleichen Niveau wie auch ein xbeliebiger Heinz Müller, der mit der Bild anne Ecke sein Pilsken schlürft. Nur ist es bei dem letzteren eben egal, weil er niemandem etwas zu beweisen hat.
Und damit sind wir wieder am Anfang - wenn wir eine offene Debatte darüber führen würden, dann müsste man eben entweder klar machen, dass hier Menschen entweder dauernd mit zweierlei Maß messen und das ok ist (was aber den selbstproklamierten Werten wiedersprechen würde) oder es nicht ok ist, aber dann was?

Letztendlich wäre für viele vermutlich alles gut gewesen, wenn Özil einfach die Klappe gehalten und versprochen hätte, in Zukunft die Nationalhymne mitzusingen. Dann hätte man bald wieder großzügig über die Erdoganfotos hinweg gesehen und sich wieder gut fühlen können.

da hast du völlig recht.

P.S.

leider ging das bearbeiten nicht mehr, daher hier als Nachtrag:

ist es also unfair aus der Sicht einer Eingewanderten, eines Neubürgers? Sicherlich. Aber warum bleibt man dann hier mag sich der eine oder andere Fragen? Für mich und viele andere kann ich sagen: weil mir klar ist, dass mir Deutschland etwas ermöglicht, was in meinem Herkunftsland oder im Land meiner Eltern/Großeltern so nicht möglich war und ist. Weil es hier besser ist und ich dafür dankbar bin. Es ist nicht optimal, es ist verbesserungswürdig, aber es ist deutlich besser wie gesagt. Wenn dieses Verständnis aber fehlt, so wie bei Özil vermutlich, dann bleibt nur die Dimension, die ich im vorherigen Post beschrieben hatte.


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