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Deutschland als Partner (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Freitag, 03.11.2023, 19:48 (vor 776 Tagen) @ Fred789
bearbeitet von FourrierTrans, Freitag, 03.11.2023, 19:58

Meiner Ansicht nach werden im Umgang mit den Umständen im Nahen Osten einige Irrtümer nicht berücksichtigt. Ganz grundsätzlich gilt, dass ein guter Partner oder Freund selten zu finden ist und sich in der Not dadurch auszeichnet, eben nicht besonders reibungsfei zu agieren. Das gilt insbesondere in Situationen, in denen der Betroffene aus Panik, Entsetzen oder Wut handelt. Die Entscheidungen, die in diesem Umstand getroffen werden, sind mittel- bis langfristig meistens kontraproduktiv. Der dahergelaufene Bekannte pflichtet dann vorbehaltlos bei, weil er einfach keine Lust auf Diskussionen hat. Wenn ich einen Michael Roth höre, der bezugnehmend auf die aktuellen Geschehnisse mit Aussagen wie „Wir müssen jetzt Israel freie Hand lassen“ zu zitieren ist, dann ist er definitiv der dahergelaufene Bekannte, aber kein wahrer Freund Israels. Die gegenwärtig agierende politische Führung Israels hat, so wie das jede politische Führung in so einer Situation tut, die Motivation, besonders große Stärke zu zeigen und ein Gefühl der Sicherheit zu suggerieren. Benjamin Netanjahu ist in dem Zuge als israelischer Staatschef besonders speziell, auch im Innern.

Wenn man versucht, möglichst nüchtern relativ gesicherte Informationen, z.B. der IDF, zu betrachten, dann ist es vermutlich nicht übertrieben zu sagen, Gaza erlebt aktuell eine Feuerwand, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Militärisch betrachtet ist es sicherlich möglich, unter erheblichem Blutzoll der IDF, alle Hamas Kämpfer auszuschalten und alle Hamas Anlagen zu neutralisieren. Die Großflächigkeit der Operationen, die ja zwangsläufig notwendig ist, um diese Ziele zu erreichen, lässt auf der anderen Seite keinen Zweifel offen, wie stark Gaza leiden wird. Und mit ihm die Menschen. Rational betrachtet wissen wir, dass die Hamas dies gezielt ausnutzt und die Verantwortung dafür trägt. Den (jungen) Menschen vor Ort wird sich vermutlich dennoch ein anderes Bild in die Erinnerung einbrennen und die Ideologie des Terrors und Hasses reibt sich die Hände über den kommenden "Nachwuchs". Die Hamas ist lediglich ein Ausdruck, eine Organisation die sich durch ihre Ideologie speist und keine reguläre Armee eines souveränen Staates, die man zu einer bedingungslosen Kapitulation zwingen kann. Und selbst in so einem Fall hat sich mit dem Ende von Nazideutschland gezeigt, dass ein militärischer Sieg alleine nicht reicht. Die langwierige Arbeit beginnt erst dann. Es ist äußerst schwer abzuwägen, bis zu welchem Level die militärische Operation zwingend notwendig und sinnvoll ist. Was hier fehlt und, meinem subjektiven Eindruck nach, von Deutschland viel zu wenig forciert wird, ist der langfristige Zeithorizont. Wie kann Israels langfristige Sicherheit aussehen? Was kann man jetzt tun, um sich nicht nachhaltig in eine noch viel exponiertere Stellung zu manövrieren? Lippenbekenntnisse von deutschen Politikern, die sich ohnehin in ihrem Leben niemals einem Feuergefecht stellen werden müssen, braucht es da nicht. Da hätte ich mir mehr erhofft, zum Wohle Israels.


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