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Unpopuläre Entscheidung, akzeptanz Verdi (Spieltage)

markus, Donnerstag, 02.03.2023, 21:19 (vor 1021 Tagen) @ Taifun

Du, ich bin weder Unternehmer noch bin ich Aktionär, privatier oder sonstiges.

Ich bin normaler Angestellter in der freien Wirtschaft und verdiene nach einer Spalte aus einem Tarifvertrag der dem Handel angelehnt ist.

Aus einer spalte!!! Verdiene ca 8% weniger als einer in gleichen Anstellung im öD nach aktuellem Tarif.


a) D.h. du findest es für dich okay, wenn du in den nächsten stetig und ständig einen Reallohnverlust hast. Kannst du gut finden. Bei den aktuellen und für die nächsten Jahren vermuteten Inflationsraten wird man ganz schnell 2000 Euro netto verlieren. Und das summiert sich bis zur Rente dann auf eine sechsstellige Summe.

Ich glaube das Thema Inflation ist gar nicht für jeden wirklich greifbar. Erkennt man schon daran, dass einige glauben die Preise würden irgendwann wieder sinken. Das mag für einzelne Produkte so sein. Aber der gesamte repräsentative Warenkorb kennt nur eine Richtung und zwar nach oben. Eine Steigerung von 2% pro Jahr ist politisch gewollt. Das Szenario, dass das Leben irgendwann wieder billiger werden könnte, ist komplett ausgeschlossen. Es wird nur irgendwann wieder etwas langsamer teurer. Aber teurer wird’s.

Um ein Gefühl für Inflation entwickeln zu können, sollte man sich die Inflationsraten, oder aber die Entwicklung der Durchschnittsentgelte anschauen. https://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittsentgelt

Schaut man sich die historischen Werte an, wird schnell klar, dass man recht schnell zu den Verlierern werden kann, wenn ein ursprünglich guter Lohn über mehrere Jahre nicht Schritt halten kann. Sieht man wunderbar in 10-Jahresschritten (jeweils Jahresgehälter):

1960 6.101 DM
1970 13.343 DM
1980 29.485 DM
1990 41.946 DM
2000 54.256 DM
2010 31.144 EUR
2020 39.167 EUR
2023 43.142 EUR

Wenn dann heute jemand meint, 2.700 Euro brutto wäre ein gutes Gehalt, muss man schon schmunzeln. Das war 2010 noch so (damit war man ungefähr auf dem Niveau des Durchschnittsentgelts), aber heute, im Jahr 2023, müssten es schon 3.600 Euro brutto sein, um genauso gut dazustehen wie 2010 mit 2.700 Euro.

Und die Statistik zeigt es eindrucksvoll. In Betrieben mit starken Gewerkschaften ist das machbar, zum Teil ist sogar mehr drin. Das zeigen vor allem die IG Metall Betriebe. Bei Verdi ist die Mitgliederzahl deutlich schlechter. Im öffentlichen Dienst geht es noch. Da geht dann auch noch was. Aber in den Bereichen Dienstleistungen und Logistik sieht es sehr schlecht aus. Und da gibt es dann halt nur 3% bei einer Inflationsrate von 8%, weil die Alternative dazu 0% wäre. Denn die Arbeitgeber wissen oft ganz genau, dass ihnen ohnehin kein Streik droht.

Das alles gilt nicht für sehr hoch qualifizierte Mitarbeiter. In der IT z.B. kommt man ohne Tarifvertrag gut klar. Diese Leute können nicht nur rhetorisch mit dem Chef mithalten, sie verstehen auch was Inflation ist und haben in ihrer Mailbox regelmäßig neue Jobangebote vorliegen. Da ist die Augenhöhe trotz des Abhängigkeitsverhältnis gewährleistet. Aber dort, wo man mit einer einfachen Ausbildung anfängt oder gar nur einen Anlernjob ausübt, liegen all diese Faktoren nicht vor. Diese Leute sind gegenüber dem Chef hoffnungslos unterlegen.


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