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Willkommen im Zeitalter des Populismus. (Sonstiges)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Mittwoch, 09.11.2016, 12:58 (vor 3313 Tagen) @ nickeltiegel

Ich glaube, dass auch heutzutage die Menschen nicht grundsätzlich empfänglicher sind für Populismus und Polemik. Die Ursachen liegen woanders.

Der Großteil der User hier hat, so schätze ich es ein, einen relativen hohen Bildungsstand. Wir wissen, dass ein Trump keine gute Wahl ist. Leider gibt es aber eben diese immer wachsende Gesellschaftschicht von Menschen, die weniger Bildung haben (in den USA schlichtweg ein Frage der finanziellen Mittel und gesellschaftlichen Herkunft) und die ganz einfach sehr wenig Perspektiven in ihrem Leben sehen. Nicht selten ist das gut begründet. Und an der Wall Street wird weiterhin eine perverse Orgie des Geld verbrennens gefeiert, über Jahrzehnte hören diese Leute (die Trump-Wähler, bzw. die ehemalige "working-class") die gleichen Durchhalteparolen. Es ist ein Ausdruck der Verzweiflung im Stile von "wenn ich untergehe, nehme ich euch A********* in Washington D.C. und co. mit".

Es wäre politisch ratsam, auch in Deutschland/Europa, endlich das Augenmerk auf die Gesellschaftschicht(en) zu richten, deren Leben immer schwerer und perspektivloser wird. Geschönte Arbeitslosenstatistiken helfen da nicht, sondern treiben die Menschen weiter weg von der etablierten Politik. 100.000te Zeitarbeitnehmersklaven sind ebenfalls nicht förderlich für das Gemeinschaftsgefühl.

Kleines Beispiel aus meinem Leben: Ich habe im Ing.-bereich studiert und bin noch nicht allzulange "fertig". Ich kenne durchaus eine Menge ehemaliger Kommilitonen die bei OEMs und größeren Konzernen eingestiegen sind. Bei nicht wenigen läuft das aber mittlerweile so, dass man nicht beim Mutterkonzern angestellt wird, sondern bei einer "Engineering-Tochtergesellschaft", im Grunde eine Zeitarbeitsfirma für Akademiker/Ingenieure. Was diese Leute mir so berichten ist sehr ernüchternd. Finanziell, vom Arbeitsklima her, von der Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Ist ein Projekt beendet, oder stimmt die Auftragslage nicht, können sie relativ schnell auf die Straße gesetzt werden. Das "aus dem Boden sprießen" der unabhängingen Engineering-Dienstleister spricht ebenfalls Bände. Obwohl die Konzerne und OEMs nicht selten mehr Geld verdienen denn je. Für junge Akademiker und Ingenieure hat man immer seltener einen festen Platz im eigenen Kreise. Warum auch, wenn man über Dienstleister die Absolventen viel günstiger und ungebundener ausnutzen kann?
Kein schönes Gefühl, nach Jahren des Studiums.
Ich frage mich dann oft, wie müssen sich Menschen fühlen, die eben einen niedrigeren Bildungsstand haben? Deren Perspektiven dadurch häufiger noch deutlich beschränkter sind?

Das ist alles natürlich keine Entschuldigung und erst recht kein Argument für ein Wahlkreuzchen bei Trump, oder bei der AfD und co.
Aber man kann erkennen, woher dieser "Trotz" kommt. Es liegt nicht daran, dass die Menschen "böswilliger" oder "populistischer" geworden sind. Es ist für immer größer werdende Bereiche der Gesellschaft ein Ausdruck der Verzweiflung.


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